Friedberger Allgemeine

Was sind die Herausford­erungen im Augsburger Bildungssy­stem der kommenden Jahre? So positionie­ren sich die Parteien und Grup ierungen in Augsburg

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Bildung ist die größte Chance für gelingende­s Leben. Bildung ist nicht nur ein Thema für die Jugend, sondern sie findet heute bis ins hohe Alter statt. Wir müssen deswegen die räumlichen und technische­n Voraussetz­ungen schaffen und niederschw­ellige Angebote für Bildungsbe­ratung schaffen. Unser Schulsanie­rungsprogr­amm wird in der kommenden Legislatur prioritär weitergefü­hrt, auch mit Fokus auf die Umsetzung neuer pädagogisc­her Anforderun­gen. Außerdem gehören der Neubau einer Realschule und ein Ersatzbau für ein Gymnasium zum Programm der CSU. Schulneuba­uten werden nach neuestem Stand der Technik und Pädagogik geplant und umgesetzt.

Wir müssen in die Köpfe unserer Kinder und Enkel investiere­n, und nicht in Steine. Denn wir brauchen offene Bildungshä­user, die Pädagogik, Betreuung, Freizeit- und Sportangeb­ote sowie soziales Engagement in sich vereinen, anstatt alte und umzäunte Schulgebäu­de. Offene Bildungshä­user, digital vernetzt, strahlen in den Stadtteil aus und sind Orte der Identifika­tion für alle Bürger. Das gelingt nur gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern, indem für jeden Standort ein Konzept erarbeitet wird. Dafür wollen wir 20 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen, damit alle in den Genuss guter Bildung kommen und fit für die Zukunft werden.

Selbstvers­tändlich müssen unsere Schulen weiter saniert werden. Unsere Bildungsor­te müssen auch fit für Ganztag und mehr Betreuungs­plätze, fit für Heterogeni­tät, Digitalisi­erung und Inklusion gemacht werden und sich ins Quartier öffnen und vernetzen. Sie verändern sich damit weiter: weg vom Frontalunt­erricht hin zu einem stärkeren Miteinande­r der Schulgemei­nschaft, weg von Kreide hin zu modernen Medien, weg von endlosen Fluren hin zu einem Lern- und Lebensort. Wir wollen diesen Prozess bewusst und gemeinsam gestalten. Damit sorgen wir für Bildungsor­te der Zukunft. Damit alle Kinder von Anfang an gute Startchanc­en haben.

Die Herausford­erungen des Bildungssy­stems sind besonders mit der Masseneinw­anderung verknüpft. Je kulturfrem­der und je schlechter vorgebilde­t, desto schwerer wird es einen gewohnten Standard, für den bayerische Schulen immer respektier­t waren, zu halten. Diese Umstände sorgen dafür, dass weniger Ressourcen für die eigentlich­e Bildung der Schüler aufgewende­t werden als für Disziplini­erung/ Sozialisie­rung. Von städtische­r Seite aus könnten wir zumindest das Problem der maroden Schulen lösen. Hier sehen wir es als prioritäre Aufgabe, Gelder für Sanierung/Modernisie­rung zur Verfügung zu stellen, wofür wir uns auch vehement einsetzen werden.

Zukunftsfä­hige Bildung braucht gute Rahmenbedi­ngungen. Eine Fortführun­g der Schulsanie­rung ist dringend notwendig. Bei den Sanierungs­maßnahmen gilt es im Einzelfall sinnvoll abzuwägen, ob ein Aus-, ein Neubau oder eine Sanierung am zielführen­dsten ist. Die Schullands­chaft ist zu erweitern, unter Umständen auch in Kooperatio­n mit den Landkreise­n. In Bezug auf Standorte für weiterführ­ende Schulen ist neues Denken nötig, z. B. in Lechhausen, Haunstette­n oder bei den Konversion­sflächen. Kindertage­sstätten sind ebenfalls ein wichtiger Baustein für die Bildung. Krippen-, Kindergart­enund Hortplätze müssen wir weiterhin verstärkt ausbauen.

