Friedberger Allgemeine

Wie ein Kind…

- VON ANDREA SCHMID, FRIEDBERG

Wir sitzen mit Freunden am Tisch und es geht hoch her. Hitzig wird über Umweltschu­tz diskutiert. Es sei doch kein Problem, Plastik zu vermeiden und im Bioladen einzukaufe­n, sagt die Unternehme­rin, deren Kinder dieses Jahr in Neuseeland und Südamerika waren. Für ihre Familie schon, sagt eine andere, die in ihrem Leben noch selten Flugreisen unternomme­n hat.

Die Welt, unseren Lebensraum zu schützen, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Wir stehen vor der Situation, einräumen zu müssen: Diesen Auftrag haben wir gründlich vermasselt. Da müssen erst unsere Kinder jeden Freitag auf die Straße gehen und uns sagen, dass wir unsere Verantwort­ung um die Zukunft nicht wirklich ernst genommen haben. Wir müssen erst bei 35 Grad schmachten, bevor wir zugeben, so ganz normal ist das mit dem Klima doch nicht mehr.

Was tun? Nein, ich schreibe keine Rezepte auf, die gerade durch alle Schichten und Parteien so angesagt sind. Ich merke in all den Diskussion­en, dass es nicht um Rechtferti­gung und einfache Lösungen gehen kann.

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann könnt ihr nicht ins Himmelreic­h gelangen!“Jesus wendet sich an seine Freunde, weil sie darum streiten, wer der Größte ist. Besser, schneller, höher, das kostet. Das geht immer schon auf Kosten anderer und der Natur.

„Wie ein Kind werden“stellt die Frage nach unserer Zufriedenh­eit, unserer Leidenscha­ft, unserer Einfachhei­t, unseren wirklichen Bedürfniss­en. „Wie ein Kind werden“heißt, im Moment leben und aufmerksam sein für das Hier und Jetzt, uneingesch­ränkt jemand und etwas zu lieben.

Das entzieht uns nicht der Verantwort­ung, die wir in jedem Augenblick tragen für das, was wir tun und was wir nicht tun. Aber es könnte uns verlocken zu einem wesentlich­en Leben, das die Zukunft mit ihren Herausford­erungen in den Blick nimmt.

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