Wie die Freien Wähler punkten wollen
Die Gruppierung hat ihre Stadtratsliste aufgestellt. Sie wird von OB-Kandidat Peter Hummel angeführt, der eine große Chance sieht. Ein zentrales Thema ist für ihn der Verkehr in Augsburg
Politik mit gesundem Menschenverstand – mit diesem Motto ziehen die Freien Wähler in die Kommunalwahl. Am Montagabend nominierten sie die Stadtratsliste mit 60 Kandidaten. Angeführt wird die Liste von Oberbürgermeisterkandidat Peter Hummel, der bereits vor einigen Wochen für diese Position aufgestellt worden war. Offiziell nominiert wurde der Journalist am Montagabend. Er erhielt 43 Stimmen der 43 Stimmberechtigten. Hummel ist Spitzenkandidat auf der Stadtratsliste. Auf Rang zwei steht Stadträtin Regina Stuber-Schneider. Bis Platz zwölf folgen fünf Personen, die unter 35 Jahre alt sind.
Derzeit stellen die Freien Wähler zwei Stadträte. Der zweite, Architekt Volker Schafitel, hat angekündigt, dass er nicht mehr antreten werde. Auf Listenplatz 60 taucht der frühere Stadtrat Rainer Schönberg auf. OB-Kandidat Hummel sprach vor den Parteifreunden von einer „historischen Chance“, die sich bei der Kommunalwahl im März 2020 biete: „Jeder von uns spürt den Aufwind, den wir gerade erleben. Die Menschen sehnen sich nach einer ideologiefreien Politik mit gesundem Menschenverstand.“
Die wichtigsten Themen im kommenden Wahlkampf seien entsprechend an die Topkontakte ins Kabinett in München angeknüpft, wo die Freien Wähler mit der CSU die Regierung bilden. „Wir haben mit Hubert Aiwanger einen Freie-WählerWirtschaftsminister in Bayern, dem unsere Stadt und unsere Region in besonderer Weise am Herzen liegen“, so Hummel. Die Zeiten, in denen es nur die CSU war, die man in München anrufen musste, um etwas zu erreichen, seien vorbei: „Jetzt sind die Freien Wähler am Zug.“Umweltminister Torsten Glauber, ebenfalls ein Freier Wähler, habe zugesichert, Augsburg auf dem Weg zu unterstützen, die erste klimaneutrale Großstadt Deutschlands zu werden. Hummel: „Umweltpolitik funktioniert nicht mit Stuhlkreisen und Wunschkonzerten, sondern, indem man Themen konkret anpackt und umsetzt.“Gerade
Hummel fordert geringere Preise
als Weltkulturerbe-Stätte könne Augsburg zu einer LeuchtturmStadt werden. „Das Thema Wasser ist nicht nur Geschichte, sondern auch Zukunft. Selbstverständlich muss Augsburg bei der Entwicklung der Wasserstofftechnik führend beteiligt sein“, so der OB-Kandidat.
Im Bereich Nahverkehr fordert Hummel Preissenkungen und kostenlose Busse und Straßenbahnen an Samstagen. Es könne nicht sein, dass ein ÖPNV-Ticket für eine Familie in Augsburg teurer ist als zehn Stunden Parken in der Citygalerie: „Selbst eine Fahrt mit einem Carsharing-Auto ist günstiger als die Tram.“Dass an diesem System etwas nicht stimme, sei offensichtlich. Wer daran nichts ändern möchte, habe an der Verkehrswende schlicht kein Interesse. Ähnliches gelte für die Fahrradstadt. Bislang sei kein einziger Autoparkplatz in eine Stell- fläche für Lastenräder umgewandelt. Hummel: „Die Achse Grottenau-Jakobertor führt mitten durch die vermeintliche Fahrradstadt, ist aber an vielen Stellen lebensgefährlich für Zweiräder. Diese Strecke muss schnellstens als Fahrradstraße ausgewiesen werden – idealerweise in Verbindung mit neuen Grünflächen.“
Die 60 Personen auf der Liste setzten sich aus engagierten Frauen und Männern aus allen Stadtteilen zusammen, heißt es. Vor allem die Jungen Freien Wähler schafften es auf vordere Plätze: Unter den ersten 12 Plätzen sind fünf Kandidaten unter 35, auf weiteren Plätzen zwei 18-Jährige. „Wir haben es geschafft, Leute für uns zu gewinnen, die sich mit unserer Art, Politik zu machen, identifizieren können“, sagte Angelika Lippert, Vorsitzende der Freien Wähler Augsburg: „Straßenausbaubeiträge und Studiengebühren abgeschafft, G9 wieder eingeführt, Kindergartenbeiträge gesenkt, 5000 Euro Gründerbonus für Hebammen – wir packen die Themen an.“
Lippert steht auf Platz drei, gefolgt vom früheren Kriminalkommissar Hans Wengenmeir. Die Freien Wähler betonen, dass die Kandidaten viele unterschiedliche Berufsgruppen abdecken. Dazu gehören nach seinen Worten: Dieter Kleber (Platz fünf, Vorsitzender „Wir in Göggingen“), Lena Krylov (sieben, Online-Marketing), Bernhard Müller (13, Fahrlehrer), Alina Wagner (14, Inhaberin Hair Design, Maximilianstraße), Benjamin Lauer (15, Eishockey-Manager), Alexander Görbing (16, Kommunikationsexperte), Carolin Aumann (18, Behindertenseelsorge), Albert Ötzkaya (32, Politikwissenschaftler).