Wo die Straßen keine Namen haben
Bei Laimering entsteht eine neue Halle. Das Problem: Für sie gibt es keine Anschrift. Deswegen drohte ein Durcheinander bei der Adressvergabe. Der Gemeinderat war zunächst ratlos
Dasing Bürgermeister Erich Nagl brachte es gleich auf den Punkt: „Uns droht hier ein Kuddelmuddel mit den Hausnummern.“Er sprach gerade von einer neuen Halle, die ein Unternehmer nördlich von Laimering baut. Sie liegt auf der Straße Zur Ziegelei. Oder etwa doch nicht? Problematisch gestaltete sich die Lage für den Gemeinderat, weil auf der schmalen Straße Zur Ziegelei bereits Gebäude mit den Hausnummern 1 bis 4 stehen. Sie verlaufen aufsteigend von Norden nach Süden (siehe Grafik). Die neue Halle errichtet ein Unternehmer nun aber westlich von der bisherigen Anschrift Zur Ziegelei 1, wo es bisher kein Gebäude gab. Folgerichtig hätte die Halle also die Hausnummer 1 übernommen und alle Bestandsgebäude hätten neue Adressen bekommen.
„Dagegen wäre ich aber hundertprozentig vorgegangen“, sagt Peter Kormann. Er betreibt sein Ziegelwerk und besitzt die Anschrift Zur Ziegelei 2. Kormann stellt klar: „Die behalten wir auch.“Seine Lieferanten kennen die Adresse und finden die Firma derzeit problemlos. „Manchmal habe ich zwar auch Leute hier, die zur Biogasanlage nebenan wollen. Aber das ist nicht so schlimm“, meint Kormann. Eine neue Hausnummer dagegen wäre aus seiner Sicht eine Katastrophe für sein Geschäft gewesen.
So weit kommt es nun auch nicht. Das stand allerdings am Dienstagabend im Gemeinderat lange auf der Kippe. Karl Gamperl vom Bauamt erläuterte in der Sitzung: „Wir haben in unseren Unterlagen für die Straße westlich der Kurve den Namen Neulweg in unseren Unterlagen stehen. Ich habe mal bei Google Maps geschaut – da heißt allerdings alles Zur Ziegelei.“
In der Folge entbrannte eine Diskussion mit zwei Lagern. Peter Fiehl (CSU) sagte: „Die Hausnummern müssen so bleiben, alles andere führt zu Chaos und einem Riesenärger.“Dem schloss sich Bürgermeister Erich Nagl (Freie Wähler) an. Johannes Ankner (Freie Wähler) dagegen sprach sich zunächst dafür aus, der neuen Halle die Anschrift Zur Ziegelei 1 zu geben und den bestehenden Gebäuden neue Adressen zuzuteilen.
Dem Dritten Bürgermeister Markus Waschka (CSU) fiel dann noch ein, dass die Straße, in der die Halle errichtet wird, westlich mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Western City weitergehe. „Wie heißt sie denn da? Ich meine, da steht auch ein Haus“, vermutete Waschka. Gamperl sah nach und fand heraus: Genau ein Gebäude gibt es auf dem Teilstück. Die Straße heißt dort Neulwirth. „Das können wir ja dann so lassen und uns auf das Stück mit der Halle konzentrieren“, meinte Gamperl – und fand Zustimmung.
Zeitweise schienen in der Gemeinderatssitzung äußerst kreative Lösungen möglich. Auf die Frage, wie man genau wissen soll, wie viele Bauten zwischen der Halle und den Bestandsgebäuden noch entstehen könnten und welche Hausnummern die dann erhalten sollten, meinte Martin Menzinger (CSU): „Die Anschriften dürfen ja auch ein A, B, oder C hinten haben, so ist auch an anderen Straßen in Dasing.“So richtig überzeugte diese Variante die anderen Gemeinderäte nicht.
Deshalb gelangten die Lokalpolitiker nach einer halbstündigen Debatte zur Auffassung, dass ein neuer Straßenname für die Halle am meisten Sinn mache. Künftig trägt diese dann die Anschrift Neulweg 1.
Potenzielle Neubauten bis zur Kurve östlich der Halle schließen dann im Falle des Falles mit den folgenden Hausnummern an. Bürgermeister Nagl schnaufte tief durch und sagte: „Ich dachte, der Tagesordnungspunkt dauert zwei Minuten.“
Am Tag nach der Sitzung zeigte er sich im Gespräch mit der Friedberger Allgemeinen jedoch zufrieden mit der getroffenen Regelung, für die mit 14:4 Stimmen eine Mehrheit der Gemeinderäte stimmte. Nagl wies darauf hin, dass er einen noch komplizierteren Fall kennt: „Im Ortsteil Hinterheimat stehen zahlreiche Gebäude. Eine Straße mit Hausnummern gibt es aber nicht.“Er selbst sei bereits mehrfach mit dem Auto umhergeirrt, wenn er dort beispielsweise Leuten zum Geburtstag gratulieren wollte.