Friedberger Allgemeine

Sicher durch den Herbst

Tipp Nebel, Wildwechse­l, „Bauernglät­te“: In der trüben Jahreszeit wächst für Auto- und Motorradfa­hrer wieder das Risiko. Was müssen sie beachten, wie können sie sich wappnen und welche Vorbereitu­ngen sollten sie treffen? Experten geben Auskunft

- Thomas Geiger, dpa

wie lange der heiße und trockene Sommer mancherort­s gedauert hat – irgendwann sind die schönen Tage gezählt. Der Herbst kommt bestimmt. Und er bringt für Auto- und Motorradfa­hrer manche Risiken wie Nebel oder Wildwechse­l mit sich.

Wer aber sich und sein Fahrzeug vorbereite­t und ein paar Ratschläge beachtet, kann auf der Straße auch einen goldenen Herbst genießen: „Wenn man es richtig anstellt, hat Fahrspaß immer Saison“, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverstä­ndigen-Vereinigun­g KÜS.

Das Risiko steigt vor allem, weil sich die Sonne mit jeder Woche etwas rarer macht: Die Tage werden kürzer, die Temperatur­en fallen und die Bedingunge­n werden ungünstige­r, fasst Marmit die Probleme zusammen. Man ist wieder häufiger in der Dunkelheit unterwegs und immer öfter ist der Asphalt wieder nass, von glitschige­m Laub bedeckt oder schon bald sogar wieder von Raureif überzogen. Außerdem könnten Herbststür­me und plötzliche Windböen für unangenehm­e Überraschu­ngen auf Brücken oder in Waldschnei­sen sorgen, so der Experte.

Ein weiteres Problem ist der Nebel, mahnt der TÜV Nord: „Viele Autofahrer sind dann viel zu schnell unterwegs.“Wenn die Sicht weniger als 150 Meter weit reicht, solle man nicht schneller als 100 km/h fahren. Bei 100 Metern freier Sicht gelte Tempo 80 als Obergrenze. Als Orientieru­ngshilfe können dabei die seitlichen Leitpfoste­n dienen.

Auf Autobahnen stehen sie im Abstand von 50 Metern. Wer nur einen Pfosten weit sehen kann, dürfe auf keinen Fall schneller als 50 km/h fahren. „Achten Sie außerdem auf ausreichen­den Abstand zu vorausfahr­enden Fahrzeugen. Als Faustregel gilt: Sichtweite ist gleich Sicherheit­sabstand. Und: Licht einschalte­n nicht vergessen!“, so die TÜVExperte­n weiter.

Es ist aber nicht nur das Wetter, das im Herbst für ein höheres Unfallrisi­ko sorgt. Es ändern sich auch die Verkehrsve­rhältnisse, so Marmit. Mit dem Ende der Urlaubszei­t wird es wieder voller auf den Straßen, die Ernte treibt die Landwirte aufs Feld: Langsam fahrende Mähdresche­r und Traktoren erfordern mehr Rücksicht und Geduld, man muss hinter jeder Kurve oder Kuppe mit Kriechverk­ehr oder Stau rechnen. Und was die Agrargefäh­rte nach getaner Arbeit mitunter an Dreck oder Erntereste­n auf dem Asphalt hinterlass­en, ist mit Vorsicht zu genießen. Nicht umsonst warnt Marmit vor „Bauernglät­te“.

„Zum Herbstbegi­nn müssen Autofahrer auf Landstraße­n entlang von Wiesen, hochstehen­den Maisfelder­n und durch Waldgebiet­e mit Wild an der Straße rechnen“, warnt der ADAC Nordrhein in Köln. Er bittet vor allem in den Tagesrandl­agen um erhöhte Vorsicht: Vermehrt passieren Wildunfäll­e in der DämEgal, merung und bei beginnende­r Dunkelheit, die sich für Pendler auf dem Nachhausew­eg mit der Zeitumstel­lung Ende Oktober nochmals verlängert.

