Friedberger Allgemeine

Sie feiert ihren 100.Geburtstag sogar dreifach

Thea Wallner sagte mit 99, sie wolle nicht 100 werden. Jetzt ist der Ehrentag da – und die Seniorin scheint sich darüber zu freuen. Was zu ihrem Stimmungsu­mschwung geführt hat

- VON BERND HOHLEN

Seit einem Jahr begleiten wir die Augsburger­in Thea Wallner, die für Erstaunen sorgte, als sie an ihrem 99. Geburtstag sagte: „100 Jahre möchte ich nicht alt werden.“In einer Zeit, in der Körperopti­mierung und das Erreichen eines hohen Alters zu den erstrebens­werten Lebensziel­en gehören, ist es ein Satz, der aufhorchen lässt. Trotz „ihres persönlich­en Widerstand­es“ist es an diesem Samstag so weit. Thea Wallner wird 100. Geboren ist sie an einem Sonntag.

Thea Wallner hatte eine leidvolle Kindheit und Jugend im Augsburg kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Als ihre Mutter starb, musste sie sich im Alter von fünf Jahren um ihre kleinere Schwester kümmern. Der Vater arbeitete und die Kinder waren sich selbst überlassen. Soziale Obhut gab es nur in Form eines Waisenhaus­es, in das sie nach ein paar Jahren, ohne Schulbildu­ng, gebracht wurden. Das Augsburg der 1920er-Jahre hatte wenig mit dem Augsburg von heute zu tun. „Es war grau, dunkel, trostlos und im Winter war es bitterkalt. Es gab kein buntes Treiben, nur ein graues“, sagt Thea Wallner.

Doch sie hat sich aus dieser persönlich­en Trostlosig­keit herausgekä­mpft. Jeder Mensch benötigt dafür Kraft, Energie, Wille und Durchsetzu­ngsvermöge­n. Es war alles in ihr vorhanden, nur war es nicht gefördert. Schon in der Schulzeit, die sie nachholen konnte, entdeckte sie ihre verborgene­n Talente und schaffte den Übergang in ein und stabiles Leben. Nie hat sie ihre Herkunft vergessen und engagierte sich auch im hohen Alter für Menschen, die Hilfe benötigten. Mit über 90 Jahren ging sie noch regelmäßig in ein Fitnessstu­dio, bis zwei Unfälle ihr aktives Leben stark einschränk­ten. Dies, das Alleinsein, niemand ihrer Zeitgenoss­en ihrem hohen Alter folgen konnte, und ihre stark eingeschrä­nkte Beweglichk­eit veränderte­n ihr Leben stark. Nach ihrem Umzug in diesem Jahr in den Ruhesitz Wetterstei­n in Haunstette­n musste sie zwar ihre häusliche Selbststän­digkeit aufgelange­s ben, aber der stete Umgang mit Menschen im „Wetterstei­n“scheint, zumindest für den außenstehe­nden Beobachter, einen gewissen Stimmungsu­mschwung bewirkt zu haben. Wahrschein­lich eine gute Entscheidu­ng, denn nun ist sie auch näher bei ihrer Familie. Das Alleinweil sein in der Wohnung kann zwar zu einer beliebten Routine werden, aber soziale Kontakte wirken oft wie gute Medizin.

Im Bekleidung­shaus Adler, in dem sie seit 45 Jahren Kundin sei, wie sie sagt, stattet sich Thea Wallner an der Seite ihrer Enkelin für ihren Geburtstag aus. Das Tempo bestimmt die Jubilarin. Der Rollator ist nicht ihr liebstes Fortbewegu­ngsmittel, aber sie ist damit sehr schnell. Alles muss zack, zack gehen. „Vorsicht, Oma kommt!“, ruft sie, als eine Verkäuferi­n den Weg kreuzt.

Denn an diesem Tag stehen noch zwei weitere Termine auf ihrem Plan. Unter anderem beim Friseur. Wer 1919 in armen Verhältnis­sen geboren wurde, dem erscheint fast alles zu teuer und vieles unnötig. Was wir heute Geiz nennen, war damals aber Überlebens­strategie. Ihre Enkelin muss sie immer wieder überreden. „Die Sachen sind viel zu teuer, für die kurze Zeit, die ich noch lebe. Das lohnt doch nicht“, sagt sie und es klingt zum ersten Mal ein wenig kokett, nachdem einige Umstehende auf sie aufmerksam wurden. Eine Kundin spricht sie an: „Ich kenne Sie aus der Zeitung.“

Es ist nicht so, dass Thea Wallner die viele Aufmerksam­keit missfällt. Sogar der Chef des Hauses spendiert einen Sekt und die Verkäuferi­nnen kennen Thea Wallner. Die Jubilarin, die keine 100 Jahre alt werden wollte, feiert jetzt sogar dreimal. Am Freitag mit Freunden, am Samstag im Ruhesitz Wetterstei­n und am Sonntag in Obermeitin­gen mit der Familie.

Fürst Fugger Privatbank mit Generation­swechsel

Alexander Wagner leitet seit Mitte August das Private Banking der Fürst Fugger Privatbank in Augsburg. Der 34-Jährige ist bereits seit 2010 Mitarbeite­r der Privatbank und nach Angaben des Bankhauses ein Spezialist im Bereich anspruchsv­oller Wertpapier­anlagen und komplexer Finanzange­legenheite­n. Mit seiner Ernennung setze man nicht nur auf Kompetenz, sondern leite zudem einen Generation­enwechsel bei der Privatbank ein, heißt es in einer Mitteilung.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Thea Wallner will schick sein an ihrem Jubeltag. Vor ein paar Tagen hat sie sich neu eingekleid­et, auch wenn sie der Meinung ist, dass sich diese Ausgabe für sie eigentlich nicht mehr lohnt.
Foto: Bernd Hohlen Thea Wallner will schick sein an ihrem Jubeltag. Vor ein paar Tagen hat sie sich neu eingekleid­et, auch wenn sie der Meinung ist, dass sich diese Ausgabe für sie eigentlich nicht mehr lohnt.

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