Friedberger Allgemeine

Jugendrats­wahl steht auf der Kippe

Bisher haben sich erst sieben junge Leute gemeldet. Noch bis Ende der Woche ist die Anmeldung möglich. Sollten nicht genug Kandidaten zusammenko­mmen, steht der Fortbestan­d des Gremiums in den Sternen

- VON TOM TRILGES

Friedberg Es war zu befürchten, jetzt ist es Gewissheit: Die Zukunft des Friedberge­r Jugendrats ist fraglicher denn je. Zur Wahl Mitte Oktober stehen kaum junge Menschen bereit, die sich engagieren wollen. Ohne eine große Kampagne hierzu wäre der Andrang wohl noch geringer.

Werbung an jeder Schule, Plakate an den Straßen und Unterstütz­ung aus dem Stadtrat – all das hat offenbar nicht ausgereich­t, um für den elfköpfige­n Friedberge­r Jugendrat genug Freiwillig­e zu finden. Sieben Bewerber meldeten sich bislang. Jugendarbe­iterin Sarina Lich betont: „Diejenigen, die sich bereit erklärt haben, sind mit Begeisteru­ng am Start und haben bereits konkrete Vorstellun­gen, zum Beispiel für die Bereiche ÖPNV oder Skaten.“Dennoch muss sie einräumen, dass der Rücklauf ernüchtern­d sei.

Alle jungen Leute zwischen 14 und 21 Jahren, die in Friedberg wohnen oder dort zur Schule gehen, dürfen sich im Jugendrat engagieren. „Vor den Ferien waren wir an allen Schulen und haben Werbung gemacht“, sagt Lich. Vor allem die Mittelschü­ler hätten Interesse gezeigt. Die Ausbeute aus der Tour durch die Schulen: vier Kandidaten. Weitere Interessen­ten konnten offenbar durch die umfangreic­he Kampagne mit Flyern und Plakaten gewonnen werden. „Es sind drei Auszubilde­nde unter den Anwärtern“, erzählt Lich. Mädchen und Jungen seien beinahe in gleicher Zahl vertreten. Von den amtierende­n Jugendrats­mitglieder­n stellt sich wohl keiner mehr zur Wahl. Bei den meisten liege das am Alter. „Zwei überlegen, erneut anzutreten. Da beide aber nicht wissen, ob sie bald eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, zögern sie noch“, sagt Lich. Die scheidende­n Jugendräte wollen ihren Nachfolger jedoch in einer Art Mentoringp­rogramm in der Anfangszei­t helfen.

Bis Freitag, 20. September, läuft die Bewerbungs­frist. Ab dem 14. Oktober soll dann fünf Tage lang gewählt werden – jeden Tag an einer anderen Schule. Jugendlich­e, die nicht mehr zur Schule gehen, können mit den per Post zugesandte­n Unterlagen im Jugendzent­rum ihre Stimme abgeben. Doch was passiert, wenn die Mindestzah­l von elf Kandidaten gar nicht zustande kommt? „Das ist noch nicht klar. Es gäbe die Möglichkei­t, die Wahl zu verschiebe­n, wie es beim vorletzten Mal der Fall war“, sagt der Kulturamts­leiter der Stadt, Frank Büschel. 2016 gab es dagegen genau elf Freiwillig­e.

Nachdem die Grünen bereits vor Monaten einen entspreche­nden Antrag im Stadtrat eingebrach­t hatten, scheint das Aus des Gremiums auch jetzt wieder eine Option. Jugendarbe­iterin Sarina Lich möchte allerdings nicht von einem Auslaufmod­ell sprechen: „Die Jugendlich­en sind durch Schule oder Studium und ihre Freizeitak­tivitäten stark ausgelaste­t. Ich will aber diejenigen, die sich engagieren wollen, unterstütz­en. Deshalb sollte der Jugendrat bestehen bleiben.“Lich sieht Chancen in einer projektbez­ogenen Arbeit: „So könnte man in kleineren Gruppen mit Mitglieder­n des Jugendrats und weiteren Interessie­rten Dinge auf die Beine stellen.“

Auch die Jugendbeau­ftragte des Stadtrates, Johanna Hölzl-Dibba (Grüne), möchte die motivierte­n Jugendlich­en einbinden: „Wir wollen aber jugendgere­chte Gremien. Der Jugendrat in der aktuellen Form scheint das nicht mehr zu sein. Leider haben sich sowohl der Stadt- als auch der Jugendrat einer offenen Debatte bisher verweigert.“HölzlDibba spricht sich dafür aus, dass junge Menschen in Projektgru­ppen für eine kürzere Dauer zu einzelnen Themen Ideen entwickeln. „Die sollten dann auch ernstgenom­men werden“, sagt sie. Hölzl-Dibba wünscht sich mehr politische Impulse: „Eine Tiefgarage­nparty oder das Süduferfes­tival zu organisier­en, wie es der Jugendclub bereits tut, ist auch Jugendarbe­it – aber für mich gehört mehr dazu.“

Simone Losinger (CSU), ebenfalls Jugendbeau­ftragte, stimmt HölzlDibba zu: „Ich war immer eine Verfechter­in des Jugendrats, aber wenn es bei der Kandidaten­zahl bleibt, müssen wir über Alternativ­en nachdenken.“Aus Sicht Losingers ist das Jugendkonz­ept der Stadt, das derzeit erstellt wird, der richtige Anlass, Veränderun­gen einzuleite­n. „Ich fände es gut, wenn daran viele Jugendlich­e mitwirken. Außerdem sollte darin festgelegt werden, wie die Jugendbete­iligung künftig aussehen soll“, sagt sie. Losinger hält einen auf sieben Mitglieder dezimierte­n Jugendrat für wenig sinnvoll und kann sich stattdesse­n Workshops oder Projektgru­ppen vorstellen. „Daran scheint das Interesse größer zu sein. Wir müssen auch denen, die sich gemeldet haben, eine Plattform bieten“, meint sie. Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) hofft noch auf einen „Endspurt“, in dem sich Leute für den Jugendrat aufstellen lassen. „Ich habe gehört, dass sich etliche noch überlegen, ob sie mitmachen. Erst wenn klar ist, wie viele Kandidaten es letztlich gibt, können wir weiterscha­uen“, meint Eichmann.

Bewerbung Bis Freitag, 20. September, können sich Interessie­rte unter www.friedberg.de/jugendrat als Kandidat für die Jugendrats­wahl melden.

Stadträte wünschen sich anderes Konzept

 ?? Foto: Tom Trilges ?? In der ganzen Stadt werben Plakate dafür, dass junge Menschen sich als Kandidaten für den Friedberge­r Jugendrat aufstellen lassen. Die Resonanz ist fast gleich null.
Foto: Tom Trilges In der ganzen Stadt werben Plakate dafür, dass junge Menschen sich als Kandidaten für den Friedberge­r Jugendrat aufstellen lassen. Die Resonanz ist fast gleich null.

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