Damit Kinder sicher zur Grundschule kommen
Verkehrswacht verteilt Westen an Erstklässler im Wittelsbacher Land. Was Eltern beachten müssen
Aichach-Friedberg Der ehemalige Polizist Helmut Beck hat schon oft gesehen, wie Kinder schwer verletzt auf der Straße liegen. „Das brennt sich in den Kopf ein“, sagt er. „Das ist einfach schrecklich.“Besonders wenn Rettungskräfte versuchten, das Leben des Kindes an der Unfallstelle zu retten und er irgendwann merke, dass nichts mehr zu machen sei. „Das sind Erlebnisse, die man nicht braucht.“
Deshalb engagiert er sich ehrenamtlich bei der Verkehrswacht des Landkreises Aichach-Friedberg – seit 20 Jahren. Heute ist er mit zwei Kolleginnen in der Ludwig-SteubGrundschule in Aichach zu Gast. In der Turnhalle der Schule stehen Verkehrszeichen, eine Bühne mit Mikrofonen und viele Stühle. Es ist der erste von 25 Besuchen in allen Grundschulen im Wittelsbacher Land bis Ende November. Die Aktion heißt „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“und findet jährlich statt. Gekommen sind auch Polizisten und Politiker.
Beck ist 63 Jahre alt und pensioniert. Während seines Berufslebens war er für Verkehr zuständig. Schlimme Unfälle hat er mit den Kollegen aufgearbeitet, sagt er. „Das Leid, das man als Polizist sieht, möchte man vermeiden.“Nun steht er vor den 65 Erstklässlern. In der Hand hat der Vater von zwei erwachsenen Kindern die Puppe der Verkehrswacht: Pit. Das Maskottchen trägt eine gelbe Warnweste, die die Erstklässler nachher auch bekommen. Vorher hören sie dem Mann mit dem Anzug, der Krawatte und den grauen Haaren zu. Eltern rät er, ihre Kinder ohne Zeitdruck zur Schule loszuschicken. Sie sollten auf ihre Kinder einwirken, achtsam zu sein. Kinder auch kurze Strecken mit dem Auto zur Schule zu bringen, hält er für weniger sinnvoll. „Sie müssen sich an die Verkehrsabläufe herantasten“, sagt Beck. Zur Schule zu gehen, sei wie eine Matheaufgabe.
Die haben Lena und Laura aus der ersten Klasse diese Woche mehrmals gelöst. Sie toben mit ihren gelben Westen auf dem Schulhof herum, ehe der Unterricht weitergeht. Lena, sechs Jahre alt, braucht 13 Minuten für ihren Schulweg. Mit der Weste fühle sie sich nun sicherer,
Immer damit rechnen, dass andere nicht aufpassen
sagt sie. Laura, ebenfalls sechs Jahre, wurde von ihrer Mutter gebracht. Ob sie die gelbe Weste von jetzt an nutzt? Sie zuckt mit den Schultern.
An die Erstklässler appellieren auch Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, Polizeioberrat Ralf Bührle und Landrat Klaus Metzger, vorsichtig zu sein. Metzger sagt: „Ihr müsst immer damit rechnen, dass andere nicht aufpassen.“Auf dem Weg zur Schule müsse man viel nachdenken. „Aber das übt ihr ja in der Schule.“
Geübt haben einige Schüler auch ein Lied, das sie auf der Bühne in der Turnhalle singen: „Hup, hup, hup, tut, tut, tut – auf die Autos achte ich gut.“