Gemütlich durch die Stauden
Trotz der vielen Hügel kann man es in den westlichen Wäldern auch ruhig angehen
Schwabegg Unter Rennradfahrern sind die Stauden ja schon lange kein Geheimtipp mehr. Die hügelige Gegend in Augsburgs westlichen Wäldern eignet sich ganz hervorragend, um Höhenmeter für die nächste Alpen-Überquerung zu sammeln. Doch man kann es auch ruhiger angehen lassen in den Stauden, die nicht nur viel Natur, sondern auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten bieten.
Doch auch wenn es eine Genusstour werden soll – die Gegend ist nun mal sehr hügelig, das merken wir direkt auf den ersten Metern in Schwabegg. Kurz hinter der Kirche Mariä Himmelfahrt, dem Start der Rundfahrt, geht es ordentlich nach oben. 13 Prozent Steigung sind auf den 400 Metern zu überwinden. Doch damit haben wir gleich zu Anfang das Schlimmste geschafft, denn steiler wird es auf unserer Tour nicht mehr.
Doch es soll ja auch Menschen geben, denen das noch nicht reicht. Denen sei die parallel verlaufende Auffahrt über den berüchtigten Prügelberg ans Herz gelegt. Hinter diesem schroffen Namen, der so gar nicht zu der lieblichen Landschaft passt, steckt ein Anstieg von 18 Prozent.
Wir aber entscheiden uns für die entschärfte Variante. Auf dem Weg nach Konradshofen gibt es immer wieder kleine An- und Abstiege, und kurz vor Grimoldsried biegen wir zur Staudenkapelle ab. Die schmucke Holzkirche, die 1982/83 auf Anregung des damaligen Landrates Dr. Franz Xaver Frey errichtet wurde, könnte auch gut in Skandinavien stehen. Der Picknicktisch vor der Kapelle lädt zu einer ersten Rast ein.
Weiter geht es an dem von Apfelbäumen gesäumten Weg in Richtung Walkertshofen, wo wir an dem Kneippbecken die nächste kurze Rast einlegen. Nur etwa 30 Kilometer von hier hat der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp gewirkt. Dass seine Lehren heute noch gelten, merken wir an unseren Beinen, denen der Storchengang in dem kühlen Wasser gut tut. In Walkertshofen kommen wir an der kleinen Staudenbräu-Brauerei vorbei. Einen Biergarten gibt es dort leider nicht, doch wir nehmen uns eine Flasche Staudenbock mit. Aber Vorsicht! Das leckere Bier hat satte 7,6 Prozent Alkohol und kommt in den Rucksack, damit wir es in aller Ruhe zu Hause genießen können.
Auf sehr schönen Radwegen geht es entlang der Staudenbahn-Trasse nach Süden. Kurz hinter dem Fußballplatz in Mittelneufnach verlassen wir die Straße und folgen den Radweg-Schildern, die uns parallel zu ihr in den Ort Markt Wald führen.
Einige Schilder sind aber dermaßen von Dornengestrüpp eingewachsen, dass man schon genau hinsehen muss, um den Weg zu finden. Sehr lohnenswert ist kurz vor Markt Wald der Abstecher zum ChristophScheiner-Turm. Von dieser Holzkonstruktion aus hat man einen herrlichen Blick über die Staudenhügel. Hier begegnet uns eine Gruppe Radler aus Bobingen, die mit ihren E-Bikes unterwegs ist. Sie zollen uns Respekt dafür, dass wir nur mit Muskelkraft unterwegs sind. So langsam hat man das Gefühl, dass man als Biker ohne Motor-Unterstützung zur Minderheit wird.
So anstrengend es am Anfang war, so gemütlich geht es auf den letzten Kilometern unserer Tour zu. Ab Markt Wald geht es bergab zum schönsten Badestopp der Tour: dem Schnerzhofer Weiher. Dieser herrlich gelegene See lohnt auch eine Pause, wenn kein Badewetter ist. Wer Hunger oder Durst hat, sollte seine Brotzeit selber mitbringen. Einen Kiosk gibt es dort nicht, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass es dort auch an einem schönen Sommertag noch ruhig und beschaulich zugeht.
Nun geht es gemütlich dem Ende entgegen. Das Stauden-Abenteuer ist vorbei, es geht gemächlich zurück nach Schwabegg. Unterwegs empfiehlt sich noch ein Stop am Gasthof Füchsle, der direkt neben der schmucken Kirche St. Georg liegt. Die vielen Fahrräder zeugen davon, dass es sich rumgesprochen hat, dass man dort schön sitzt und gut und günstig essen kann.
In Schwabegg gehen dann doch noch einmal die Gäule mit uns durch. Wir prügeln uns noch die 18-Prozent-Steigung nach oben – einfach, um den Prügelberg mal gefahren zu haben. Kann man machen, muss man aber nicht. Denn radeln in den Stauden ist durchaus auch etwas für Menschen, die es lieber gemütlich angehen.