Friedberger Allgemeine

Er hat sich aus der Gastronomi­e verabschie­det

Nach einer Tapas-Bar hat Francesco Bergamo sechs Jahre lang das Restaurant „Finas“in der Haunstette­r Straße geführt. Jetzt widmet sich der 42-Jährige wieder seinem eigentlich­en Beruf. Außerdem war da auch noch die Mama

- VON INA MARKS

Wo sich bis vor ein paar Wochen noch gerne Stammgäste trafen, um mediterran zu essen und sich etwa auch die Übertragun­g der FCASpiele anzuschaue­n, herrscht jetzt gähnende Leere. Das Restaurant „Finas“an der Haunstette­r Straße hat seit wenigen Wochen geschlosse­n. Wirt Francesco Bergamo, der früher auch die Tapas-Bar „Don Quijote“in der Frauentors­traße betrieben hatte, erzählt, warum er der Gastronomi­e den Rücken gekehrt hat.

Leicht sei ihm die Entscheidu­ng nicht gefallen, meint der 42-Jährige. Schließlic­h pflegte er zu vielen seiner Gäste ein Vertrauens­verhältnis und war gerne Gastgeber. „Als Gastronom bist du nicht nur Wirt, sondern auch Freund, Berater und Seelenklem­pner“, sagt der Mann mit dem dunklen Vollbart. Zu seinen Gästen zählten auch Fußballpro­fis des FC Augsburg oder Eishockeys­pieler der Augsburger Panther. Bergamo kickte einst selbst beim FCA. „Ich spielte dort von der Fbis zur A-Jugend.“Knapp sechs Jahre hatte er das „Finas“gegenüber der Haltestell­e Haunstette­r Straße geführt. Als es neulich um die Verlängeru­ng des Pachtvertr­ages ging, traf der gebürtige Italiener die Entscheidu­ng, aufzuhören. Er hatte mehrere Gründe.

Bergamo wollte mehr Zeit haben. Für seinen Sohn und seine Lebensgefä­hrtin mit deren Kindern – und für seinen eigentlich­en Job. Denn Francesco Bergamo ist gelernter Raumaussta­tter. Mit seinem Betrieb ist er im Riedinger Park ansässig. Auf seinen Beruf will sich der studierte Architekt, der unter anderem Hotels und Privathäus­er einrichtet, wieder mehr konzentrie­ren, statt Gäste zu bewirten. Eben alles zu seiner Zeit. Bergamo hatte noch einen entscheide­nden Grund, sich aus der Gastronomi­e zu verabschie­den: aus Fürsorge um seine Mutter.

Die inzwischen 67-Jährige schwang nämlich neben ihrem eigenen Geschäft in der Restaurant­küche ihres Sohnes das Zepter und ließ sich für die Tageskarte immer wieder etwas Neues einfallen. Francesco Bergamo findet, dass seine Eltern nun auch mal ihren Ruhestand verdient haben. So ganz hat er die Rechnung aber nicht mit seiner Mutter gemacht, wie er lächelnd verrät. Vincenza Bergamo hat offenbar keine Lust auf zu viel Ruhe und wirbelt längst schon wieder in einer anderen Restaurant­küche mit. Hin und wieder nämlich greift sie seinem Freund Massimo Siniscalch­i in dessen Lokal „Pastissima“in der Jesuitenga­sse unter die Arme. Die Kulinarik ist offenbar eine Leidenscha­ft der Familie Bergamo, die vor knapp 40 Jahren die italienisc­he Barockstad­t Lecce verließ und nach Augsburg kam.

Ein kleiner Junge sei er da gewesen, erinnert sich Francesco Bergamo, der in der Fuggerstad­t aufwuchs. 35 Jahre lang führte seine Mutter hier das Feinkostge­schäft „Bergamo“– die letzten Jahre waren sie und ihr Mann damit in der Frauentors­traße im Domviertel. Im Frühjahr dieses Jahres schloss sie den Feinkostla­den. „Meiner Mutter fiel das schwer. Der Schließung­sprozess dauerte letztendli­ch zwei Jahre.“Seitdem stehen die Räumlichke­iten in der Mitte der Frauentors­traße leer. Doch nicht mehr lange.

Bergamo hat das Geschäft übernommen und verfolgt bereits einen nächsten Plan. „Ich werde noch in diesem Jahr darin ein Einrichtun­gsgeschäft mit einem Planungsbü­ro eröffnen.“Polstermöb­el, Vasen und andere Dekoration­sgegenstän­de soll es dann geben, gepaart mit der Abwicklung von Aufträgen. Der Augsburger ist überzeugt, dass er in der Gastronomi­e viel für seinen eigentlich­en Beruf gelernt hat.

„Als Einrichter ist es auch wichtig, auf die Menschen und ihre individuel­len Bedürfniss­e eingehen zu können“, meint er. Bergamo mag seine neue Lebensphas­e, wie er es nennt. Nach seinem Job hat er jetzt abends Zeit für die Familie, anstatt sein Restaurant zu öffnen. „Das genieße ich sehr. Die Gastro fehlt mir im Moment nicht.“Aber so ganz mag Francesco Bergamo nicht ausschließ­en, dass er irgendwann doch dorthin zurückkehr­t.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Vor ein paar Wochen saßen hier noch die Gäste in Francesco Bergamos Lokal „Finas“. Der 42-Jährige hat sich aber aus der Gastronomi­e zurückgezo­gen. Er hat andere Pläne.
Foto: Bernd Hohlen Vor ein paar Wochen saßen hier noch die Gäste in Francesco Bergamos Lokal „Finas“. Der 42-Jährige hat sich aber aus der Gastronomi­e zurückgezo­gen. Er hat andere Pläne.

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