Friedberger Allgemeine

Die Hütte brennt

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Zu „Lehrermang­el dramatisch­er als gedacht“(Seite 1) vom 10. September: Ja, die Hütte brennt – auch beim selbst ernannten Bildungspr­imus Bayern. Wenn Kultusmini­ster Piazolo verspricht, dass im neuen Schuljahr vor jeder Klasse ein Lehrer stehen wird, kann das nur als zynisch bewertet werden. Wer da vor der Klasse steht, spielt heute kaum noch eine Rolle! Die Lehrkräfte und Schulleite­r/-innen insbesonde­re im Volksschul­bereich werden zerschliss­en durch immer neue Aufgaben, die zu dem Herkömmlic­hen noch dazukommen. Insbesonde­re bei der Inklusion werden sie vom Dienstherr­n schmählich im Stich gelassen. Die Schulleitu­ngen werden zerrieben zwischen viel zu hoher Unterricht­sverpflich­tung, amtlich geforderte­r Schulentwi­cklung nach aufwendige­r externer Evaluation, dienstlich­er Beurteilun­g der Lehrkräfte und all den weiteren zeitrauben­den Aufgaben. Und das bei einer Bezahlung, die angesichts des körperlich­en, seelischen und nervlichen Raubbaus hanebüchen ist! Kein Wunder, dass sich kaum noch Bewerber um die Leitungspo­sitionen finden. Und die nach der ersten Pisa-Studie aus jedem Politikerm­und geforderte individuel­le Förderung liegt begraben unter einem Fels „Bildungsst­andards“, die wie ein Rasenmäher über die einst blühenden geistigen, kreativen, neugierige­n Schülerköp­fe hinwegfege­n. Das Land der Dichter, Denker und Erfinder ist zu einem der geistig Standardis­ierten verkommen. Wen wundert es da noch, dass Eltern, Lehrer und Kinder immer stärker in Privatschu­len Zuflucht suchen! Es geht nicht mehr nur um die Stellenbes­etzung, sondern um wirkliche Bildung!

Rolf Munz, Mauerstett­en

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