Taucht Wild am Straßenran­d auf, sollten Autofahrer sofort das Tempo reduzieren. Befindet sich ein Tier bereits auf der Fahrbahn, sollte man das Fernlicht ausschalte­n und durch Hupen versuchen, das Wild zu vertreiben. Mit den Scheinwerf­ern aufzublend­en, bewirke eher das Gegenteil, warnt der Klub: „Das grelle Licht verwirrt die Tiere und nimmt ihnen jede Orientieru­ngsmöglich­keit, sodass sie verunsiche­rt häufig einfach nur verharren und nicht weiterlauf­en.“

Neben dem Bewusstsei­n für das erhöhte Risiko braucht es vor allem eine gute Vorbereitu­ng fürs Auto, damit es die Passagiere sicher durch die trüben Tage fährt. Für bessere Sicht und erhöhte Sicherheit sorgen Autofahrer, indem sie das Herbstlaub aus der Lüftung entfernen, um ein Beschlagen der Scheiben zu verhindern. Daneben checken sie die Blätter der Scheibenwi­scher, füllen das Waschwasse­r mit Winterzusa­tz auf. Stets saubere Scheiben und ein Check der Scheinwerf­er und Rückleucht­en gewährleis­ten, dass man auch in der Dämmerung und der Dunkelheit gut sieht und gesehen wird.

Lüftung reinigen, Scheibenwi­scher prüfen, Waschanlag­e auffüllen – darüber können Motorradfa­hrer nur lachen. Doch auch sie sollten sich auf den Herbst vorbereite­n, mahnt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsic­herheit und rät dringend zum Check der Beleuchtun­g sowie zur Kontrolle des Helmes.

Auch die tief stehende Sonne kann zum Problem werden

Wer keinen Helm mit Anti-Beschlag-Beschichtu­ng oder einem doppelwand­igen Pinlock-Visier nutze, sollte sein Visier mit einem Beschlag hemmenden Mittel behandeln, sagt Haasper. Außerdem warnt er vor verschmutz­ten oder gar verkratzte­n Visieren, weil sie die Blendung durch tief stehende Sonnenstra­hlen begünstige­n. Entgegenwi­rken könne man dem temporären „Blindflug“mit getönten Visieren, im Helm integriert­en Sonnenvisi­eren oder einer Sonnenbril­le.

Auch der Rest der Kleidung verdiene Beachtung, weil sich Frieren störend auf die Konzentrat­ion beim Fahren auswirkt. „Jacken und Hosen mit herausnehm­barem Innenfutte­r oder Kombinatio­nen mit Außenjacke­n können bei diesen Witterungs­verhältnis­sen hilfreich sein“, sagt Haasper. Er rät obendrein zu kleinen Helfern wie Sturmhaube­n, Hals- und Kniewärmer­n oder windund wasserabwe­isenden Überzieher­n. „Sie sind unterwegs schnell einsetzbar, um der Witterung zu trotzen und stets für maximalen Komfort zu sorgen.“

Zwar wird das Risiko mit fortschrei­tendem Kalender tatsächlic­h größer. Doch muss man sich den Spaß deshalb nicht nehmen lassen. Denn gegen alle diese Gefahren hat der ADAC Nordrhein ein einfaches Rezept: „Abstand halten, runter vom Gas und Licht an – wer sich an diese drei Regeln hält, kommt sicherer durch trübe Herbsttage.“

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Foto: Tobias Hase, dpa Runter vom Gas: Bei Nebel und früher Dunkelheit müssen sich Autofahrer im Herbst vorsichtig­er verhalten als sonst. Bei 100 Metern freier Sicht gilt Tempo 80 als Obergrenze.
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Foto: dpa Rutschpart­ie: Laub ist vor allem für Motorradfa­hrer kritisch.
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Foto: Patrick Pleul, dpa Aus diesen Rehaugen blickt Gefahr: Im Herbst müssen Autofahrer verstärkt mit Wildwechse­l rechnen.
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Foto: dpa Durchblick: Visiere sollten frei sein von Kratzern und Schmutz.

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