Friedberger Allgemeine

Eine Schulleite­rin mit Herz und Verstand

Hermine Scroggie leitet jetzt die FOS/BOS in Friedberg mit 1000 Schülern. Sie schätzt die gute Atmosphäre dort – und ist aufgeschlo­ssen für Neuerungen

- VON VANESSA POLEDNIA

Friedberg Hermine Scroggie war schon recht früh klar, dass sie Lehrerin werden möchte. „Ich wusste nur bis zum Abitur nicht, welche Fächer es werden sollen.“Sprachen haben sie schon immer fasziniert, doch ein naturwisse­nschaftlic­hes Studium reizte sie ebenso. Sie war vielseitig interessie­rt. Am Ende fiel ihre Wahl auf ein Lehramtsst­udium mit der Fächerkomb­ination Deutsch und Englisch an der Universitä­t Augsburg. Diese Entscheidu­ng liegt einige Jahre zurück Scroggie ist seit diesem Schuljahr Leiterin der Fachobersc­hule/Berufliche Oberschule Friedberg.

Doch zuvor führte sie das Referendar­iat nach Simbach am Inn und Nürnberg. Mit dem zweiten Staatsexam­en in der Tasche kam sie im Schuljahr 1999/2000 zunächst an die FOS/BOS in Augsburg. Zeitgleich wurde in Friedberg die Berufliche Oberschule gegründet. „Ich habe mich sofort beworben, als ich das mitbekomme­n habe“, erzählt Scroggie. Schließlic­h wohnte sie damals – in Augsburg aufgewachs­en – bereits in Friedberg und wollte dort auch gerne arbeiten. „Ich bin sozusagen Gründungsm­itglied der FOS/ BOS Friedberg“, sagt sie.

Seitdem führt sie ihr täglicher Weg zu dem modernen Schulhaus am Volksfestp­latz. Das Ziel, Schulleite­rin zu werden hatte sie nie, doch sah der frühere Schulleite­r Wolfgang Wiedemann ihr Potenzial und riet ihr 2015 zur Bewerbung um den Posten stellvertr­etende Schulleite­rin. Sie bekam die Stelle. Ab November 2017 übernahm sie zusätzlich die Schulleitu­ng, den Wolfgang Wiedemann war schwer erkrankt. Im Frühjahr dieses Jahres starb er.

Hermine Scroggies Fähigkeite­n als Schulleite­rin sind also bereits erprobt. Neben der offizielle­n Ernennung zur Schulleite­rin hat sich ihr Berufsallt­ag wenig verändert. „Die Arbeit ist die gleiche geblieben“, sagt Scroggie. Denn sie übernimmt vorübergeh­end die Aufgaben der stellvertr­etenden Schulleitu­ng mit; die Stelle ist noch nicht besetzt. Neu ist für sie nur das Büro. Dieses wirkt noch recht kahl. „Am Anfang des Schuljahre­s ist viel zu tun“, erklärt die Schulleite­rin. Das Einrichten muss also noch ein wenig warten. Besondere Deko-Artikel oder persönlich­e Gegenständ­e hat Scroggie ohnehin nicht vorgesehen. Das würde auch nicht zu ihr passen. Ihr Büro müsse zweckmäßig und praktisch eingericht­et sein, sagt sie.

Rund 1000 Schüler und Schülerinn­en sind dieses Jahr an der FOS/ BOS Friedberg. Hermine Scroggie geht gerne zu „ihrer“Schule: „Hier herrscht eine sehr gute Atmosphäre.“Mit Englisch und Deutsch hatte die Lehrerin zwei aufwendige Korrekturu­nd Abiturfäch­er zu stemmen, im November 2017 kam die Doppelbela­stung der leitenden Posten hinzu. Wie ist das zu bewältigen?

Die 49-Jährige ist ganz und gar Pragmatike­rin und lösungsori­entiert. Das spiegelt sich in ihrer Arbeitswei­se wider. Als 2010 das erste iPad auf den Markt kam, erkannte Scroggie sofort das Potenzial des flachen Computers. Das prämierte Tablet-Konzept der Schule verschafft­e dem Lehrerkoll­egium und den Schülern Arbeitsent­lastung, indem sie die „Zettelwirt­schaft“eindämmte. Auch ihre 16-jährige Tochter Emily nutzt das Tablet am Friedberge­r Gymnasium. Andere Einrichtun­gen lassen sich an der Friedberge­r Schule über das Konzept beraten.

Scroggie freut sich über die erfolgreic­he Umsetzung und den ersten Preis beim Innovation­spreis für digitale Schulentwi­cklung, doch zeigt sie sich bescheiden. Sie sieht sich als „Dienstleis­terin an den Schülern und Kollegen“. Ihr Job sei es, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, in denen Lehrer und Schüler gut arbeiten können. Und die Schule scheint einen guten Nährboden für kluge Köpfe zu bieten: Die Friedberge­r FOS-Schülerin Melanie Jung wurde im diesjährig­en Abiturjahr­gang für den besten Notendurch­schnitt Bayerns ausgezeich­net.

Um die Belastung einzudämme­n, entschied Scroggie sich nun, keinen Deutschunt­erricht mehr zu geben. Englisch unterricht­et sie jedoch weiter. Mit England verbindet die Schulleite­rin mehr als nur die Liebe zur Sprache. Während eines einjährige­n Studienauf­enthalts an der englischen Universitä­t Reading lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen. Auch im Hause Scroggie wird Deutsch und Englisch gesprochen.

Ihr vielseitig­es Interesse zeigt sich nicht nur in der Schule. In ihrer Freizeit singt Scroggie im Kirchencho­r der Gemeinde St. Jakob. Ihr Glaube gibt ihr Kraft und leitet ihr Handeln. „Mir ist es wichtig, Menschen offen und wertschätz­end zu begegnen.“Diese Werte nimmt sie jeden Tag mit an die FOS/BOS Friedberg.

Sie erkannte gleich das Potenzial der Tablets für den Unterricht

 ?? Foto: Vanessa Polednia ?? Hermine Scroggie ist die neue Leiterin der FOS/BOS in Friedberg. Sie unterricht­et schon seit Langem an der Schule und war bislang stellvertr­etende Leiterin. Jetzt tritt die 49-Jährige die Nachfolge von Wolfgang Wiedemann an.
Foto: Vanessa Polednia Hermine Scroggie ist die neue Leiterin der FOS/BOS in Friedberg. Sie unterricht­et schon seit Langem an der Schule und war bislang stellvertr­etende Leiterin. Jetzt tritt die 49-Jährige die Nachfolge von Wolfgang Wiedemann an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany