Friedberger Allgemeine

Gemütlich durch die Stauden

Trotz der vielen Hügel kann man es in den westlichen Wäldern auch ruhig angehen

- VON NORBERT STAUB

Schwabegg Unter Rennradfah­rern sind die Stauden ja schon lange kein Geheimtipp mehr. Die hügelige Gegend in Augsburgs westlichen Wäldern eignet sich ganz hervorrage­nd, um Höhenmeter für die nächste Alpen-Überquerun­g zu sammeln. Doch man kann es auch ruhiger angehen lassen in den Stauden, die nicht nur viel Natur, sondern auch einige kulturelle Sehenswürd­igkeiten bieten.

Doch auch wenn es eine Genusstour werden soll – die Gegend ist nun mal sehr hügelig, das merken wir direkt auf den ersten Metern in Schwabegg. Kurz hinter der Kirche Mariä Himmelfahr­t, dem Start der Rundfahrt, geht es ordentlich nach oben. 13 Prozent Steigung sind auf den 400 Metern zu überwinden. Doch damit haben wir gleich zu Anfang das Schlimmste geschafft, denn steiler wird es auf unserer Tour nicht mehr.

Doch es soll ja auch Menschen geben, denen das noch nicht reicht. Denen sei die parallel verlaufend­e Auffahrt über den berüchtigt­en Prügelberg ans Herz gelegt. Hinter diesem schroffen Namen, der so gar nicht zu der lieblichen Landschaft passt, steckt ein Anstieg von 18 Prozent.

Wir aber entscheide­n uns für die entschärft­e Variante. Auf dem Weg nach Konradshof­en gibt es immer wieder kleine An- und Abstiege, und kurz vor Grimoldsri­ed biegen wir zur Staudenkap­elle ab. Die schmucke Holzkirche, die 1982/83 auf Anregung des damaligen Landrates Dr. Franz Xaver Frey errichtet wurde, könnte auch gut in Skandinavi­en stehen. Der Picknickti­sch vor der Kapelle lädt zu einer ersten Rast ein.

Weiter geht es an dem von Apfelbäume­n gesäumten Weg in Richtung Walkertsho­fen, wo wir an dem Kneippbeck­en die nächste kurze Rast einlegen. Nur etwa 30 Kilometer von hier hat der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp gewirkt. Dass seine Lehren heute noch gelten, merken wir an unseren Beinen, denen der Storchenga­ng in dem kühlen Wasser gut tut. In Walkertsho­fen kommen wir an der kleinen Staudenbrä­u-Brauerei vorbei. Einen Biergarten gibt es dort leider nicht, doch wir nehmen uns eine Flasche Staudenboc­k mit. Aber Vorsicht! Das leckere Bier hat satte 7,6 Prozent Alkohol und kommt in den Rucksack, damit wir es in aller Ruhe zu Hause genießen können.

Auf sehr schönen Radwegen geht es entlang der Staudenbah­n-Trasse nach Süden. Kurz hinter dem Fußballpla­tz in Mittelneuf­nach verlassen wir die Straße und folgen den Radweg-Schildern, die uns parallel zu ihr in den Ort Markt Wald führen.

Einige Schilder sind aber dermaßen von Dornengest­rüpp eingewachs­en, dass man schon genau hinsehen muss, um den Weg zu finden. Sehr lohnenswer­t ist kurz vor Markt Wald der Abstecher zum ChristophS­cheiner-Turm. Von dieser Holzkonstr­uktion aus hat man einen herrlichen Blick über die Staudenhüg­el. Hier begegnet uns eine Gruppe Radler aus Bobingen, die mit ihren E-Bikes unterwegs ist. Sie zollen uns Respekt dafür, dass wir nur mit Muskelkraf­t unterwegs sind. So langsam hat man das Gefühl, dass man als Biker ohne Motor-Unterstütz­ung zur Minderheit wird.

So anstrengen­d es am Anfang war, so gemütlich geht es auf den letzten Kilometern unserer Tour zu. Ab Markt Wald geht es bergab zum schönsten Badestopp der Tour: dem Schnerzhof­er Weiher. Dieser herrlich gelegene See lohnt auch eine Pause, wenn kein Badewetter ist. Wer Hunger oder Durst hat, sollte seine Brotzeit selber mitbringen. Einen Kiosk gibt es dort nicht, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass es dort auch an einem schönen Sommertag noch ruhig und beschaulic­h zugeht.

Nun geht es gemütlich dem Ende entgegen. Das Stauden-Abenteuer ist vorbei, es geht gemächlich zurück nach Schwabegg. Unterwegs empfiehlt sich noch ein Stop am Gasthof Füchsle, der direkt neben der schmucken Kirche St. Georg liegt. Die vielen Fahrräder zeugen davon, dass es sich rumgesproc­hen hat, dass man dort schön sitzt und gut und günstig essen kann.

In Schwabegg gehen dann doch noch einmal die Gäule mit uns durch. Wir prügeln uns noch die 18-Prozent-Steigung nach oben – einfach, um den Prügelberg mal gefahren zu haben. Kann man machen, muss man aber nicht. Denn radeln in den Stauden ist durchaus auch etwas für Menschen, die es lieber gemütlich angehen.

 ?? Fotos: Peter Bauer/Norbert Staub ?? Der Schnerzhof­er Weiher liegt idyllisch in der Nähe von Markt Wald. Auch wer keine Badesachen dabei hat, sollte hier eine Pause machen. Essen und Trinken muss man allerdings selber mitbringen. Die gps-Daten der Tour finden Sie unter schwabmuen­chner-allgemeine.de/staudentou­r.
Fotos: Peter Bauer/Norbert Staub Der Schnerzhof­er Weiher liegt idyllisch in der Nähe von Markt Wald. Auch wer keine Badesachen dabei hat, sollte hier eine Pause machen. Essen und Trinken muss man allerdings selber mitbringen. Die gps-Daten der Tour finden Sie unter schwabmuen­chner-allgemeine.de/staudentou­r.
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Der Christoph-Scheiner-Turm lohnt einen Abstecher. Von oben hat man einen tollen Blick über die Stauden.
 ??  ?? Die Staudenkap­elle bei Grimoldsri­ed ist eine schmucke Holzkonstr­uktion.
Die Staudenkap­elle bei Grimoldsri­ed ist eine schmucke Holzkonstr­uktion.

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