Vom Spottobjekt zum Sieger
Ausgerechnet Bad Bentheim ist Bahnhof des Jahres
Es gibt Preise, die überlässt man lieber den anderen. Da gibt es etwa den „Goldenen Aluhut“, der für besonders krude Theorien und Verschwörungstheorien vergeben wird. Oder das „Rosa Handtaschl“, das in Österreich derjenige erhält, der sich durch besonders sexistische Äußerungen hervortut. Die Engländer überreichen den „Bad Sex in Fiction Award“für eher misslungene Erotikszenen in Romanen. Und dann gibt es Preise, die mögen auf den ersten Blick eher bescheiden wirken – sind aber bei genauerem Hinsehen ein gigantischer Triumph. Auch in Bad Bentheim können sie nämlich ein Lied davon singen, wie es ist, dem Spott ausgesetzt zu sein. Als Pannenbahnhof wurde die dortige Bahnstation im Jahr 2016 berühmtberüchtigt. In schildbürgerartiger Manier haben die Verantwortlichen den Prachtbau geplant. Dabei wollten sie doch alles richtig machen, damals. Damit die Züge barrierefrei erreicht werden können, wurde der Bahnsteig extra angehoben. Dumm nur: Am Ende war der Bahnsteig so hoch, dass sich die Türen zu den Gleisen nicht mehr öffnen ließen. Die Menschen mussten durch die Fenster steigen, um ihren Zug zu erwischen. Die Niedersachsen ließen den Hohn stoisch über sich ergehen – und bauten unter dem internationalen Gelächter ihren Bahnhof wieder um. Das ist so gut gelungen, dass sie nun einen echten Preis erhalten. „Bahnhof des Jahres“dürfen sie ihren Bahnsteig nun nennen. Das hat die „Allianz pro Schiene“entschieden. Grund ist unter anderem die kundenfreundliche Gestaltung. Das Fenster zum Durchsteigen gibt es übrigens immer noch. Allerdings nur als Ausstellungsobjekt.