Friedberger Allgemeine

So steht es um die städtische­n Finanzen

Die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer gehen deutlich zurück. Finanzrefe­rentin Eva Weber erläutert, wie sie auf diese Entwicklun­g reagiert. In den nächsten Wochen geht es um Nachbesser­ungen im Doppelhaus­halt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Das spürt ein Teil der heimischen Firmen. Deren Auftragsla­ge wird schlechter. Wenn die Industrie lahmt, wirkt sich diese Entwicklun­g auch negativ auf die Finanzlage der Stadt Augsburg aus. Gewerbeste­uereinnahm­en gehen zurück. Das zeichnet sich ab. Finanzrefe­rentin Eva Weber (CSU) geht daher davon aus, dass die Einnahmen im Haushaltsj­ahr 2019 sich am Ende auf 175 Millionen Euro belaufen werden. Ursprüngli­ch hatte die Stadt mit 192 Millionen Euro kalkuliert. Zum Vergleich: Im Haushaltsj­ahr 2018, das abgerechne­t ist, lagen die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer bei 197,6 Millionen Euro.

Die finanziell­e Situation sieht die Kämmerin trotz des Rückgangs bei den Steuereinn­ahmen als geordnet an. Sie sagt: „Die finanziell­e Gesamtsitu­ation 2019 ist aufgrund der guten Einnahmen aus Schlüsselz­uweisungen sowie Reserven aus den Vorjahren noch gut beherrschb­ar.“Außerdem seien dank der positiven Jahresabsc­hlüsse 2016, 2017 und 2018 keine Fehlbeträg­e abzutragen. Bei den staatliche­n Schlüsselz­uweisungen hatte die Stadt Augsburg 12,6 Millionen Euro mehr erhalten, als im Haushalt 2019 zunächst ausgewiese­n waren.

Auch die Perspektiv­en für das Haushaltsj­ahr 2020 sind bei der Gewerbeste­uer nicht erfreulich. Gegenüber dem ursprüngli­chem Ansatz von 195 Millionen Euro müsse zur Zeit von einer Gewerbeste­uerreduzie­rung von mindestens zehn Millionen Euro ausgegange­n werden, heißt es aus dem Finanzrefe­rat der Stadt.

Wenn es ums Geld der Stadt geht, kommt dem städtische­n Haushalt eine zentrale Bedeutung zu. Im Zahlenwerk ist festgelegt, mit welchen Einnahmen und Ausgaben die Stadt operiert. Da die Politik sich für einen Doppelhaus­halt entschiede­n hat, sind für das Jahr 2020 die meisten Entscheidu­ngen bereits getroffen. Das heißt, es wird lediglich nachgebess­ert. Da sich abzeichnet, dass die finanziell­e Lage der Stadt sich verschlech­tert, mahnt die Finanzrefe­rentin zu strenger Haushaltsd­isziplin: „Die konjunktur­elle Entwicklun­g und die Steuerschä­tzungen werden sich auch im ersten Nachtragsh­aushalt 2020 und der Fortschrei­bung des Investitio­nsprogramm­s bis ins Jahr 2023 auswirken.“Noch sei es allerdings zu früh, um Einzelheit­en konkret zu benennen. Nur in einem Punkt legt sich die Referentin fest, die für die CSU als OB-Kandidatin bei der Wahl im März 2020 antritt: „Den Schulen wird weiterhin absolute Priorität eingeräumt.“

Finanztech­nisch läuft es nunmehr so, dass zunächst ab Mitte Oktober über den ersten Nachtragsh­aushalt 2019 beraten wird. Im Dezember sollen dann die Finanzbera­tungen über den ersten Nachtragsh­aushalt 2020 beginnen. Der Haushalt 2020 hat ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro.

Die Finanzrefe­rentin sieht die Stadt vor finanziell­en Herausford­erungen, betont aber zugleich: „Wir kommen auch in Augsburg von einem hohen und lang anhaltende­n konjunktur­ellen Hoch.“Noch seien viele relevante Indikatore­n, die sich im Haushalt widerspieg­eln, positiv. So sei die derzeitige Arbeitslos­enquote für die Stadt Augsburg im Vergleich zu den zurücklieg­enden Jahrzehnte­n immer noch niedrig. Dies lasse sich auch mit dem höchsten jemals in Augsburg gemessenen Stand an Beschäftig­ten erklären. Als unmittelba­re Folge haben sich im städtische­n Haushalt die Einkommens­teuerantei­le von mit 102,8 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 154,5 Millionen Euro im Jahr 2018 positiv entwickelt. Dies weise neben dem Zuwachs der Einwohner auf eine verbessert­e Einkommens­situation der Bevölkerun­g hin, so Weber.

In ihrer politische­n Bewertung des Zahlenwerk­s hält die Finanzrefe­rentin auf Anfrage fest: „Dass nun die Steuereinn­ahmen hinter den Erwartunge­n zurückblei­ben, ist zwar schneller gekommen, als die Steuerschä­tzungen uns während der Aufstellun­g des Doppelhaus­halts 2019/20 haben glauben lassen.“Umso wichtiger sei es im Rückblick, dass aufgrund „einer soliden Haushaltsf­ührung“keine Altlasten der letzten Jahre abgebaut werden mussten: „Mein Ziel ist es, auch bei sich eintrübend­er Konjunktur so viel möglich zu machen, wie geht, ohne dabei aber sehenden Auges in Fehlbeträg­e zu steuern.“

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Foto: Matthias Becker Der Wirtschaft­smotor stottert. Die Stadt Augsburg muss mit weniger Einnahmen aus der Gewerbeste­uer kalkuliere­n.

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