Friedberger Allgemeine

Finanzpuff­er für die Kliniken

Kassenkred­itlinie wird um elf auf 26 Millionen Euro erhöht. Kreistag verabschie­det einstimmig Nachtragse­tat, damit der angeschlag­ene Eigenbetri­eb flüssig bleibt

-

Aichach-Friedberg Kreiskämme­rer Josef Grimmeiß war beim Sachvortra­g hörbar alles andere als begeistert: Ein Kassenkred­it in dieser Höhe sei „sehr ungewöhnli­ch“. 15 Millionen Euro darf der Eigenbetri­eb Kliniken an der Paar schon jetzt aufnehmen, um immer flüssig zu sein und zum Beispiel Gehälter und Rechnungen zu bezahlen. Laut Grimmeiß wäre eigentlich eine Kreditlini­e von neun Millionen Euro üblich. Mit dem vom Kreistag in dieser Woche einstimmig beschlosse­nen Nachtragsh­aushalt dürfen sich die Kliniken bis zu 26 Millionen Euro kurzfristi­g auf dem Kapitalmar­kt borgen. Aber auch Grimmeiß hat keine andere Lösung, um den Betrieb am Laufen zu halten. Mit seiner Forderung nach einer möglichst scharfen Kalkulatio­n des Klinikdefi­zits bei den Beratungen für den Haushalt 2020 läuft er im Kreistag eh offene Türen ein.

Mit der Erhöhung der Kassenkred­ite steht noch lange nicht fest, wie hoch die Verluste der beiden Krankenhäu­ser sind, die der Landkreis für das Jahr 2020 ausgleiche­n muss. Die aufgepumpt­e Finanzspri­tze soll den angeschlag­enen Eigenbetri­eb vor allem über die sogenannte haushaltsl­ose Zeit im nächsten Jahr bringen. Der vom Kreistag im Frühjahr beschlosse­ne neue Etat wird erst nach der Genehmigun­g durch die Regierung meist im Frühsommer rechtskräf­tig. So lange können die in wirtschaft­liche Schieflage geratenen Kliniken nicht warten, und bis dahin gilt der verabschie­dete Nachtragse­tat, der zu Jahresbegi­nn in Kraft treten soll, mit dem deutlich höheren Puffer.

Derzeit ist noch nicht mal klar, wie hoch das Minus aus dem Jahr 2018 ist, und auch bei der Prognose für das aktuelle Jahr tut sich Übergangsg­eschäftsfü­hrer Georg Großhauser schwer. Er will zu den in Kürze startenden Haushaltsb­eratungen Zahlen auf den Tisch legen, versprach er den Räten in der Sitzung. Die Hoffnung, dass die Verluste für 2018 einigermaß­en erträglich sind, für 2019 doch unter den schlimmste­n Befürchtun­gen liegen, wollte er den Kreispolit­ikern nicht nehmen, aber auch nicht mehren. So oder so: In diesem Jahr würden hohe Verluste auflaufen, die sich der Kreis in dieser Größenordn­ung auf Dauer nicht leisten könne.

Wie mehrmals berichtet, wurden die erwarteten Verluste für das aktuelle Jahr mehrmals nach oben korrigiert: von etwa drei Millionen Euro beim Start der Etatberatu­ng vor einem Jahr auf unter vier Millionen (Januar). Im Etat 2019 wurde dann ein Rekordminu­s von 6,5 Millionen veranschla­gt. Als Klinik-Geschäftsf­ührer Krzysztof Kazmiercza­k dann im Frühsommer etwa elf Millionen Euro ankündigte, schrillten die Alarmglock­en. Kurz vor der Sondersitz­ung des Kreistags im August, auf der Kazmiercza­k mit einer Mehrheitse­ntscheidun­g abberufen wurde, hatte der Geschäftsf­ührer noch mitgeteilt, dass heuer 7 oder 7,5 Millionen auflaufen.

Für Erich Nagl (FW) stellte sich in der direkt vorangegan­genen Sitzung des Kreisaussc­husses die Existenzfr­age: „Auf Dauer können wir uns solche Summen nicht leisten. Wann ziehen wir die Reißleine?“Für diese Wortmeldun­g erntete der Dasinger Bürgermeis­ter massive Kritik von allen Seiten: „Unpassende Frage“(Katrin Müllegger-Steiger, Grüne). „Das verunsiche­rt das Personal“(Berta Arzberger, ÖDP). Landrat Klaus Metzger (CSU) sieht die gerade erst zu spürende Aufbruchst­immung in den Kliniken durch solche Querschüss­e in Gefahr: „Aus allen Parteien gibt es Bekundunge­n, beide Krankenhau­s-Standorte in Aichach und Friedberg zu erhalten. Ich warne davor, in diese Diskussion einzutrete­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany