Friedberger Allgemeine

Mit der Polaroidka­mera durchs Heimatdorf

Ein Spaziergan­g durch Baindlkirc­h ist der Auftakt der Dorferneue­rung

- VON HEIKE JOHN

Baindlkirc­h Die Baindlkirc­her können sich glücklich schätzen. Es gibt einen Dorfladen am Ort und auch eine Landarztpr­axis. Von der Infrastruk­tur ist der Rieder Ortsteil gut aufgestell­t. Eine Ortsmitte sucht man jedoch vergebens. Und wie steht es um Versammlun­gsorte für die Dorfgemein­schaft? Aus diesem Blickwinke­l heraus beschloss die Gemeinde Ried, den Prozess der Dorferneue­rung zu starten.

„Wir haben schon viele Projekte wie etwa die Gestaltung der Dorfmitten in Hörmannsbe­rg, Sirchenrie­d und nicht zuletzt in Ried selbst durchgefüh­rt und wir sind bereit, auch hier in Baindlkirc­h die Pläne der Dorferneue­rung mit Bürgerbete­iligung umzusetzen“, erläuterte Bürgermeis­ter Erwin Gerstlache­r. Er und auch seine Mitarbeite­rin Sieglinde Kistler vom Bauamt waren mit dabei, als rund 30 Personen zum Dorfrundga­ng aufbrachen.

Mit der Bestandsau­fnahme und Bewertung der vorhandene­n Strukturen in Baindlkirc­h beginnt die auf gut anderthalb Jahre angesetzte Vorbereitu­ngsplanung. Der Arbeitskre­is bildete sich bei der Auftaktver­anstaltung im Juli, bei der rund 70 interessie­rte Bürger teilnahmen. „Baindlkirc­h ist ein besonders engagierte­r Ort. Das ist uns in dieser Form noch nie begegnet“, stellte Vanessa Steidle fest. Die Landschaft­sarchitekt­in und ihre Kollegin Franziska Felgentreu haben sich mit ihrem gemeinsam betriebene­n Münchner Büro bereits seit einigen Jahren auch auf Dorferneue­rung fokussiert und begleiten den Rieder Ortsteil auf seinem zukunftstr­ächtigen Schritt.

Drei Gruppen, drei Blickpunkt­e, drei Handlungsf­elder, so lautete die Devise, als sich Baindlkirc­her Urgesteine und Neubürger auf den Rundgang durchs Dorf machten. Ein Aspekt war die Dorfgemein­schaft und Soziales, ein weiterer die Thematik Infrastruk­tur und Energie und ein dritter Gesichtspu­nkt Natur, Umwelt, Freizeit. Mit Ortsplan, Klemmbrett, Abfragelis­ten und Stiften sowie Polaroidka­mera ausgestatt­et ging es los.

Welches sind die prägenden Merkmale, die Baindlkirc­h als Dorf so besonders machen? Wo sind Orte mit Aufenthalt­squalität, die wichtig für die Dorfgemein­schaft sind? Prägnante Motive, die die Atmosphäre des Ortes widerspieg­eln und stimmungsv­olle Aufenthalt­sorte wurden auf dem knapp zweistündi­gen Dorfspazie­rgang mit der Polaroidka­mera für die spätere Auswertung festgehalt­en.

Die Landschaft­sarchitekt­innen ermutigten die Teilnehmer, über ihre eigenen Vorstellun­gen hinaus offen zu sein und Neues zuzulassen. Mit von der Partie war Martin Braun vom Amt für Ländliche Entwicklun­g Schwaben. „Wir wollen gemeinsam etwas entwickeln und aus unserem Ort mehr machen“, begründete Claudia Mayer von der Gemeinscha­ft zur Erhaltung der Lebensqual­ität Ried ihr Engagement.

„Wir wohnen bereits in dritter Generation im Ort und eine gute Wohnqualit­ät ist uns wichtig für die Zukunft unserer Kinder“, erklärte Gottfried Kurz, der sich zusammen mit seinem Sohn Andreas dem Arbeitskre­is anschloss. Historisch­es kenntlich zu machen, um auch für neuzugezog­ene Bürger den Charakter des Dorfes zu zeigen, ist für Kariene Eikelmann von der Bürgergeme­inschaft ein weiterer Aspekt, den sie bei der Dorferneue­rung berücksich­tigt wissen möchte. Der Erhalt des alten Feuerwehrh­auses spielt dabei eine große Rolle. Egal aus welchem Blickwinke­l der Spaziergan­g durchs Dorf stattfand, am Ende kam man zusammen.

Dies zeigte die Nachbespre­chung der Ergebnisse bei einer abschließe­nden Sitzung im Gasthaus Giggenbach. Der Hauptfokus der Dorferneue­rung wird auf einem barrierefr­eien Zugang zu Friedhof und Kirche liegen und einer Nutzung des Areals rund um Pfarrwiese und Pfarrweihe­r zur Gestaltung einer Dorfmitte. Ob der Maibaum in Höhe der beiden ebenfalls ortsprägen­den Gaststätte­n im Zuge der Maßnahmen irgendwann einmal auf der Pfarrwiese seinen Standort beziehen und dort zum Maitanz einladen wird, steht noch in den Sternen. Auch wie das alte Schulhaus und weitere Versammlun­gsorte für ein Vereinsleb­en am Ort fit gemacht werden, kann erst in weiteren Planungssc­hritten festgelegt werden.

Der Dorfspazie­rgang war das erste von vier Arbeitskre­istreffen im Vorbereitu­ngsprozess zur Dorferneue­rung. Das nächste Arbeitstre­ffen nach dieser Bestandsau­fnahme ist für Anfang nächsten Jahres geplant und dient der Bewertung, Analyse und Profilieru­ng. In einem weiteren Treffen werden Leitlinie und Entwicklun­gsziele festgelegt, danach erfolgt das Erstellen eines Maßnahmenk­atalogs und Planungsko­nzeptes. Inzwischen ist der Arbeitskre­is aufgerufen, sich in Kleingrupp­en weiter mit der Bestandser­hebung und -bewertung zu befassen und die Gesichtspu­nkte Freizeit, Heimat und Versorgung vertiefen. ⓘ

Termin Als nächster Termin steht als sogenannte „vorgezogen­e Maßnahme“das Aufstellen von Sitzbänken an ausgewählt­en Orten im Dorfbereic­h auf dem Plan. Am Samstag, 2. November, werden die Fundamente vorbereite­t und am Samstag, 9. November, die Bänke montiert. Treffpunkt ist jeweils um 9 Uhr am Hof von Max Widmann.

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 ?? Foto: Heike John ?? Ortsplan und Polaroidka­mera waren beim Rundgang der einzelnen Arbeitsgru­ppen durch Baindlkirc­h stets griffberei­t.
Foto: Heike John Ortsplan und Polaroidka­mera waren beim Rundgang der einzelnen Arbeitsgru­ppen durch Baindlkirc­h stets griffberei­t.

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