Diese Frau knöpft sich Schimpfwörter vor
Wie Susanne Mader aus Flüchen Schriftkunst macht. Damit will sie etwas bewirken
Man sagt, der Augsburger Grantler sei längst Legende. Doch Susanne Mader ist ihm schon oft begegnet. Typische Vertreter dieser Spezies lassen gerne mal eine Schimpftirade los, wenn sie sich über etwas ärgern. Das hat die 26-jährige Gestalterin zu einem besonderen Projekt inspiriert. Sie hat Schimpfwörter in Schriftkunst verwandelt und damit einen Preis gewonnen.
„Ich bin im Augsburger Umland groß geworden“, erzählt Susanne Mader. Wenn sie in der Stadt sei, begegne sie dem Augsburger Grantler beispielsweise beim Einkaufen und in der Bank, wenn die Warteschlange lang ist. Oder in der Straßenbahn, wenn keine Sitzplätze mehr frei sind.
Der von Natur aus oder traditionell schimpfende Augsburger war Ausgangspunkt für eine Semesterarbeit über Schimpftiraden, die die Gestalterin an der Hochschule Augsburg bei Professor Maurice Göldner vorlegte. Das Schriftkunstwerk stellt auf drei braunen Pappen heftige Flüche dar, denen sie mit einem Trick ihre Heftigkeit nimmt. Allerdings gab es für Mader ein Problem: Mit schwäbischen Dialektwörtern („Schtrossabah“, „Stroifakarta“) habe sie sich in Schriftform schwergetan, sagt sie. Deshalb wechselte sie zu typischen bayerischen Flüchen über. Diese Tiraden schrieb sie in einer Art Frakturschrift. Als Kontrast verlaufen darüber lang gezogene Buchstabenschleifen in moderner Schreibschrift. Ein Beispiel: Zum Deifi noa moi – und darüber: liab sei jetzt.
Susanne Mader sagt: „Ich bin ein sehr friedlicher Mensch.“Mit ihrer Arbeit will sie zu mehr Verständnis für andere und zu einem besseren Miteinander in der Gesellschaft aufrufen. Von dieser Idee war eine Fachjury angetan. Sie sprach Susanne Mader kürzlich den Rudo-Spemann-Preis für innovative Schriftkunst zu. Die künstlerisch verfremdeten Flüche sind jetzt im Klingspor Museum Offenbach zu sehen.