„Ich kann vom Handball nicht lassen“
Christina Seidel ist die neue Trainerin der Friedberger Handball-Herren. Was der Sport für die Lehrerin bedeutet und wie es für das Team in der Bayernliga weitergehen soll
Frau Seidel, in der Friedberger Handballszene sind Sie ja beileibe keine Unbekannte. Noch unter Ihrem Mädchennamen Pawlick haben Sie dort bereits diverse Mannschaften trainiert. Und jetzt sind Sie zurückgekehrt, um die Erste des TSV in der Bayernliga zu trainieren. Wie verlief Ihr sportlicher Werdegang?
Christina Seidel: Ursprünglich stamme ich aus Bayreuth, ich kam dann als Studentin vor gut 20 Jahren nach Augsburg. Schon in der alten Heimat habe ich, da muss ich vielleicht erst 15 Jahre alt gewesen sein, meine erste Mannschaft trainiert. Handball war schon immer mein liebstes Hobby, auch während meines Studiums habe ich mich sehr intensiv mit dem Sport beschäftigt. Und so kam ich zunächst zur TSG Hochzoll, wo ich sowohl als Spielerin als auch als Trainerin aktiv war.
Und wie ging es dann damals nach Friedberg?
Seidel: Ich wurde vom Verein angesprochen, von wem, weiß ich schon gar nicht mehr genau, das ist zu lange her. Darum wechselte ich von der TSG Hochzoll hierher und übernahm 2000/01 die männliche C-Jugend. Gleich im ersten Jahr konnten wir mit dem bayerischen Meistertitel einen tollen Erfolg feiern. Danach habe ich weiterhin männliche Jugendmannschaften in Friedberg in den verschiedensten Altersklassen trainiert und konnte mit ihnen stets in der bayerischen Spitze platzieren.
Dann geschah aber der Sprung in den Herrenbereich.
Seidel: Ja, 2006/07 übernahm ich gemeinsam mit Harry Rosenberger die Friedberger Zweite in der Landesliga. Von diesem Trainer habe ich extrem viel gelernt, Harry hat mich enorm weitergebracht. Gleichzeitig habe ich auch in der Friedberger Damenmannschaft gespielt. Und parallel, da sieht man auch meine Leidenschaft für den Sport, war ich auch noch für die Friedberger A-Jugend verantwortlich.
Schließlich haben Sie aber den Verein verlassen und sind in den Damenbereich gegangen.
Seidel: Genau, ich wechselte 2008 nach Ludwigsfeld und war dort zwei Jahre lang in der baden-württembergischen Oberliga Trainerin. In dieser Zeit habe ich wieder sehr viel gelernt. Es hat mir gutgetan, auch einmal eine andere Handballkultur kennenzulernen und die neuen Eindrücke und Perspektiven aus dem benachbarten Bundesland helfen mir bis heute für meine Arbeit als Trainerin. In dieser Zeit endete auch meine aktive Karriere als Spielerin, danach begann ich mich voll auf das Coachen zu konzentrieren.
Und dann kamen auch die ersten großen Erfolge im Seniorenbereich, als es zurück nach Bayern ging.
Seidel: Ja, das war dann bei den Damen der SG Kissing/Friedberg. Gleich in meinem ersten Jahr als Trainerin stiegen wir als Meister in die Bayernliga auf. Dort war ich dann noch eineinhalb Jahre lang für das Team verantwortlich, musste aber wegen meines Referendariats 2013 aufhören. Es ging zeitlich nicht mehr, der Beruf ging dann auch vor. Aber es war mir wichtig, dass ich die Mannschaft geordnet übergeben habe. Wir hatten zur Zeit meines Weggangs im zweiten Jahr Bayernliga so viele Punkte auf dem Konto, sodass der Klassenerhalt sehr wahrscheinlich war. Das war mir extrem wichtig. Dann war aber erst einmal Pause mit den Vereinen?
Seidel: Ja, ich musste das Referendariat beenden und mich in meine Stelle als Lehrerin einarbeiten. Seit 2012 bin ich Lehrerin an der WittelsbacherRealschule in Aichach. Meine Fächer sind Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik. Aber ganz konnte ich vom Handball nicht lassen.
Wohin hatte es Sie dann verschlagen? Seidel: Ich konnte beim BHV als Jugend-Auswahltrainerin anfangen. Seit 2013 bin ich im Mädchenbereich für einen Jahrgang verantwortlich und mache dabei Sichtungen und Lehrgänge. All dies geschieht natürlich in Absprache mit meiner Schule und ich bin sehr glücklich, dass ich dabei enorme Unterstützung erfahre.
Aber jetzt kam dann doch die Rückkehr zum TSV Friedberg. Was ist da genau passiert? Seidel: Nach der kurzfristigen Trennung vom vorherigen Trainer kam die Abteilungsleitung auf mich zu. Ich kannte ja den Verein von früher und wollte ihn da auch nicht im Stich lassen. Also machte ich ein Probetraining und führte auch mehrere Gespräche mit den Spielern. Von Beginn an spürte ich, dass mir die Arbeit mit der Friedberger Mannschaft viel Freude bereiten würde und dass ich dort auch eine tolle Unterstützung erfahre. Nachdem ich auch von meiner Schule das Okay bekam, machte ich mich ohne jede Saisonvorbereitung an diese Aufgabe.
Das klingt nach einer großen Herausforderung. Der Auftakt gegen Lohr ging dann gleich verloren. Wie beeinflusst das Ihre kurzfristige Arbeit? Und welche Ziele haben Sie auf lange Sicht mit der Friedberger Mannschaft? Seidel: Erst einmal muss ich mich einarbeiten, ich bin ja erst seit Kurzem dabei. Auf uns wartet viel Arbeit, ich muss die Liga kennenlernen und die Spieler müssen meine taktischen Vorgaben erlernen. Auf die Schnelle geht da nichts, da muss ich auch um Geduld bitten vonseiten des Umfeldes und der Öffentlichkeit. Langfristig will ich das Team individuell und mannschaftstaktisch weiterentwickeln. Außerdem will ich die Talente aus der A-Jugend in die Mannschaft integrieren, all das in enger Absprache und Zusammenarbeit mit deren Trainerin Sandy Mair. All das wird nicht über Nacht funktionieren, es wird dauern, bis wir unsere volle Stärke abrufen können. Diese Zeit muss man uns geben, aber ich weiß, dass ich aus der Abteilung nur die beste Unterstützung bekommen werde.
Interview: Domenico Giannino