Nur noch die nötigsten Arzttermine
Wie Praxen im südlichen Landkreis versuchen, mit der Infektionsgefahr durch Sars-CoV-2 umzugehen
Aichach-Friedberg Die Zahlen der Infektionen mit dem Virus SarsCoV-2 schnellen in die Höhe. Die Menschen sind verunsichert und in vielen Praxen stehen die Telefone kaum noch still. Ärzte berichten auch von Patienten mit Husten und Schüttelfrost, die plötzlich in der Praxis stehen. Die Mediziner versuchen mit dieser schwierigen Situation umzugehen. Mehrere Praxen im Raum Mering/Kissing und Umgebung haben sich nun zusammengeschlossen und einen Aufruf an ihre Patienten herausgegeben. Ziel ist es, die Ausbreitung von Covid-19 unter den Patienten zu verhindern und Risikogruppen zu schützen. Es geht aber auch um die Aufrechterhaltung der medizinischen Grundversorgung, betont Dr. Robert Guha. „Wir müssen unsere Praxisabläufe umstellen.“
Wie in vielen Hausarztpraxen ist auch bei Guha in Baindlkirch gerade nicht viel „Parteiverkehr“. Das liegt nicht nur daran, dass die Menschen Angst vor der Ansteckung haben, vielmehr wurden zum Beispiel Vorsorgeuntersuchungen verschoben. Damit die Menschen nicht im Wartezimmer dicht an dicht sitzen, warten sie im Moment vor der Tür. Herein kommt ohnehin nur, wer klingelt. Die Sprechstundenhilfen können so abklären, welche Symptome ein Patient hat. Guha betont: „Wenn wir auch nur einen einzigen Fall haben, müssen wir die Praxis zwei Wochen schließen.“Einige Verdachtsfälle gab es unter seinen
Patienten bereits, bislang wurde das Virus jedoch noch bei keinem nachgewiesen.
Viele Ärzte haben in diesen Tagen ihre Telefonsprechstunde ausgeweitet und machen von der Möglichkeit Gebrauch, Menschen mit Atemwegserkrankungen auch per „Ferndiagnose“krankzuschreiben. Wer Symptome von Corona zeigt, den verweist auch Guha an den Bereitschaftsdienst. Er weiß jedoch: „Dort ist man hoffnungslos überlastet.“Der Ausnahmezustand zeigt sich auch in anderer Hinsicht. Seit 14 Tagen wartet die Praxis auf bestellte Schutzhandschuhe und Desinfektionsmittel; ein paar Schutzmasken hat Guha noch („aus SARsZeiten“). Die will er sich aber aufsparen für noch schwierigere Zeiten. Denn natürlich erwartet Guha einen Anstieg der Fälle – andererseits hofft er auch, dass in der medizinischen Versorgung wieder Normalität einkehren kann. Praxen verschieben gerade Präventionsuntersuchungen, Kliniken nicht notwendige Operationen – da drohe ein Behandlungsstau.
Elf Praxen haben sich nun zusammengetan und ein Schreiben mit Verhaltensregeln an ihre Patienten herausgegeben (siehe Infokasten). Das sind die Praxen Beyerle und Pelta Kissing, Hausärzte Kissing, Kratzer und Reins, Ärztehaus, Jasmina Aperlic, Renate Mittring, Uta Enzensberger, Mathias Keil, Praxisclinic (alle Mering), Gemeinschaftspraxis Prittriching - Egling und Gemeinschaftspraxis Guha Ried. Auch die Kassenärztliche Vereinigung hat inzwischen ein Schreiben mit ähnlichem Inhalt herausgegeben. Das Ziel ist laut Guha klar: „Wir müssen die Übertragungskette minimieren.“