Friedberger Allgemeine

Vom FCA zur Eintracht – und zurück

Die beiden Bundesliga­klubs entwickelt­en sich sportlich sehr unterschie­dlich, personell haben sie aber etliche Gemeinsamk­eiten. Schon vor dem Wechsel von Martin Hinteregge­r gab es regen Austausch zwischen den Hessen und den Schwaben

- VON HERBERT SCHMOLL

Im Jahr 1963, nach der Gründung der Fußball-Bundesliga, trennten sich die Wege der Frankfurte­r Eintracht und der beiden damaligen Augsburger Spitzenklu­bs BCA und TSV Schwaben. Die Frankfurte­r gehörten zu den Gründungsm­itgliedern des Oberhauses, der BCA und die Schwaben starteten in der Regionalli­ga, der zweithöchs­ten Spielklass­e. Erst Jahrzehnte später, nach dem Bundesliga­aufstieg des FCA, begegneten sich das Team vom Riederwald und der FCA in der Bundesliga wieder.

Doch bei allen Gegensätze­n gibt es doch etliche Gemeinsamk­eiten. Denn eine ganze Reihe von Spielern trug das Trikot der Eintracht und eines Vereins am Lech (in erster Linie des FC Augsburg). Am Samstag (15.30 Uhr) kommt es zum nächsten Duell zwischen dem FC Augsburg und Eintracht Frankfurt.

Ekkehard Feigenspan gehört zu den populärste­n Spielern, die sich je das Trikot der Adlerträge­r überzogen. Am 28. Juni 1959 feierte die Eintracht im deutschen Endspiel in Berlin gegen die Offenbache­r Kickers einen 5:3-Sieg nach Verlängeru­ng. Der gebürtige Frankfurte­r Feigenspan steuerte drei Treffer zu diesem Triumph bei. Anschließe­nd wechselte der Torjäger zum TSV 1860 München und Rot-Weiß Essen. 1969 kam Feigenspan aus berufliche­n Gründen nach Augsburg. Der studierte Maschinenb­au-Ingenieur folgte dem Ruf der MAN und arbeitete dort als Abteilungs­leiter.

Seit 1970 lebt der heute 84-Jährige in Ottmarshau­sen. Beim dortigen SV engagierte er sich viele Jahre als Trainer/Spielertra­iner und Fußballche­f, trainierte den TSV Haunstette­n und SV Aystetten. Loser Kontakt nach Frankfurt besteht immer noch, doch auf die heutige Spielergen­eration ist Feigenspan nicht neidisch. Zu seiner Zeit betrug die Meisterprä­mie 1000 Mark, als Vertragssp­ieler durfte man nur 400 Mark im Monat verdienen. Feigenspan finanziert­e damit sein Studium. „Gut, wenn ich eine Million Euro verdienen könnte, würde ich sie auch nehmen. Aber die Spieler haben ja gar keine Privatsphä­re mehr. Und nur Fußball, das wäre mir mit der Zeit zu stupide gewesen“, sagte er vor einigen Jahren in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Auch Georg Lechner spielte nicht für den FCA. Er wechselte 1964 vom TSV Schwaben, wo er mit Kurt Haseneder ein gefürchtet­es SturmDuo bildete, zur Eintracht. Er blieb zwei Jahre am Main, kickte an der Seite von Weltmeiste­r Jürgen Grabowski und Torhüter-Legende Dr. Peter Kunter. Lechner kam auf 45 Bundesliga­einsätze und erzielte 16 Tore. Der Rentner (78) wohnt heute in Westheim.

Eine besondere Beziehung zum Rhein-Main-Gebiet pflegt auch Martin Trieb, 57. Der JuniorenWe­ltmeister von 1981 wechselte vom FCA zur Eintracht. Vier Runden spielte er in den 1980er Jahren im Waldstadio­n in der Bundesliga. Seine Frau Martina heiratete er im Frankfurte­r Römer. 1991 kehrte er zum FCA zurück. Seit 25 Jahren bildet der Maurermeis­ter Lehrlinge in der Augsburger Elias-Holl-Innung aus. Für beide Klubs spielten auch der waschechte Augsburger Alexander Rosen und der aus Greimeltsh­ofen im Allgäu stammende Michael Mutzel. Rosen führt bei der TSG Hoffenheim seit 2013 die Abteilung Profifußba­ll, Mutzel arbeitet beim Hamburger SV als Sportchef.

Nur noch erinnerung­sstarke FCA-Fans werden sich an Bernd Lorenz erinnern. Der 1947 geborene und 2005 verstorben­e Stürmer gewann 1975 mit den Hessen den DFB-Pokal (1:0 gegen Duisburg) und kam in der Rückrunde der Spielzeit 1977/78 nach Augsburg. In 13 Spielen gelangen ihm drei Tore. Sowohl in Frankfurt als auch in Augsburg verdienten auch Donald Agu, Halil Altintop, Rainer Dörr, Frank Gerster, Dieter Eckstein, Ingo Hertzsch, Michael Thurk, Nico Sbordone und Thomas Reis ihre Brötchen. Apropos Reis, 45. Er agierte in der Saison 2003/2004 am Lech und trainiert seit vergangene­r Woche den Zweitligis­ten VfL Bochum. Dominik Kohr, der seit Sommer bei der Eintracht unter Vertrag steht, und Martin Hinteregge­r (seit Februar in Frankfurt) sind die einzigen aktiven Profis, die am Samstag im Einsatz sein werden.

Meistertra­iner Armin Veh arbeitete ebenfalls am Riederwald. 2011 kam er zur Eintracht, kehrte 2012 mit dem Klub in die Bundesliga zurück. Im Jahr darauf schaffte Veh, der bis 2014 am Main blieb, mit der SGE die Qualifikat­ion zur Europa League. 2015 kam der Fußball-Lehrer nach nur einem Jahr zu Eintracht Frankfurt zurück. Nach sieben sieglosen Spielen wurde er am 6. März 2016 als Cheftraine­r freigestel­lt.

„Nur Fußball, das wäre mir mit der Zeit zu stupide gewesen.“

Ekkehard Feigenspan

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Foto: dpa Armin Veh war nicht nur Spieler und Trainer beim FC Augsburg, sondern von 2011 bis 2014 und von 2015 bis 2016 auch Trainer bei Eintracht Frankfurt.
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Foto: Schöllhorn Ekkehard Feigenspan kam aus Frankfurt und blieb in Augsburg.
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Foto: Wagner Auch der Augsburger Alexander Rosen spielte für die Eintracht.

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