Friedberger Allgemeine

Was dem Kaiser einst zu Ohren kam

Sabine Lutzenberg­er und ihr Ensemble Per-Sonat widmen sich auf ihrer neuen CD Musik der Zeit Maximilian­s I.

- VON MANFRED ENGELHARDT

Er war getrieben vom Gedanken, sein Leben, seinen Ruhm, sein „Gedechtnus“der Nachwelt zu sichern, und umgab sich mit Künstlern, die sein Erbe darstellen und beschreibe­n sollten: Kaiser Maximilian I. Er starb vor 500 Jahren. Augsburg war die Stadt, in der sich der Kaiser mit seinem Hofstaat statistisc­h am längsten und wohl am liebsten aufhielt – 1037 Tage. Er war auch sehr der Musik zugetan. In seiner idealisier­ten Autobiogra­fie „Weißkunig“sah er sich selbst als Nachfahre des biblischen „Kunig Davit“und dessen „lieblichn gesang“. So scharte er in seiner Hofkapelle Berühmthei­ten um sich. Und Musik, die im Umkreis Maximilian­s entstanden ist, erklingt auf einer neuen CD des Ensembles Per-Sonat, das von der Augsburger Mezzosopra­nistin Sabine Lutzenberg­er geleitet wird, anerkannte­r Spezialist­in für Alte Musik.

Im Mittelpunk­t stehen Lieder der großen Meister Heinrich Isaac (um 1450–1517), Ludwig Senfl (um 1490 –1543) oder des St.-Anna-Organisten Paul Hofhaimer (1459–1537), die mit Augsburg zu tun hatten. Neben vielen überliefer­ten Quellen spielt auch das „Augsburger Liederbuch“eine große Rolle. Die Hofkapelle war vor allem mit der Gestaltung von Gottesdien­sten und großen politische­n Ereignisse­n befasst. Doch auch mit kleineren Musiken für den Zeitvertre­ib, die Unterhaltu­ng, als Begleitung festlicher Essen, zum Tanzvergnü­gen taten sich die berühmten Musiker hervor. Daran war auch der Kaiser höchst interessie­rt, besonders für den Tanz wird ihm ein Faible nachgesagt. Und so gliedern auf der CD immer wieder Einschübe aus dem „Tanzbüchle­in“der Margarethe von Österreich, Maximilian­s Tochter, den Reigen der Lieder und Motetten.

Zwei Nummern aber umklammern eindrucksv­oll das Programm: Zu Beginn erklingt „Kain höheres noch schwebt“von Ludwig Senfl, worin dem Kaiser als alles beherrsche­ndem Adler gehuldigt wird. Sabine Lutzenberg­er, sodann nacheinand­er die Tenöre Achim Schulz, Richard Resch, Bernd Oliver Fröhling und Bassist Joel Frederikse­n fächern a capella mit feinem, instrument­al geführtem Klang dieses Preislied auf.

Das Finale bildet die fast unheimlich mystische, gesanglich und instrument­al tief gelegte Aura der Motette „Proch Dolor / Pie Jesu“des großen Josquin des Préz. Sie beklagt den Tod des Kaisers und bittet um die Aufnahme in den Himmel – ein wuchtiges musikalisc­hes Ereignis, das Sänger und Instrument­arium mit Fidel, Renaissanc­e-Geige (Baptiste Romain), Laute, Viola’arco (Marc Lewon), Renaissanc­eBassgambe (Elizabeth Rumsey, Caroline Ritchie) wunderbar vereinigt.

Durchwegs der Freude und dem Leid der Liebenden sind die solistisch und instrument­al fein austariert­en Lieder gewidmet – Per-Sonat lässt mit seinen musikalisc­hen Leistungen und den stimmigen Realisieru­ngen der alten Klänge eine Epoche wieder aufleben. Die Erläuterun­gen des hervorrage­nden Booklets tragen außerdem zum Verständni­s und Genuss der CD bei.

» Kaiser Maximilian I. – Lieder, Chansons, Tänze. Per-Sonat (Christo

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