Jugendratswahl steht auf der Kippe
Bisher haben sich erst sieben junge Leute gemeldet. Noch bis Ende der Woche ist die Anmeldung möglich. Sollten nicht genug Kandidaten zusammenkommen, steht der Fortbestand des Gremiums in den Sternen
Friedberg Es war zu befürchten, jetzt ist es Gewissheit: Die Zukunft des Friedberger Jugendrats ist fraglicher denn je. Zur Wahl Mitte Oktober stehen kaum junge Menschen bereit, die sich engagieren wollen. Ohne eine große Kampagne hierzu wäre der Andrang wohl noch geringer.
Werbung an jeder Schule, Plakate an den Straßen und Unterstützung aus dem Stadtrat – all das hat offenbar nicht ausgereicht, um für den elfköpfigen Friedberger Jugendrat genug Freiwillige zu finden. Sieben Bewerber meldeten sich bislang. Jugendarbeiterin Sarina Lich betont: „Diejenigen, die sich bereit erklärt haben, sind mit Begeisterung am Start und haben bereits konkrete Vorstellungen, zum Beispiel für die Bereiche ÖPNV oder Skaten.“Dennoch muss sie einräumen, dass der Rücklauf ernüchternd sei.
Alle jungen Leute zwischen 14 und 21 Jahren, die in Friedberg wohnen oder dort zur Schule gehen, dürfen sich im Jugendrat engagieren. „Vor den Ferien waren wir an allen Schulen und haben Werbung gemacht“, sagt Lich. Vor allem die Mittelschüler hätten Interesse gezeigt. Die Ausbeute aus der Tour durch die Schulen: vier Kandidaten. Weitere Interessenten konnten offenbar durch die umfangreiche Kampagne mit Flyern und Plakaten gewonnen werden. „Es sind drei Auszubildende unter den Anwärtern“, erzählt Lich. Mädchen und Jungen seien beinahe in gleicher Zahl vertreten. Von den amtierenden Jugendratsmitgliedern stellt sich wohl keiner mehr zur Wahl. Bei den meisten liege das am Alter. „Zwei überlegen, erneut anzutreten. Da beide aber nicht wissen, ob sie bald eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, zögern sie noch“, sagt Lich. Die scheidenden Jugendräte wollen ihren Nachfolger jedoch in einer Art Mentoringprogramm in der Anfangszeit helfen.
Bis Freitag, 20. September, läuft die Bewerbungsfrist. Ab dem 14. Oktober soll dann fünf Tage lang gewählt werden – jeden Tag an einer anderen Schule. Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen, können mit den per Post zugesandten Unterlagen im Jugendzentrum ihre Stimme abgeben. Doch was passiert, wenn die Mindestzahl von elf Kandidaten gar nicht zustande kommt? „Das ist noch nicht klar. Es gäbe die Möglichkeit, die Wahl zu verschieben, wie es beim vorletzten Mal der Fall war“, sagt der Kulturamtsleiter der Stadt, Frank Büschel. 2016 gab es dagegen genau elf Freiwillige.
Nachdem die Grünen bereits vor Monaten einen entsprechenden Antrag im Stadtrat eingebracht hatten, scheint das Aus des Gremiums auch jetzt wieder eine Option. Jugendarbeiterin Sarina Lich möchte allerdings nicht von einem Auslaufmodell sprechen: „Die Jugendlichen sind durch Schule oder Studium und ihre Freizeitaktivitäten stark ausgelastet. Ich will aber diejenigen, die sich engagieren wollen, unterstützen. Deshalb sollte der Jugendrat bestehen bleiben.“Lich sieht Chancen in einer projektbezogenen Arbeit: „So könnte man in kleineren Gruppen mit Mitgliedern des Jugendrats und weiteren Interessierten Dinge auf die Beine stellen.“
Auch die Jugendbeauftragte des Stadtrates, Johanna Hölzl-Dibba (Grüne), möchte die motivierten Jugendlichen einbinden: „Wir wollen aber jugendgerechte Gremien. Der Jugendrat in der aktuellen Form scheint das nicht mehr zu sein. Leider haben sich sowohl der Stadt- als auch der Jugendrat einer offenen Debatte bisher verweigert.“HölzlDibba spricht sich dafür aus, dass junge Menschen in Projektgruppen für eine kürzere Dauer zu einzelnen Themen Ideen entwickeln. „Die sollten dann auch ernstgenommen werden“, sagt sie. Hölzl-Dibba wünscht sich mehr politische Impulse: „Eine Tiefgaragenparty oder das Süduferfestival zu organisieren, wie es der Jugendclub bereits tut, ist auch Jugendarbeit – aber für mich gehört mehr dazu.“
Simone Losinger (CSU), ebenfalls Jugendbeauftragte, stimmt HölzlDibba zu: „Ich war immer eine Verfechterin des Jugendrats, aber wenn es bei der Kandidatenzahl bleibt, müssen wir über Alternativen nachdenken.“Aus Sicht Losingers ist das Jugendkonzept der Stadt, das derzeit erstellt wird, der richtige Anlass, Veränderungen einzuleiten. „Ich fände es gut, wenn daran viele Jugendliche mitwirken. Außerdem sollte darin festgelegt werden, wie die Jugendbeteiligung künftig aussehen soll“, sagt sie. Losinger hält einen auf sieben Mitglieder dezimierten Jugendrat für wenig sinnvoll und kann sich stattdessen Workshops oder Projektgruppen vorstellen. „Daran scheint das Interesse größer zu sein. Wir müssen auch denen, die sich gemeldet haben, eine Plattform bieten“, meint sie. Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) hofft noch auf einen „Endspurt“, in dem sich Leute für den Jugendrat aufstellen lassen. „Ich habe gehört, dass sich etliche noch überlegen, ob sie mitmachen. Erst wenn klar ist, wie viele Kandidaten es letztlich gibt, können wir weiterschauen“, meint Eichmann.
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Bewerbung Bis Freitag, 20. September, können sich Interessierte unter www.friedberg.de/jugendrat als Kandidat für die Jugendratswahl melden.
Stadträte wünschen sich anderes Konzept