Friedberger Allgemeine

Mein Kind treibt mich zu bösen Worten

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG

Ihr Kind hat die Nacht offensicht­lich auf einem Tarzan-Heft geschlafen und will seine Stärke nun an seinen Eltern messen. Frühstück, Anziehen und Waschen schon eine Machtprobe, ein einziges Ausreizen der Möglichkei­ten, wenn Sie etwas verbieten, legt Ihr Kind erst recht los. Und dann, am Nachmittag, rutscht es Ihnen raus: „Ich stell dich vor die Tür, dann kannst du dir eine andere Familie suchen.“Jetzt sind Sie wirklich entsetzt: über sich! Wie konnte das nur passieren? Und vor allem: Wie kann ich es wieder gutmachen?

Meine Mutter hat einmal zu mir gesagt: „Ich wünsch’ dir nichts Schlimmes, nur eine Tochter, wie du es bist.“Das war nicht als Kompliment gemeint… Aber auch nicht so hart, wie ich es aufgefasst habe. Dieser Satz hat mich echt getroffen. Mir passiert so etwas nie, habe ich mir vorgenomme­n. Und dann im Zorn einen noch viel übleren Satz zu meiner Tochter gesagt: „Dich haben wir in einer Telefonzel­le gefunden.“Sprich: Du gehörst gar nicht zu uns. Natürlich habe ich mich tausendfac­h entschuldi­gt. Natürlich haben wir immer wieder darüber geredet – und meine Tochter versichert mir, sie hat keinen Schaden davongetra­gen. Mittlerwei­le lachen wir darüber. Und bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t witzelt meine Tochter, ich bin doch die aus der Telefonzel­le. Was ich aber auch sagen will: Es gibt Phasen, da holen Kinder das Schlechtes­te aus dir heraus, aber sie halten mehr aus und verzeihen ihren Eltern auch mehr, als wir denken, wenn wir nach so einem Missgeschi­ck richtig reagieren. Lexa, Sekretärin, drei Söhne (9, 29, 32), zwei Töchter (26 und 34) Das passiert einfach. Manchmal sind die lieben Kleinen wie Monster und man selbst einfach auch nur ein Mensch. Eine kluge, ältere Freundin, die selbst drei Kinder hatte, schrieb mir einmal das schöne Zitat: „Ich verliere nie die Beherrschu­ng, nur manchmal kann ich sie nicht gleich finden.“Tatsächlic­h entschuldi­ge ich mich nach einer solch unschönen Situation bei meinen Kindern. Christine, Hausfrau, zwei Töchter (5 und 8) und ein Sohn (10) Eltern sind auch nur Menschen. Irgendwann ist es genug. Kinder können sehr wohl auch solche Dinge verzeihen, wenn sie merken, dass Eltern so ein Satz leidtut. Auf Augenhöhe gehen, sein Kind umarmen und sagen: „Manchmal gibt es Situatione­n, da könnte ich dich tatsächlic­h auf den Mond schießen – kennst du das auch?“Sabine, Pädagogin, zwei Töchter (16 und 18 Jahre) » Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns an Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer

Zeitung).

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