Was würde ein 365-Euro-Abo bringen?
Gasleitung angebaggert: Morellstraße gesperrt
Die Morellstraße in Augsburg war am Freitag kurzzeitig Sperrgebiet: Polizei und Feuerwehr sind am frühen Nachmittag dorthin ausgerückt, weil bei Bauarbeiten eine Gasleitung beschädigt worden ist. Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte, war die Straße von der Gögginger Straße kommend ab der Hausnummer 10 ab etwa 13.30 Uhr rund eine halbe Stunde lang gesperrt. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers hatte ein Bagger in einer Baugrube die Leitung beschädigt, dadurch trat Gas aus. Der Baggerfahrer setzte sofort einen Notruf an die Feuerwehr ab. Explosionsgefahr habe vorübergehend nur in der Grube selbst bestanden. Messungen im Umfeld und in anliegenden Häusern ergaben keine gefährliche Gaskonzentration in der Luft. Die Gaszufuhr sei durch die Stadtwerke schnell gestoppt worden. Anwohner hatten ihre Häuser nicht verlassen müssen. Da es sich um private Leitungen für einen noch nicht fertiggestellten Neubau handelt, muss der Eigentümer den Einsatz der Stadtwerke bezahlen. „Wenn Gefahr im Verzug ist, kommt sofort der Entstördienst der Stadtwerke, auch wenn es sich um private Leitungen handelt“, sagt Pressesprecher Jürgen Fergg von den Augsburger Stadtwerken.
Wenn es ums Thema Nahverkehr geht, dann spielt die Zahl 365 momentan eine große Rolle: Die SPD-Bundestagsfraktion fordert die Bezuschussung von 365-Euro-Tickets, in der Augsburger Kommunalpolitik haben sich SPD und Grüne ebenfalls für ein solches Ticket ohne Zeiteinschränkung (aktuell gilt eine Sperrzeit von 9 Uhr auf das Sparabo) ausgesprochen. Die CSU sieht das Angebot kritischer und will erst einmal Experten befragen. Augsburgs Nachbarstadt Gersthofen will zum Jahreswechsel hingegen ein 365-Euro-Ticket für die eigenen Bürger aus dem städtischen Haushalt bezuschussen.
Das Thema hat nach dem Rumoren bei der Tarifreform und angesichts der Debatten um Stickoxid und Klimaschutz das Zeug zum Wahlkampfschlager. Bus und Tram für einen Euro pro Tag nutzen zu können, ist eine plastische Forderung. Und es würde sie zunächst wohl jeder gutheißen – zumindest von denen, die den Nahverkehr ohnehin nutzen.
Für diese Gruppe ist ein 365-Euro-Ticket schlicht und ergreifend ein Wahlgeschenk, das dafür sorgt, dass sie dem Nahverkehr treu bleibt. Statt der gut 30 Euro pro Monat im Fall eines 365-Euro-Tickets kostet ein Abo für den Innenraum (Zonen 10 und 20) aktuell 52,50 Euro pro Monat.
Verkehrs- und umweltpolitisch ist die entscheidende Frage, ob sich durch ein solches Ticket die Fahrgastzahlen in Augsburg (aktuell fahren pro Jahr rund 62,4 Millionen Fahrgäste bei den Stadtwerken) steigern ließen. Die Frage, ob einen ein solches Angebot zum Umstieg bewegen würde, kann sich jeder Nichtabonnent selbst stellen. Zum Nachrechnen: Bei einem aktuellen Einzelfahrpreis von drei Euro
sich ein 365-Euro-Abo ab zehn Fahrten pro Monat.
Und genau genommen darf diese Steigerung nur zulasten des Autoverkehrs gehen – wer mit Bus und Tram fährt, statt zu Fuß zu gehen oder zu radeln, verhält sich sogar etwas umweltschädlicher als vorher.
Die von den Stadtwerken zum Jahreswechsel geplante City-Zone mit Gratis-Nahverkehr in der KernInnenstadt könnte übrigens genau dazu führen – etwaige Fahrgastmehrungen werden nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass so mancher nicht mehr vom Bahnhof zum Königsplatz läuft, sondern halt die bequeme Straßenbahn nimmt. Sie kostet ja nichts. Ob der Innenstadt-Parksuchverkehr von Autos durch dieses Angebot vermindert wird und ob der Innenstadthandel profitiert, was die offizielle Begründung ist, bleibt abzuwarten. Vor allem dient die Cityzone wohl dazu, Härten der Tarifreform für Gelespiel genheitsfahrgäste auszugleichen. Doch zurück zum 365-Euro-Ticket: Wien, das als europaweites Vorbild dient, hat seit 2012 eine steile Entwicklung bei Abos hingelegt. Der öffentliche Nahverkehr hat dort einen Anteil von 39 Prozent
Neue Linien dürften für mehr Fahrgäste sorgen
am Verkehr (in Augsburg sind es 16 Prozent), allerdings war der Anteil schon vor Einführung des 365-Euro-Tickets überdurchschnittlich hoch. Es gehört auch zur Wahrheit, dass die Bevölkerung der Stadt in diesem Zeitraum wuchs und dass Wien die Nahverkehrsinfrastruktur ausbaute. Und flankierend wurden die Parkgebühren erhöht – nur im Zusammenrechnet all dieser Faktoren kam es zu der Fahrgaststeigerung.
Auch dem Augsburger Verkehrsund Tarifverbund merkt man an, dass es eine Verkehrspolitik „aus einem Guss“braucht, wenn man ein 365-Euro-Ticket haben will. Grundsätzlich sei eine Tarifsenkung alleine aber nie der große Wurf – wer mehr Fahrgäste wolle, müsse das Angebot ausweiten, sagen Experten.
Was die Takthäufigkeit und Haltestellendichte betrifft, ist im Stadtgebiet aber nicht viel Luft nach oben. Zu Randzeiten könnte das Angebot besser sein, aber ehrlicherweise wird man spätabends nicht die Massen transportieren. Eher dürften neue Linien wie die Verlängerung der 3er oder der Neubau der 5er für mehr Fahrgäste sorgen. Und auch der Ansatz der Stadtwerke, Bus, Tram, Leihrad und Carsharing aus einer Hand zum künftigen Flatrate-Preis anzubieten, ist spannend. Sollte es beim anvisierten Preis von etwa 70 Euro pro Monat bleiben, ist das im November startende Angebot durchaus attraktiv.
Zu glauben, dass man mit einem 365-Euro-Ticket schlagartig riesige Fahrgastzuwächse bekommt, ist also zu einfach. Und abgesehen davon, dass ein solches Ticket im gesamten Verkehrsverbund befürwortet werden müsste, wäre zu klären, wer die Mindereinnahmen von etwa zwölf Millionen Euro aufs AVV-Gebiet umgerechnet trägt.
Das 365-Euro-Ticket kann ein Bestandteil dabei sein, mehr Fahrgäste zu gewinnen, aber wer es befürwortet, muss auch Wege aufzeigen, wie es finanziert werden soll. Ohne Zuschüsse aus Steuergeldern – egal ob von Land, Stadt und Landkreisen – würde es nicht gehen. Das wird schwierig, doch gleichzeitig standen die Chancen angesichts der laufenden Umweltdiskussionen noch nie so gut.