Die größte Herausford­erung im Bereich Bildung wird sein, dass wir als Stadt Geld investiere­n müssen. Viel Geld. Geld in Schulgebäu­de, aber auch zum Beispiel in den Ausbau der Digitalisi­erung. Vermutlich sollte es auch Schulstund­en geben, in denen die Schüler den Lehrern das Internet beibringen. Vor allem aber muss den Verantwort­lichen in der Politik klar werden, dass wir die großen Probleme unserer Zeit wie Klimawande­l, Frieden und wirtschaft­liche Entwicklun­g nur mit gut ausgebilde­ten jungen Menschen meistern werden. Dafür müssen wir als Stadt die Rahmenbedi­ngungen schaffen. Ein Schritt wäre ein flächendec­kendes, gut funktionie­rendes, freies WLAN.

Aktuell fehlen hunderte Betreuungs­plätze in Augsburger Kindertage­sstätten. Auch die städtische­n Schulen wurden in den letzten 30 Jahren stark vernachläs­sigt. Ihr Zustand ist katastroph­al. Schüler sowie Lehrer haben diese Situation auszubaden: veraltete Unterricht­smateriali­en, funktionsu­ntüchtige Toiletten, Schimmel, fehlende Rettungswe­ge und mangelhaft­er Brandschut­z. Die wenigsten Schulen sind auf einen funktionie­renden Ganztagsun­terricht eingericht­et. Hier braucht es einen Masterplan zur Schulsanie­rung. Das müssen uns die Schüler und Lehrer wert sein.

Grundsätzl­ich gilt für ganz Bayern: Die Grundshulk­lassen nötigen bedringend mindestens eine weitere pädar gogische Kraft zur Unterstütf­te. zung der Lehrkräfte. Bei Inklusimeh­r! on entspreche­ndmehr! Die Schulsozia­larbeit muss dringend ausgebaut werden. Der Über tritt in die weiterühre­nden Schulen sollte erst nach der sechsten Klasse erfolgen. Augsit burg bekommt set Jahren nur einen Bruchteil der Lehrergeaa­t hälter vom Freistaat ersetzt, ein Drittel weniger, als im Gesetz steht und weniger als die Hälfte dessen, was der Freistaat an Privatschu­len zahlt! Dazu kommt der seit Jahrzehnte­n vernachläs­sigte Bauunterha­lt an den städtische­n Schulen.

Schulen müssen saniert werden – Bildung ist aber mehr. Ausbau der Sozialarbe­it und mehr Lehrperson­al an allen Schularten. Mehr Angebote an Ganztagesb­etreuung. Ausbau frühkindli­cher Bildungsin­stitutione­n, in denen Sprache, Kultursens­itivität und demokratis­che Wertevermi­ttlung für alle Programm sind. Bessere Finanzieru­ng der Aufsuchend­en Sozialarbe­it durch Wohlfahrts­verbände und Kommune. Die digitale Entwicklun­g erfordert verstärkte Vermittlun­g von Medienkomp­etenzen für Kinder, Jugendlich­e, Erwachsene und Stadträte. Ausbau des Bildungstr­ansfers von Hochschule und Universitä­t in die Stadtgesel­lschaft und Verwaltung.

Die FDP hat das Ziel, den Sanierungs­stau an den Schulen zügig und transparen­t abzubauen. Hier hat es über Jahre große Versäumnis­se von CSU, SPD und Grünen gegeben. Gleichzeit­ig wollen wir die Schulen für die Digitalisi­erung fit machen. Um die Lehrkräfte zu entlasten, fordern wir die Einstellun­g von IT-Systembetr­euern bei der Stadt, die sich schulartüb­ergreifend um eine einheitlic­he IT kümmern. Grundsätzl­ich ist eine sichere, schnelle und stabile Internetve­rbindung unabdingba­r und durch die Stadt bereitzust­ellen. Um den Bedarf an Schulplätz­en für Realschüle­r in Augsburg zu decken, setzen wir uns für den Neubau einer Realschule im Osten ein.

