Hier leben und arbeiten drei Generationen
Auf dem Oswald-Hof in Steinach helfen alle zusammen. Der 14-jährige Quirin hat schon die ersten Schritte bei seiner Ausbildung zum Landwirt unternommen
Steinach Als Quirin, Anna-Lena und Kilian klein waren, spielten sie oft auf dem heimatlichen Oswald-Hof in Steinach. Besonders spannend fanden sie es aber, wenn ihr Vater und ihr Großvater die großen Traktoren über die Felder lenkten. Schon damals war der Berufswunsch klar: „Ich werde einmal in die Fußstapfen meines Vaters und meines Großvaters treten“, sagte Quirin, der heute 14 Jahre alt ist und bereits ein Praktikum beim Pfänder-Hof in Schwabmünchen absolviert hat. Mit ihm sind es drei Generationen von Landwirten, die auf dem OswaldHof zusammen anpacken.
„Ich habe beim Pfänder-Hof schon angefragt, ob ich während meiner Ausbildung ein Jahr Gemüseanbau bei ihm lernen kann“, sagt der angehende Landwirt begeistert. Denn während der zweijährigen Ausbildung wird er ein Jahr im Bereich Gemüseanbau lernen, das zweite will er in einem Schweinemastbetrieb absolvieren.
Schwester Anna-Lena ist mit ihren elf Jahren auch absolut überzeugt, dass sie auf dem Hof bleiben wird: „Ich will wie meine Mama Hauswirtschaftsmeisterin werden“, sagt sie. Gemeinsam mit der Mutter in der Küche stehen und Kuchen backen kann sie jetzt schon. Und auch im Laden hilft sie fleißig mit. Nur der siebenjährige Kilian hat einen anderen Berufswunsch: „Ich will Schreiner werden.“Das Arbeiten mit den Händen liegt den Oswald-Kindern allen.
Hofbesitzer Andreas Oswald ist Agrarbetriebswirt und gemeinsam mit seinem Vater Leonhard Oswald für die Landwirtschaft verantwortlich: „Wir bauen auf den nahe gelegenen Feldern über 20 Gemüsearten für den Hofladen an“, sagt Andreas Oswald. In puncto Gemüse fällt seiner Frau Waltraud eine Anekdote ein: „Als Quirin noch im Kindergarten war, bekam er halt immer das saisonale Gemüse von uns mit“, erzählt sie. Er aber habe unbedingt Paprika gewollt wie die anderen Jungen. Sogar die Kindergärtnerin sprach die Mutter darauf an. „Ich erklärte ihr, dass jetzt die Saison für Rüben und Kraut ist“, erinnert sich Waltraud Oswald. Das habe die Kindergärtnerin so beeindruckt, dass sie im nächsten Elternrundschreiben sogar auf saisonal verfügbares Gemüse und Obst hinwies.
Kindergärten und Schulen sind überhaupt rege Besucher des Oswald-Hofes. Kinder lernen hier viel über saisonale, regionale und ökologische Erzeugnisse. „So will man den Kindern zeigen, wie wichtig gesunde Ernährung ist“, erklärt Waltraud Oswald-Failer, die gerne die Führungen übernimmt. Und natürlich bekommen dann die Kleinen auch eine Kostprobe und erfahren so spielerisch, woher ihr Essen kommt. Denn so wissen sie es viel mehr zu schätzen.
Waltraud Oswald-Failer ist Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft. „Da gibt es einen Unterschied zur städtischen Landwirtschaft“, erklärt sie, „denn hier wird mehr Wert auf den Praxisbezug gelegt.“Ihre Facharbeit schrieb die 44-Jährige beispielsweise über die Einrichtung eines Hofladens. Mit ihrer Schwiegermutter Anna Oswald führt Waltraud Oswald-Failer den Hofladen. Seit geraumer Zeit muss sie alleine auskommen, da ihre Schwiegermutter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitarbeiten kann.
Dafür hat jetzt auch Quirin seine Leidenschaft für den kleinen Laden entdeckt. „Da verkaufen wir das Gemüse, das mein Mann und sein Vater auf dem Feld anbauen“, sagt seine Mutter stolz. Da bald der September vor der Tür steht, rät Waltraud Oswald-Failer zu Kraut. „Da ist ganz viel Vitamin C drin“, weiß sie. Momentan beginnt gerade die Zeit des Hobelns auf dem OswaldHof. „Unsere Kunden kaufen die ganzen Kohlköpfe oder das Kraut eben schon vorgehobelt“, erzählt die Hauswirtschaftsmeisterin. „Einmal kam ich morgens die Treppe runter und da standen ganz viele Säcke mit gehobeltem Kraut“, erinnert sich Quirin lachend. „Die waren für den Gartenbauverein.“Dieser Service wird besonders gerne angenommen, weil er Zeit und Geduld spart. Auch zum Einlegen als Sauerkraut eignet sich das vitaminreiche Gemüse.
Der Oswald-Hof wird nun seit mehreren Generationen als Familienbetrieb bewirtschaftet. Leonhard Oswald ist sehr stolz, dass auch seine Enkel den Hof weiterführen wollen. Sein Sohn Andreas sieht das Erbe eher pragmatisch. Gehofft habe er allerdings schon, dass auch die nächste Generation Interesse hat, gibt er zu.
Seine Frau erinnert sich, dass bei ihren Eltern ein Holzschild in der Küche gehangen ist. „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nützt, ist eine schwere Last, nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.“Dieser Spruch von Johann Wolfgang von Goethe veranschaulicht ihrer Meinung nach, wie die Männer auf dem Hof denken. Jung und Alt miteinander, dieser Wert der Vergangenheit gilt am Oswald-Hof auch für die Zukunft.