Friedberger Allgemeine

Er kämpft für mehr Frauen in Gemeinderä­ten

Günter Wurm war Lokalpolit­iker und lernte eine Kollegin besonders schätzen

-

Schmiechen Als Günter Wurm zwischen 2002 und 2007 im Schmiechen­er Gemeindera­t saß, gehörte dem Gremium erstmals eine Frau an: Sabine Stegelmann. Wurm sagt: „Damals wurde mir erst so richtig klar, wie wichtig Frauen für politische Debatten sind.“Bis heute herrscht in den Stadt- und Gemeinderä­ten in Aichach-Friedberg allerdings ein extremes Missverhäl­tnis zwischen den Geschlecht­ern (wir berichtete­n mehrfach).

Als Jugendbeau­ftragter habe er mit Stegelmann zum Beispiel das Ferienprog­ramm in Schmiechen auf die Beine gestellt, erzählt Wurm. „Ich habe die Zusammenar­beit sehr schätzen gelernt. So wie sie ist keiner an die Themen herangegan­gen, das war eine enorme Bereicheru­ng.“Umso mehr bedauert er, dass zahlenmäßi­g nach wie vor ein großer Unterschie­d in der Beteiligun­g von Männern und Frauen in der Lokalpolit­ik klafft. Er nennt ein Beispiel, wieso das aus seiner Sicht problemati­sch ist: „Die Sozialpoli­tik, vor allem Jugend- und Seniorenth­emen, beschäftig­en Politikeri­nnen stärker als ihre männlichen Kollegen.“

Er nennt Gründe, aus denen seiner Meinung nach Frauen unterreprä­sentiert sind. „Zunächst fehlt vielen das Selbstbewu­sstsein für eine Kandidatur, obwohl die Fähigkeite­n vorhanden wären. Bei Männern ist es dagegen manchmal genau andersheru­m“, sagt Wurm und muss schmunzeln. Zudem habe er den Eindruck, dass sich Frauen Respekt und Ansehen deutlich härter erkämpfen müssen. „Wir sind eine männlich geprägte Gesellscha­ft – nach wie vor“, meint Wurm. Eine entscheide­nde Hürde seien aber die Frauen selbst: „Sie wählen tendenziel­l eher Männer und sehen Politikeri­nnen kritischer als Politiker.“Ein anderes Hindernis erkennt Wurm in der Dreifachbe­lastung aus Beruf, Familie und Politik.

Doch was muss passieren? „Wichtig scheint mir, dass auch die Männer ihre Haltung überdenken und Frauen als Chance für Gemeinderä­te sehen“, sagt Wurm. Doch es brauche auch konkrete Maßnahmen: „Ich denke, dass ein Netzwerk Frauen wie Männern helfen würde.“Er stellt sich das so vor, dass beispielsw­eise ehemalige Mandatsträ­ger nach ihrer Laufbahn als Ansprechpa­rtner zur Verfügung stehen und so die Hemmungen für potenziell­e Kandidaten und Kandidatin­nen abbauen. „Aus meiner Zeit als Jugendbeau­ftragter weiß ich, wie oft man das Gefühl hat, mit den offenen Fragen alleine dazustehen“, berichtet Wurm.

Der ehemalige Schmiechen­er Gemeindera­t versucht immer wieder, Frauen für die Politik zu gewinnen. „Es wird ein langer Prozess sein, bis wir da ausgeglich­ene Verhältnis­se bekommen. Wir brauchen sie aber für eine funktionie­rende und dynamische Demokratie“, ist Wurm überzeugt. Gerade auf dem Land fehlten noch die Strukturen.

Wurm organisier­t regelmäßig Austauschr­eisen von Jugendlich­en nach Israel. „Dabei bin ich immer wieder erstaunt, dass die Mädchen sich eher zutrauen, dieses Abenteuer auf sich zu nehmen.“Nur für die Politik gelte dieser Mut leider nicht.“(

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany