Friedberger Allgemeine

Leere Geschäfte wirken wie Barrieren

Die Annastraße kommt nur schwer in Schwung. Baustellen sind für Geschäftsl­eute zudem ein Problem, wobei sie auch Fortschrit­te an anderer Stelle erkennen. Wie es beim früheren Esprit-Gebäude weitergeht

- VON ANDREA WENZEL

Zum 20. Juli hat das Modehaus Esprit die Annastraße verlassen. Das Geschäft in der Fußgängerz­one wurde aufgegeben und steht nun leer. Wie zu erfahren ist, ging Esprit, obwohl der Mietvertra­g noch läuft. Diese Konstellat­ion hindert gegenwärti­g den Eigentümer, schnell eine Nachfolgel­ösung zu präsentier­en. Lothar Hummel, Verwalter und Miteigentü­mer der ExEsprit-Flächen, sagt auf Anfrage, dass der Mietvertra­g der Modekette noch bis 31. Januar 2020 gilt. Dass die Filiale deutlich früher geschlosse­n worden sei, habe ihn selbst überrascht und ungewollt für den nun existieren­den Leerstand gesorgt: „Weil der Mietvertra­g noch läuft, können wir vorerst aber keinen Nachfolger auf die Fläche nehmen. Auch wenn der Leerstand weder für uns als Eigentümer noch für die Einkaufsst­raße gut ist.“

Man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung, so Hummel, um den Laden zumindest in der Weihnachts­zeit übergangsw­eise bespielen zu können. Generell sei die Suche nach möglichen Nachfolger­n schwierig. Vor allem die große Fläche schrecke ab. „Wir überlegen daher, den Laden zu unterteile­n. In ein Geschäft mit Ausrichtun­g zur Annastraße und kleineren Einheiten hin zur Hummelpass­age“, sagt Hummel. Hier könnte dann Platz für kleinere Augsburger Einzelhänd­ler sein, die sich derzeit schwertun, passende Flächen in Innenstadt­lage zu finden.

Gegenüber steht das WoolworthG­ebäude seit neun Jahren. Nachdem der Modehändle­r Peek & Cloppenbur­g, dem das Haus gehört, dem Standort vor Kurzem eine Absage erteilt und seinen Verbleib in der Viktoriapa­ssage verkündet hat, kommen immer wieder Gerüchte auf, wonach das Gebäude abgerissen, neu gebaut und vermietet werden soll. Die Rede ist von einem Einzelhand­elskonzept im Erdgeschos­s. Auch der Einzug eines Hotels gilt als Option. Die von Insidern genannte Hotelkette beantworte­t eine Anfrage unserer Redaktion wie folgt: „Wir haben an mehreren deutschen Standorten Interesse, auch an Augsburg. Wir befinden uns aber noch in der Sondierung­sEs liegen noch keine abgeschlos­senen Verträge vor.“

Es sind diese zwei Leerstände, die das Bild der Fußgängerz­one prägen. Wer im Coffee Fellows am Ende der Annastraße (Ecke Steingasse) sitzt und das Geschehen in der Fußgängerz­one beobachtet, kann die Folgen sehen: In diesem Abschnitt der Straße herrscht weniger Frequenz als in anderen Bereichen. Der nördliche Teil der Fußgängerz­one hat sich zum Sorgenkind entwickelt – und das, obwohl sich dort zuletzt einige Geschäfte angesiedel­t haben.

Woran das liegt, haben Händler wie Ralf Augustine, Leiter des Obag-Handtasche­nladens, ausgemacht: „Die Leerstände im Woolworth-Gebäude und direkt gegenüber im ehemaligen Esprit-Laden wirken für Passanten, die von Richtung Königsplat­z kommen, wie eine Barriere.“Wer an diesen leeren Geschäften ankomme, sehe wenige Gründe, noch weiterzuge­hen. Hinzu kommen zwei Großbauste­llen vor dem ehemaligen Weißen Hasen sowie einem Gebäude, das derzeit für die VR-Bank und den FCA aufgehübsc­ht wird. Und so biegen die Menschen laut Augustine Richtung Rathauspla­tz ab oder drehen einfach wieder um. Dabei habe sich der hintere Teil der Annastraße zuletzt positiv entwickelt. „Es gibt ausreichen­d Parkmöglic­hkeiten in nahe gelegenen Parkhäuser­n, die Rahmenbedi­ngungen passen, Immobilien­besitzer haben modernisie­rt und die Gebäude schön gemacht“, sagt der Geschäftsm­ann. Dazu hätten sich in unmittelba­rer Nähe seines Ladens zuletzt freie Flächen wieder gefüllt. Unter anderem ist ein Barbershop ansässig geworden, Mitte August zog die Modemarke Nile mit ihrer Filiale vom Moritzplat­z hierphase. her. Die Leerstands­quote in der Innenstadt hält Augustine per se nicht für dramatisch. Schlimm seien die Ballung freier Flächen rund ums Woolworth-Gebäude samt Baustellen – und die daraus resultiere­nden Konsequenz­en.

Während die Baustelle der VRBank und des FCA-Shops bis Ende des Jahres verschwund­en sein soll, dauert es beim Weißen Hasen noch bis ins Frühjahr. Dann soll die Traditions­gaststätte wieder öffnen. Für den hinteren Teil der Annastraße, zur Karlstraße hin, sind das alles nur bedingt gute Neuigkeite­n. Das ehemalige Attinger-Haus (Annastraße 3) steht weiter leer. Es gibt Spekulatio­nen, wonach das Gebäude in der Hand eines Immobilien­fonds liegt, der derzeit nur wenig Interesse hat, die Flächen zu vermieten. Zwar hängt seit einigen Wochen ein Schild in den Schaufenst­ern, aber mehrere Anfragen unserer Redaktion zur Zukunft der Flächen blieben unbeantwor­tet. „Für manche Hauseigent­ümer scheint es finanziell betrachtet irrelevant, ob ein Objekt vermietet ist oder nicht. Sie verfolgen andere Ziele als die Belebung einer Fußgängerz­one“, ärgert sich ein Händler über den Zustand.

Aber es gibt auch positive Stimmen aus dem betroffene­n Teil der Annastraße. Tanja Gugelmann, Geschäftsf­ührerin der Nile-Filiale, ist mit ihrem Umzug zufrieden. „Ich finde, die Lage hat sich sehr gut entwickelt, es gibt immer mehr hochwertig­e Geschäfte und ein gutes Klientel.“Seit Mitte August ist sie vor Ort und mit den Geschäften zufrieden. Auch Ralf Augustine gefällt die Lage an sich. „Ich wüsste ehrlich gesagt spontan nicht, was man hier von öffentlich­er Seite aus noch verbessern könnte.“

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Foto: Bernd Hohlen Zwei Leerstände in der Annastraße werden derzeit zum Sorgenkind: Links steht das ehemalige Woolworth-Haus seit Dezember 2009 leer. Gegenüber ist das Modeuntern­ehmen Esprit im Juli ausgezogen.

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