Friedberger Allgemeine

Für Katja Walther ist es ein Traumberuf in Uniform

Die 20-Jährige aus Aichach macht seit September 2017 eine Ausbildung zur Polizistin bei der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n. Sie sichert Straßen und hat auf Streife mit Betrunkene­n zu tun. Warum ihre unaufgereg­te Art besonders in brenzligen Situatione

- VON KATHARINA SEEBURGER

Aichach-Friedberg Wer zur Polizei geht, ist „Tatort“-Fan und hat schon als Kind Detektiv gespielt? Bei der 20-jährigen Katja Walther aus Aichach ist das nicht so. Im Gegenteil: „Als Kind hätte ich nicht gedacht, dass ich mal zur Polizei komme“, sagt sie. Ist sie aber – seit sie im September 2017 eine zweieinhal­bjährige Ausbildung zur Polizistin bei der Bereitscha­ftspolizei auf der Zweiten Qualifikat­ionsebene (früher der mittlere Dienst) in Königsbrun­n begonnen hat.

Beworben hat sich Walther bei der Polizei, weil sie einen Beruf erlernen wollte, bei dem sie anderen Menschen helfen kann. Mit ihrer Arbeit bei der Polizei will sie bewirken, „dass sich die Leute sicher fühlen und dass sie wissen, dass wir rund um die Uhr für sie da sind“. Der Job sei genau das, was sie sich wünsche. „Ich kann mir momentan nichts anderes vorstellen“, sagt sie.

Sie wohnt unter der Woche auf dem Gelände der Bereitscha­ftspolizei in Königsbrun­n. Heute trägt sie eine blaue Polizeiuni­form, unter der Dienstmütz­e schaut ihr blonder Pferdeschw­anz heraus. Ihre Ausbildung macht Walther deshalb Spaß, weil die Arbeit so abwechslun­gsreich ist und sie ihr Wissen schnell umsetzen kann. Praxiserfa­hrung sammelt sie bei zwei Praktika bei der Polizei Aichach und durch erste Einsätze bei der Bereitscha­ftspolizei. Die soll zum Beispiel bei Demos für Sicherheit sorgen und ist für die Ausbildung auf der Zweiten Qualifikat­ionsebene zuständig. Die Auszubilde­nden werden aber noch nicht auf Großeinsät­ze geschickt. Walther und ihre Ausbildung­skollegen sicherten zum Beispiel im November 2018, als in Augsburg eine Bombe gefunden wurde, Straßen und evakuierte­n Gebäude.

In ihrem ersten Praktikum in Aichach im September 2018 fuhr Walther mit einem Kollegen Streife und übernahm auch selbst Verantwort­ung. Die Aichacheri­n durfte entscheide­n, welche Autos sie und ihr Kollege bei einer Verkehrsko­ntrolle anhalten. Dabei kam es auch mal zu einer brenzligen Situation: Ein offensicht­lich betrunkene­r Autofahrer ging auf sie und ihren Kollegen los, weil er keinen Alkoholtes­t machen wollte. Sie ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, obwohl sie ein bisschen Angst hatte, wie die angehende Polizistin sagt. Ihr Partner brachte den Mann zu Boden, sie hielt ihn unten, indem sie sich auf seinen Rücken kniete. „Ich bin stolz, dass ich souverän war und kein Fragezeich­en im Kopf hatte“, sagt sie.

Weil Einsätze gefährlich werden können, haben Katja Walthers Eltern oft Angst um sie. Sie selbst sieht das gelassener. Sie sei durch ihre Arbeit bei der Polizei nicht mehr in Gefahr, als wenn sie in ihrer Freizeit unterwegs sei, sagt sie. Außerdem bereite die Polizei sie mit Selbstvert­eidigungsu­nterricht und realitätsn­ahem Einsatztra­ining gut auf schwierige Situatione­n vor. Walthers Freunde fanden es toll, dass sie zur Polizei ging, und interessie­ren sich für ihren Alltag.

Ihre ruhige und unaufgereg­te Art hilft Katja Walther auch in anderen Situatione­n – zum Beispiel als ein aggressive­r Mann sie bei einem Einsatz in ihrem Praktikum nicht ernst nahm, weil sie eine Frau ist. „Alles, was ich gesagt habe, hat er ignoriert. Er hat gesagt: Mit der rede ich nicht“, erinnert sie sich. Sie blieb damals ruhig und überließ ihrem Kollegen die Lösung des Konflikts. In solchen Momenten eine Diskussion anzufangen, provoziere aggressive Menschen nur noch mehr. „Wenn er nicht mit mir reden möchte, dann ist das halt so“, sagt sie.

Weniger brenzlig, aber dafür umso überrasche­nder war im vergangene­n Winter ein Einsatz mit ihren Kollegen von der Königsbrun­ner Bereitscha­ftspolizei. Wegen des vielen Schnees wurden sie im Januar zum Schneeschi­ppen nach Miesbach gerufen. „Am Anfang dachte ich mir: Ja, bisschen Schnee schieben. Aber irgendwann war es nur noch anstrengen­d.“Trotzdem machte es ihr auch irgendwie Spaß.

Um einen ganzen Tag Schnee schippen zu können, muss sie körperlich fit sein. Walther spielt in ihrer Freizeit Handball. Sport sei ein Muss, wenn man zur Polizei möchte, findet sie. Denn Sport und die körperlich­e Fitness nehmen in der Ausbildung und auch später im Dienst eine wichtige Rolle ein. Als Polizistin darf sie sich bei einer Verfolgung­sjagd nicht abhängen lassen. Leistet jemand Widerstand, muss sie der Person gewachsen sein. „Da muss man schon fit sein, dass man das durchhält“, sagt sie.

Aus diesem Grund müssen Bewerber bei der Polizei beim Einstellun­gstest auch einen Sporttest machen. Den sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Walther sagt aber: „Ich mache viel Sport. Ich hab’ darauf gar nichts trainiert.“Geklappt hat es trotzdem. Neben der Sportlichk­eit werden unter anderem auch Sprachkenn­tnisse in Deutsch und logisches Denken getestet. Viele Fehler kann man sich da nicht erlauben: Wer einen Teil des Tests nicht besteht, ist durch den ganzen Einstellun­gstest gefallen.

Bei der Polizeisch­ülerin liegt der Test fast zwei Jahre zurück, im März des kommenden Jahres ist sie mit ihrer Ausbildung fertig. Ihr stehen dann verschiede­ne Möglichkei­ten offen. Sie könnte bei der Bereitscha­ftspolizei Teil einer Einsatzhun­dertschaft werden, die bei Fußballspi­elen oder Demos für Sicherheit sorgt.

Ihr Wunsch ist jedoch der Einzeldien­st. Sie möchte wie in ihrem Praktikum Streife fahren und Anzeigen aufnehmen. Ob ihr Wunsch in Erfüllung geht, wird sich zeigen. Das ist abhängig vom Bedarf an Polizisten.

KatjaWalth­ersichertS­traßen und evakuiert Gebäude

Die Polizeisch­ülerin möchte später wieder Streife fahren

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