Benachteiligung von Politikerinnen ist verheerend
Was macht es schon, dass drei Viertel der Stadt- und Gemeinderäte in Aichach-Friedberg Männer sind? Den Kommunen geht es doch größtenteils gut. Dennoch: Die Lage ist gleich auf mehreren Ebenen höchst problematisch.
Da wäre die thematische Ausrichtung: Wenn kaum Mütter in den Gremien sitzen, finden deren alltägliche Sorgen weniger Niederschlag. Oder ihre Belange werden zwar diskutiert, aber von Menschen, die nicht betroffen sind. Es wäre zu einfach, Probleme wie fehlende Kita-Plätze direkt darauf zurückzuführen. Dennoch: Frauen haben ein verstärktes Augenmerk auf diese Entwicklungen.
Zusätzlich stellt sich die Frage der Debattenkultur: Der männliche „Hau-Ruck“-Stil vergangener Jahre scheint zwar nicht mehr an der Tagesordnung. Dennoch spüren die wenigen Frauen in den Stadtund Gemeinderäten, dass sie anders an Themen herangehen – oft überlegter, umsichtiger und mehr auf Ausgleich bedacht.
Besonders verheerend ist aber die strukturelle Benachteiligung von Frauen. Sie stehen vor der Frage, wie sie Beruf, Familie und Politik vereinen sollen. Es gibt verschiedene Ansätze, um Verbesserungen zu erreichen: Zunächst müssen bessere Optionen in der Kinderbetreuung her. Auch die Sitzungstermine sollte man überdenken.
Der zweite Bereich betrifft die gesellschaftlichen Ideale: Im konservativen Landkreis AichachFriedberg ist es nicht die Regel, dass Männer zurückstecken und die Karriere der Frauen unterstützen. Oft werden an Lokalpolitikerinnen außerdem strengere Maßstäbe als an männliche Kollegen angelegt.
Braucht es also eine Quote? Nein. Einerseits berichten Parteiverantwortliche, dass sie ihre Listen dann kaum vollkriegen. Andererseits gilt es, die Hürden für Frauen abzubauen und eine Lösung nicht per Zwang herbeizuführen.