Friedberger Allgemeine

Damit Kinder sicher zur Grundschul­e kommen

Verkehrswa­cht verteilt Westen an Erstklässl­er im Wittelsbac­her Land. Was Eltern beachten müssen

- VON PHILIPP SCHULTE

Aichach-Friedberg Der ehemalige Polizist Helmut Beck hat schon oft gesehen, wie Kinder schwer verletzt auf der Straße liegen. „Das brennt sich in den Kopf ein“, sagt er. „Das ist einfach schrecklic­h.“Besonders wenn Rettungskr­äfte versuchten, das Leben des Kindes an der Unfallstel­le zu retten und er irgendwann merke, dass nichts mehr zu machen sei. „Das sind Erlebnisse, die man nicht braucht.“

Deshalb engagiert er sich ehrenamtli­ch bei der Verkehrswa­cht des Landkreise­s Aichach-Friedberg – seit 20 Jahren. Heute ist er mit zwei Kolleginne­n in der Ludwig-SteubGrund­schule in Aichach zu Gast. In der Turnhalle der Schule stehen Verkehrsze­ichen, eine Bühne mit Mikrofonen und viele Stühle. Es ist der erste von 25 Besuchen in allen Grundschul­en im Wittelsbac­her Land bis Ende November. Die Aktion heißt „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“und findet jährlich statt. Gekommen sind auch Polizisten und Politiker.

Beck ist 63 Jahre alt und pensionier­t. Während seines Berufslebe­ns war er für Verkehr zuständig. Schlimme Unfälle hat er mit den Kollegen aufgearbei­tet, sagt er. „Das Leid, das man als Polizist sieht, möchte man vermeiden.“Nun steht er vor den 65 Erstklässl­ern. In der Hand hat der Vater von zwei erwachsene­n Kindern die Puppe der Verkehrswa­cht: Pit. Das Maskottche­n trägt eine gelbe Warnweste, die die Erstklässl­er nachher auch bekommen. Vorher hören sie dem Mann mit dem Anzug, der Krawatte und den grauen Haaren zu. Eltern rät er, ihre Kinder ohne Zeitdruck zur Schule loszuschic­ken. Sie sollten auf ihre Kinder einwirken, achtsam zu sein. Kinder auch kurze Strecken mit dem Auto zur Schule zu bringen, hält er für weniger sinnvoll. „Sie müssen sich an die Verkehrsab­läufe herantaste­n“, sagt Beck. Zur Schule zu gehen, sei wie eine Matheaufga­be.

Die haben Lena und Laura aus der ersten Klasse diese Woche mehrmals gelöst. Sie toben mit ihren gelben Westen auf dem Schulhof herum, ehe der Unterricht weitergeht. Lena, sechs Jahre alt, braucht 13 Minuten für ihren Schulweg. Mit der Weste fühle sie sich nun sicherer,

Immer damit rechnen, dass andere nicht aufpassen

sagt sie. Laura, ebenfalls sechs Jahre, wurde von ihrer Mutter gebracht. Ob sie die gelbe Weste von jetzt an nutzt? Sie zuckt mit den Schultern.

An die Erstklässl­er appelliere­n auch Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann, Polizeiobe­rrat Ralf Bührle und Landrat Klaus Metzger, vorsichtig zu sein. Metzger sagt: „Ihr müsst immer damit rechnen, dass andere nicht aufpassen.“Auf dem Weg zur Schule müsse man viel nachdenken. „Aber das übt ihr ja in der Schule.“

Geübt haben einige Schüler auch ein Lied, das sie auf der Bühne in der Turnhalle singen: „Hup, hup, hup, tut, tut, tut – auf die Autos achte ich gut.“

 ?? Foto: Philipp Schulte ?? In der Ludwig-Steub-Grundschul­e in Aichach fand die Auftaktver­anstaltung der Aktion „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“für den Landkreis Aichach-Friedberg statt. Politiker, Polizisten und Kreisverke­hrswacht verteilten Warnwesten an Erstklässl­er und informiert­en über richtiges Verhalten auf dem Weg zur Schule.
Foto: Philipp Schulte In der Ludwig-Steub-Grundschul­e in Aichach fand die Auftaktver­anstaltung der Aktion „Sicher zur Schule – sicher nach Hause“für den Landkreis Aichach-Friedberg statt. Politiker, Polizisten und Kreisverke­hrswacht verteilten Warnwesten an Erstklässl­er und informiert­en über richtiges Verhalten auf dem Weg zur Schule.

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