Müller bleibt offen
Der Drogeriemarkt hatte im Frühjahr die Schließung für Anfang 2020 angekündigt. Steigen die Umsätze nicht, droht weiterhin das Aus. Bürgermeister Eichmann appelliert an die Kunden
Die Schließung des Müller-Drogeriemarktes in der Friedberger Ludwigstraße scheint vom Tisch. Das bestätigten Vermieter und Stadt Friedberg. »
Friedberg Der Schock war groß bei vielen Friedbergern, sogar eine Demonstration gab es im April. Jetzt dürfen die Kunden von Müller aufatmen: Der Drogeriemarkt in der Ludwigstraße bleibt wohl bestehen – zumindest bis auf Weiteres. Kaufen in Zukunft aber nicht mehr Leute dort ein, droht die Schließung nach über 20 Jahren.
Vermieter Roland Brunner bestätigt Informationen unserer Zeitung, wonach eine Einigung erzielt wurde: „Ich bin der Firma Müller entgegengekommen, weil ich sie hier gerne halten will, allein schon wegen der langjährigen Mitarbeiter. Man kennt sich halt.“Nach der Ankündigung, dass die Drogeriemarktkette ihre Filiale in der Friedberger Innenstadt nach dem Jahreswechsel dicht machen würde, waren viele Einwohner bestürzt. Auch Bürgermeister Roland Eichmann bekräftigte seinerzeit, sich für den Fortbestand des Geschäfts einzusetzen.
Hintergrund der Schließung waren seit Jahren sinkende Umsätze wegen einer nachlassenden Kundenfrequenz auf der Ludwigstraße. Andere Ladeninhaber beklagen diesen Trend ebenfalls. Infolge dieser Entwicklung zeigten sich die Verantwortlichen von Müller nicht mehr bereit, zu den bis dahin gültigen Mietkonditionen den Vertrag zu verlängern.
Bürgermeister Eichmann sagt zur Einigung: „Es liegt auch an den Friedbergern, durch ihre Einkäufe in der Innenstadt ein klares Bekenntnis abzugeben. Unser aller Kaufverhalten hat direkten Einfluss auf den Fortbestand dieser Betriebe.“Eichmann und Citymanager Thomas David waren nach eigener Aussage im kontinuierlichen Austausch mit den Beteiligten, um die Möglichkeiten für einen Erhalt des Drogeriemarktes über das Jahresende hinaus auszuloten.
Die jetzt gefundene Lösung kam laut Vermieter Brunner zustande, weil er von seinen Forderungen abgerückt ist: „Ich verstehe die Situation des Unternehmens ja auch. Die wollen hier zu Recht Geld verdienen und nicht draufzahlen.“Details aus dem Vertrag möchte Brunner nicht nennen, nur so viel: Die Miete sinke für Müller und statt einer Laufzeit von fünf Jahren gelte der neue Kontrakt unbefristet mit einer nicht näher bezifferten Kündigungsfrist.
Der Vermieter sieht die Lage folgendermaßen: „Die Filiale bleibt ganz sicher nur auf Bewährung. Müller baut gerade ja auch in Augsburg-Lechhausen neu. Ich vermute, dass die Verzögerungen uns auch in die Karten gespielt haben.“Eine mittel- oder gar langfristige Garantie für den weiteren Betrieb des Geschäfts in Friedberg sei die Lösung nun also nicht. Für Brunner gilt eine einfache Formel: „Die Menschen, die im Frühjahr demonstriert haben, sollten vor allem fleißig bei Müller einkaufen. Das hilft allen Beteiligten am Ende am meisten.“Bürgermeister Eichmann teilt ebenfalls mit, er sehe in der Vertragsverlängerung die letzte Chance, den Standort zu halten. Er sei den Beteiligten dankbar für die gezeigte Kompromissbereitschaft.
Vermieter Brunner macht keinen Hehl daraus, dass es ohnehin schwierig geworden wäre, zu den alten Bedingungen einen Mieter zu finden. „Ich hoffe auf einen Trend, der wieder zu mehr Menschen in der Innenstadt führt“, sagt er. Eine reine Verlagerung von Verbrauchermärkten auf die grüne Wiese gehe vor allem zulasten von Senioren, die nicht mehr so mobil seien.
Erstmals hatte die Friedberger Allgemeine am 3. April über die bevorstehende Schließung von Müller in der Ludwigstraße berichtet. Acht Tage später organisierten Kunden eine Kundgebung mit rund 35 Teilnehmern. Die Botschaft damals: „Ist erst mal der Müller fort, schließen auch andere hier am Ort.“
Der Drogeriemarkt in der Ludwigstraße ist der einzige im Friedberger Stadtkern – vier Kilometer entfernt in Friedberg-West gibt es eine weitere Müller-Filiale und in der Marquardtstraße einen Laden von Rossmann. Senioren können diese Geschäfte teils kaum erreichen. Die Firma Müller äußerte sich bisher gegenüber unserer Redaktion nicht zu der Vertragsverlängerung. »