Sommer der betagten Frauen
Haben Sie es schon bemerkt? Die Tage werden kürzer, morgens ist es oft schon wieder saukalt und die lauen Abende auf der Terrasse sind für dieses Jahr wahrscheinlich vorbei. Es ist Altweibersommer. Kaum hat man dieses Wort niedergeschrieben, schießen einem prompt Zweifel durchs Hirn: Darf man das überhaupt noch verwenden? Ist das nicht eine Diskriminierung der betagten Damen?
Rechtlich ist es so: Bereits 1989 klagte eine damals 77-jährige Darmstädterin gegen eben jene Bezeichnung „Altweibersommer“. Der Name diskriminiere nicht nur Frauen im Allgemeinen, sondern auch wegen ihres Alters. Das zuständige Landgericht war anderer Meinung: Der „Altweibersommer“durfte seinen Namen behalten.
Im Grunde steht er ja für etwas sehr Positives. Denn dieser Teil des auslaufenden Sommers sorgt oft für ein gutes Wetter im September. Das Wetter ist ideal zum Wandern, Bergsteigen und für ähnliche Freizeitaktivitäten. Es ist nicht mehr so drückend heiß, die Fernsicht prima und das Laub verfärbt sich herrlich. Darum sprechen die Amerikaner auch vom Indian Summer. Das klingt in jedem Fall moderner als Altweibersommer.
Warum aber heißt der eigentlich so? Der Begriff tauchte im 19. Jahrhundert auf und eine Erklärung lautet: Weil im September die vom Tau benetzten Spinnweben in der Morgensonne an die silbergrauen Haare älterer Frauen erinnern. Despektierlich muss das gar nicht gemeint sein, denn die althochdeutsche Form der Spinnfäden sind die „Weiben“. Für alle, die trotzdem Bedenken haben: Im Bairischen gibt es als sprachliche Alternative den Ähnlsommer, also den Großvatersommer. Der ist sprachlich in jedem Fall korrekt.