Vom Flüchtlingsfloß zum Wind der Zeit
Aichacher Kunstpreis 47 Künstler stellen im San-Depot aus. Am Sonntagnachmittag wird der Preisträger bekannt gegeben. Warum die Besucher dieses Mal eine „komplett andere Ausstellung“erwartet als im vergangenen Jahr
Aichach Eine große schwarze Fläche ist das Foto von Thomas Bergner auf den ersten Blick. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man zarte farbige Striche. Das Foto ist eine von insgesamt 47 Arbeiten, die im Rahmen der Ausstellung zum Aichacher Kunstpreis im San-Depot in der Donauwörther Straße zu sehen sind. Am Sonntag, 15. September, wird das Geheimnis gelüftet, wen die Jury zum Preissieger kürt.
170 Bewerbungen waren beim Kunstverein Aichach, der die Ausstellung organisiert, eingegangen. Was der Jury sofort auffiel, verrät Jakob Steinberger: „Der Kunstverein Aichach ist so stark vertreten wie noch nie.“Statt wie sonst nur drei oder vier Mitglieder waren es diesmal 13, die sich beworben haben. Ein Großteil von ihnen hat es auch in die Ausstellung geschafft.
In mehreren Durchgängen bewertete die Jury die eingegangenen Arbeiten und reduzierte sie auf die in der Ausstellung gezeigten. Zur Jury gehörten Emmeran Achter (Kunstpreisträger 2018), Hansjürgen Gärtner vom Berufsverband der Bildenden Künstler (BBK), Ulli Schiele vom Kunstverein Aichach, die Münchner Künstlerin Fanny Jacquiers, Keiyona Stumpf (Preisträgerin 2017), die Kunsthistorikerin Ana Smith, Bürger- meister Klaus Habermann sowie Birgit Cischek, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen.
Es sei eine komplett andere Ausstellung als im vergangenen
Jahr, sagt Vereinsvorsitzender Werner Plöckl. Er hat den Eindruck, dass bei den ausgestellten Arbeiten die erdigen Töne vorherrschen. Steinberger findet indes, dass weder ein bestimmter Farbton noch eine Stimmung dominiert.
Im Gegensatz zu den Vorjahren sind heuer weniger skulpturale Arbeiten zu sehen. In einem Fall liegt das daran, dass die Skulptur nicht gezeigt werden kann, weil sie beschädigt ist. Steinberger bedauert das: „Es wäre eine sehr interessante Arbeit gewesen.“
Bei den ausgestellten Fotos fiel Steinberger auf, dass sich die Fotografen mit Themen der Gegenwart auseinandersetzen. Es geht zum Beispiel um Verkehrsthemen oder Ökologie. Allerdings würden die Künstler diese nicht drastisch in Szene setzen, sondern sehr subtil. „Der Betrachter wird sehr ernst genommen“, sagt Steinberger. Die Besucher erwartet eine spannende Mischung, bei der die Künstler verschiedenste Themen aufgreifen. Bei dem interaktiven Objekt von Gabriele Granzer geht es um Frauen und ihre Rolle. Adelbert Heil hat sich bei seinem „Bulldogplanet“vielleicht von den Diskussionen zum Erhalt der Artenvielfalt inspirieren lassen. Katja Fischer fing auf ihrer Wand 32 verschiedene Motive ein, die „tosender Applaus – tosende Stille“zeigen.
„Loro ballano“heißt die dreidimensionale Arbeit von Petra Krischke. Ihre Figuren tanzen mit Bällen, die auch aus dem Bild herausspringen. Wie gewebt wirkt das „Zeitfenster“von Karin Roth, das jedoch eine Acrylzeichnung ist. Während das Foto von Thomas Bergner auf den ersten Blick wie ein schwarzes Gemälde wirkt, ist die „Terrain“genannte Bleistiftzeichnung von Christine Metz dagegen sehr plastisch. Die Flüchtlingsthematik griff Florian Rautenberg auf. Er baute ein hölzernes Floß, das sich in seine Bestandteile auflöst. Dass das Floß aus vielen farbigen Teilen zusammengesetzt ist und damit eher an ein Spielzeug erinnert, macht das schwere Thema leichter.
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Kunstpreis Der Aichacher Kunstpreis wird am Sonntag, 15. September, um 15 Uhr verliehen. Die Ausstellung im San-Depot ist bis 20. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: samstags, sonntags, feiertags von 14 bis 18 Uhr sowie in der Museumsnacht am Samstag, 12. Oktober, 20 bis 24 Uhr. Der Publikumspreis wird bei der Abschlussveranstaltung vergeben.