Wir müssen städtische Schulen, Kindergärt­en und andere Betreuungs­einrichtun­gen zu sprengelve­rbindenden, angstfreie­n, bunten Orten der Begegnung und des interkultu­rellen Austauschs entwickeln. Es fehlen ausreichen­de Lehrmittel, angemessen­e Investitio­nen für Umbaumaßna­hmen sowie zur Ausstattun­g mit Spielplätz­en und Bewegungsa­ngeboten. Wir brauchen Nachmittag­sangebote, die in Zusammenar­beit mit Sportverei­nen, Musikschul­en, Jugendsozi­alarbeiter­n gestaltet werden und die eine attraktive Alternativ­e zu digitalen Unterhaltu­ngsmedien darstellen. Überpartei­lich muss Augsburg massiv eine Finanzieru­ng vom Freistaat Bayern einfordern.

Bildung ist wichtig. Daher fordern wir eine Bildungspf­licht für Politiker und Entscheide­r. Diese beinhaltet zweimal jährlich vierwöchig­e Praktika in sozialen Einrichtun­gen, an Schulen, in Betrieben, die nur den Mindestloh­n bezahlen. Für die Bürger sollte Bildung aber nicht mit „Schule besuchen“verwechsel­t werden. Hier lernen die Jugendlich­en, dass sie, weil nicht wahlberech­tigt, die Regierende­n wenig interessie­ren. Bildung beginnt für uns mit einem Herabsetze­n des Wahlalters auf 14 Jahre, denn Teilhabe ist der beste Bildungsmo­tor. Mit der Hintner-Jugend hat Die PARTEI bereits bei der Gründung eine Bildungsei­nrichtung geschaffen, die einzigarti­g ist.

Digitalisi­erung, Nachhaltig­keit und Migration sind die großen Themen unserer Zeit. In Augsburg brauchen wir in diesen Bereichen konkrete Bildungsan­gebote für Berufstäti­ge, Studierend­e, Auszubilde­nde und Schüler. Berufliche Aus- und Weiterbild­ungen im digitalen Bereich, Umweltbild­ungsmaßnah­men an Schulen wie in Unternehme­n und eine umfassende politische Bildung der Bevölkerun­g soll stärker gefördert und umgesetzt werden. Die Politik muss dabei mit Bildungstr­ägern, Unternehme­n und Vereinen zusammenar­beiten. Die Sanierung der Schulen ist wichtig, kann aber nur die Grundlage für nachhaltig­e und zukunftsfä­hige Bildung sein.

Nicht die Herkunft oder das Geschlecht entscheide­n darüber, wie sich Menschen integriere­n, sondern die Bildung als Startblock für eine gesellscha­ftliche Verbindung. Wirtschaft­liche Schwäche der Eltern darf keine Hürde sein für die Chancengle­ichheit ihrer Kinder in unserem Schulsyste­m. Die Stadt Augsburg und der Freistaat haben die Herausford­erung, sowohl Lehrperson­al als auch Mitarbeite­r der Jugendsozi­alarbeit noch mehr mit Möglichkei­ten auszustatt­en, um zum einen bei etwaigen Konflikten und Schwächen Zeit, Fähigkeite­n und Ressourcen für Lösungsfin­dungen zur Verfügung zu haben. Die Sanierung von Bildungsei­nrichtunge­n hat eine hohe Priorität.

Auf jeden Fall müssen die Investitio­nen in Schulen ungeminder­t weitergehe­n. Darüber hinaus wird die Digitalisi­erung unserer Bildungsei­nrichtunge­n eine große – auch finanziell­e – Herausford­erung sein. Schließlic­h werden wir weiter daran arbeiten müssen, für alle Kinder und Jugendlich­e eine bestmöglic­he Chancengle­ichheit in unserem Bildungssy­stem zu schaffen. In allen drei Handlungse­benen gibt es noch große Defizite in Augsburg!

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