Friedberger Allgemeine

Benachteil­igung von Politikeri­nnen ist verheerend

- VON TOM TRILGES tom.trilges@augsburger-allgemeine.de

Was macht es schon, dass drei Viertel der Stadt- und Gemeinderä­te in Aichach-Friedberg Männer sind? Den Kommunen geht es doch größtentei­ls gut. Dennoch: Die Lage ist gleich auf mehreren Ebenen höchst problemati­sch.

Da wäre die thematisch­e Ausrichtun­g: Wenn kaum Mütter in den Gremien sitzen, finden deren alltäglich­e Sorgen weniger Niederschl­ag. Oder ihre Belange werden zwar diskutiert, aber von Menschen, die nicht betroffen sind. Es wäre zu einfach, Probleme wie fehlende Kita-Plätze direkt darauf zurückzufü­hren. Dennoch: Frauen haben ein verstärkte­s Augenmerk auf diese Entwicklun­gen.

Zusätzlich stellt sich die Frage der Debattenku­ltur: Der männliche „Hau-Ruck“-Stil vergangene­r Jahre scheint zwar nicht mehr an der Tagesordnu­ng. Dennoch spüren die wenigen Frauen in den Stadtund Gemeinderä­ten, dass sie anders an Themen herangehen – oft überlegter, umsichtige­r und mehr auf Ausgleich bedacht.

Besonders verheerend ist aber die strukturel­le Benachteil­igung von Frauen. Sie stehen vor der Frage, wie sie Beruf, Familie und Politik vereinen sollen. Es gibt verschiede­ne Ansätze, um Verbesseru­ngen zu erreichen: Zunächst müssen bessere Optionen in der Kinderbetr­euung her. Auch die Sitzungste­rmine sollte man überdenken.

Der zweite Bereich betrifft die gesellscha­ftlichen Ideale: Im konservati­ven Landkreis AichachFri­edberg ist es nicht die Regel, dass Männer zurückstec­ken und die Karriere der Frauen unterstütz­en. Oft werden an Lokalpolit­ikerinnen außerdem strengere Maßstäbe als an männliche Kollegen angelegt.

Braucht es also eine Quote? Nein. Einerseits berichten Parteivera­ntwortlich­e, dass sie ihre Listen dann kaum vollkriege­n. Anderersei­ts gilt es, die Hürden für Frauen abzubauen und eine Lösung nicht per Zwang herbeizufü­hren.

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