Neuer Verdacht im Mordfall Lübcke
Rechtsextremist offenbar für eine weitere Bluttat in der Region Kassel verantwortlich
Karlsruhe Ist der mutmaßliche Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Heinrich Lübcke für einen weiteren ungeklärten Mordanschlag verantwortlich? Der in Untersuchungshaft sitzende Stephan E. stehe im Verdacht, am 6. Januar 2016 in Lohfelden im Kreis Kassel versucht zu haben, einen irakischen Asylbewerber zu töten, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit. Er soll dem 22-Jährigen auf dem Weg zwischen einer Flüchtlingsunterkunft einer Tankstelle von hinten mit einem Messer in den Rücken gestochen und ihn dabei schwer verletzt haben.
Bislang hatte die Staatsanwaltschaft Kassel in dem Fall ermittelt. Der Täter hatte sich den damaligen Ermittlungen zufolge auf einem Fahrrad genähert, hinterrücks zugestochen und war dann geflohen. Das Opfer lebte in jener Flüchtlingsunterkunft, deren Einrichtung das spätere Mordopfer Lübcke auf einer turbulenten Bürgerversammlung verteidigt hatte.
Die Bundesanwälte gehen von einem Mordversuch in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung aus. Stephan E. soll heimtückisch und aus niederen Beweggründen gehandelt haben. Grund soll seine rechtsextremistische Weltanschauung gewesen sein, was die Übernahme der Ermittlungen durch die Bundesanwaltschaft ermögliche.
Der Beschuldigte bestreitet nach Angaben seines Anwalts die Vorwürfe. Stephan E. wurde bereits in den neunziger Jahren wegen eines offenbar fremdenfeindlichen lebensgefährlichen Messerangriffs auf einen Mann in Wiesbaden und einem versuchten Rohrbomben-Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft zu einer mehrjährigen Jugendstrafe verurteilt. Zwei Wochen nach dem Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke wurde der heute 45-Jährige festgenommen und legte ein umfassendes Geständnis ab, das er später widerrief.