Der FCA-Chef und der Videobeweis
Klaus Hofmann ist grundsätzlich ein Befürworter, doch ohne Änderungen sieht er keine Zukunft für das umstrittene Hilfsmittel. Er kritisiert den DFB hart, macht aber auch Vorschläge
Augsburg Dass Klaus Hofmann, der Vorstandsvorsitzende des FC Augsburg, gerne besonders die Auswärtsspiele unter den eigenen Fans verfolgt, ist bekannt. So bekommt er hautnah die Emotionen mit und kann sie auch ausleben. Darum stand der 51-Jährige auch beim 2:3 bei Werder Bremen im Gästefanblock. Und dort hatte er ein Déjàvu. „Als Florian Niederlechner das 2:2 vorbereitet hatte, konnte ich erst gar nicht so richtig jubeln, sondern habe gedacht, hoffentlich greift jetzt nicht der Video-Schiedsrichter ein und gibt Abseits.“Tat er nach der Überprüfung nicht, doch die Freude über den Ausgleich war bei Hofmann und den anderen FCA-Fans erst einmal getrübt.
Hofmann, der sich auch als Vereinsfunktionär immer wieder als glühender Fußball- und (natürlich) FCA-Fan positioniert, nutzte dieses Beispiel auf der Jahreshauptversammlung des Bundesligisten um zu zeigen, was aus Sicht des Vereines derzeit bei der Umsetzung des Videobeweises falsch läuft. Darum mahnte er mit den ihm eigenen markigen Worten drei Änderungen an.
Hofmann betonte am Montagabend, dass der FCA schon immer für den Videobeweis gewesen sei, denn „der kann den Fußball um ein Vielfaches gerechter machen“. Doch er schränkte zwei Jahre nach der Einführung ein: „Aber nicht, wie er bisher gehandhabt wird. Das nimmt in sehr vielen Fällen den Spaß am Fußball. Minutenlang muss gewartet werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Mein Vorschlag an den DFB: Wieso machen wir es nicht vernünftig und gut?“
Dafür braucht es aus Sicht des FCA aber drei Änderungen. Erstens dürfe der Video-Assistent wirklich nur bei glasklaren Fehlentscheidungen eingreifen, sonst gar nicht mehr. „Eigentlich hatte man das Mal beschlossen. Dann sollten wir es auch so machen“, nahm er den DFB in die Pflicht. Das würde die Anzahl der Eingriffe signifikant verringern und auch die Konzentration der Schiedsrichter erhöhen. Hofmann sagte dazu: „Es ist bemerkenswert, wie häufig der Video-Schiedsrichter und der Schiedsrichter auf dem Platz kommunizieren. Da muss ich mich wundern, dass nicht noch mehr Fehlentscheidungen auf dem Platz passieren. Da wirst du als Schiedsrichter ja verrückt, die labern ja die ganze Zeit mit dir. Der vierte Offizielle erzählt dir was, in Köln erzählen Drei dir etwas und dann kommt so ein Mist heraus.“
Zudem könnte man sich dann die zeitraubende Überprüfung der Szene durch den Schiedsrichter am Spielfeldrand sparen. „Soll er da bei Sonneneinstrahlung und bei 60000 brüllenden Zuschauern besser erkennen, ob es Elfmeter war oder nicht, als die vier, vierzehn oder 24 Mann im Kölner Videokeller?“
Als dritten Punkt forderte Hofmann, dass die strittigen Szenen auch den Zuschauern im Stadion auf der Videoleinwand gezeigt werden. „Warum denn nicht? Wenn ich zu Hause auf der Couch liege, kriege ich es auch zehnmal gezeigt. Es spricht nichts dagegen. Dadurch wird die Stimmung im Stadion nicht aggressiver.“
Nur wenn diese Änderungen umgesetzt würden, wäre der Video-Assistent zukunftsfähig: „Ansonsten können wir das Konzept über kurz oder lang in die Tonne treten.“
Zudem forderte er eine generelle Änderung im Schiedsrichterwesen. Er kritisierte den DFB, dort sind die Schiedsrichter bisher beheimatet, scharf: „Ich glaube, es muss ein Übergang vom DFB zur DFL endlich stattfinden. Wir brauchen professionelle Strukturen, einheitliche Standards. Das hat der DFB in mehr als zwei Jahren nicht hinbekommen.“Der Vorstandsvorsitzende und Miteigentümer des milliardenschweren Brandschutzunternehmens Minimax-Viking ist ein Verfechter der Professionalisierung des Schiedsrichterwesens. Er ist überzeugt, dass die Schiedsrichter unter dem Dach der Deutschen Fußballliga (DFL), der Interessenvertretung der 36 Bundesligisten, besser aufgehoben sind.
Die oft unterschiedliche Regelauslegung und den damit verbundenen Ärger lastet er auch der mangelnden Leitung des Schiedsrichterwesens im DFB an: „So etwas hat auch mit Führung zu tun. Es wird höchste Zeit, dass das professionell gemacht wird. Die Pläne dafür liegen in der Schublade der DFL – und das ist gut so.“
Stimmung im Stadion wird nicht aggressiver