Friedberger Allgemeine

Warum wir ein anderes Altersvors­orge-Modell brauchen

Die gesetzlich­e Rente alleine reicht fast niemandem aus. Deshalb investiere­n viele Menschen Geld in private Rentenvers­icherungen. Doch auch das ist oft ein Minusgesch­äft. Was sich ändern müsste

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Wohl ziemlich jeder hat Wünsche und Pläne für die Zeit, die beginnt, wenn man in Rente geht. Je näher dieser Termin rückt, desto konkreter werden die Vorstellun­gen. Eine Frage, die sich dabei aber immer häufiger stellt, ist: „Habe ich auch genug Geld für mein Leben nach der Arbeit?“Hat man nur die gesetzlich­e Rente, dann wahrschein­lich nicht. Aber auch wer vorbildlic­h privat vorsorgt, ist keineswegs sicher. Der Grund: Die hierzuland­e überwiegen­d

auf Versicheru­ngen aufgebaute private Altersvors­orge, ist oft nicht rentabel genug.

Das gilt auch für die RiesterRen­te, obwohl die staatliche­n Zuschüsse das private Sparen eigentlich effektiver machen sollten. Fehlanzeig­e! Tatsächlic­h werden diese Zuschüsse meist durch die Kosten der Versicheru­ng für Abschluss, Vertrieb, Verwaltung und Risiko „aufgefress­en“. Der Sparer erhält am Ende häufig nur das, was einmal eingezahlt worden ist. Zieht man den Wertverlus­t durch die Inflation ab, ist dies ein Minusgesch­äft. Am Ende fehlt dieses Geld in der persönlich­en Rentenkass­e. So verwundert es nicht, dass 58 Prozent der Verbrauche­r mehr privat vorsorgen würden, sie aber den Angeboten am Markt misstrauen, wie eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Kantar Emid im April 2019 zeigte. Dieses Vertrauen kann man zurückgewi­nnen, indem man Altersvors­orge einfach und kostengüns­tig gestaltet.

Möglich wäre dies durch das Modell der „Extra Rente“, dass derzeit in Berlin diskutiert wird. Die Idee: Alle Arbeitnehm­er, wie auch Selbststän­dige können freiwillig in ein öffentlich organisier­tes Standardvo­rsorgeprod­ukt einzahlen. Das Geld wird durch einen öffentlich-rechtliche­n Träger verwaltet und am Kapitalmar­kt nach definierte­n Vorgaben angelegt. Weil dann kein Finanzverm­ittler mehr gebraucht würde und auch Versicheru­ngen nicht mehr beteiligt sind, entfallen Vertriebsk­osten und Provisione­n. Die Verwaltung­skosten reduzieren sich auf ein Fünftel. Dies käme der Rendite des Sparers zugute. Außerdem würde die Gesellscha­ft die Extrarente vor allem in Aktien anlegen. Damit ließen sich langfristi­g höhere Renditen erzielen, als das viele private Vorsorgeve­rträge zur Zeit gewährleis­ten können. In Schweden, wo es eine solche Rente schon länger gibt, wurden bislang Durchschni­ttsrendite­n von 6,9 Prozent erwirtscha­ftet. Als weiteren Anreiz könnten staatliche Sparzulage­n die ExtraRente noch attraktive­r machen. Die Extra-Rente würde andere private Vorsorgefo­rmen wie die RiesterRen­te langfristi­g überflüssi­g machen und die gesetzlich­e Rente ideal ergänzen. Ein Modell, das Altersvors­orge nicht nur vereinfach­t, sondern auch dazu geeignet ist, Altersarmu­t nachhaltig einzudämme­n.

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Foto: stock.adobe.com Pläne und Wünsche dafür, wie das Leben in der Rente mal ausschauen soll, hat wahrschein­lich jeder. Die Frage ist nur: Kann man sich diese Träume auch leisten. Die Antwort: Kommt auf die Altersvors­orge an.
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Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfrag­en und Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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