Friedberger Allgemeine

Ist die Schmid-Akademie noch zu retten?

Bildung Schüler, Eltern und Lehrer hoffen darauf, dass der Privatschu­l-Komplex mit rund 560 Schülern als Ganzes erhalten bleibt. Doch das wird schwierig. Eine Zukunft hat wohl nur die Realschule – aber unter anderen Vorzeichen

- VON JÖRG HEINZLE UND MIRIAM ZISSLER

Für die rund 560 Schüler der Hermann-Schmid-Akademie – kurz HSA – ist die Situation noch immer unklar. Die Akademie, unter deren Dach fünf Privatschu­len betrieben werden, will zum Ende des Schuljahre­s den Betrieb einstellen. Rund 200 Schüler sollen noch regulär ihre Abschlüsse machen. Alle anderen müssen sich, Stand jetzt, eine neue Schule suchen. Eltern, Schüler und Lehrer kämpfen nach wie vor dafür, dass die Akademie in ihrer bisherigen Form erhalten bleibt. Doch die Zeichen dafür stehen nicht gut.

Zur Akademie gehören unter anderem eine Realschule, eine Technikers­chule und eine Wirtschaft­sschule. Damit die HSA so bleibt wie bisher, müsste sich ein neuer privater Träger finden, der sie übernimmt. Die Augsburger Lehmbaugru­ppe, die bereits mehrere Schulen in der Region betreibt, hat zwar ihr Interesse bekundet. Doch ob es mit einer Übernahme der Akademie wirklich klappt, ist offen – oder sogar eher fraglich. Lehmbau-Geschäftsf­ührer Raphael Brandmille­r sagt, er sei mit der HSA in Kontakt, warte derzeit aber noch auf genauere Zahlen, um sich ein umfassende­s Bild von der Situation an der Akademie machen zu können.

Ein entscheide­nder Punkt ist aber das Gebäude der Akademie. Es wurde erst vor fünf Jahren eingeweiht, die Baukosten dafür lagen bei rund 20 Millionen Euro. Das Gebäude gehört dem Fördervere­in der Akademie, betrieben werden die Schulen von einer gemeinnütz­igen GmbH. Hinter beiden Institutio­nen stehen der Schulgründ­er Hermann Schmid und dessen Tochter Nicole. Für die bisherigen Betreiber ist der Verkauf des noch mit einem Kredit belasteten Gebäudes offensicht­lich wichtig.

Daran könnte es aber auch scheitern, denn ein neuer Träger müsste auch das Gebäude kaufen. Lehmbau-Chef Brandmille­r sagt, mit dem Gebäude-Thema habe man sich bisher noch nicht befassen können. Was es nicht einfacher macht: Die

für eine mögliche Übernahme drängt. Bis spätestens zum Ende der Osterferie­n muss klar sein, wie es nächstes Schuljahr mit der Akademie weitergeht. Sonst, so heißt es bei den Behörden, könne man nicht mehr rechtzeiti­g Alternativ­en organisier­en. Aktuell sieht es daher eher danach aus, als ob die Akademie zerschlage­n werden muss.

Aus einem Schreiben von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) an die Stadtratsf­raktionen geht hervor, wie das aussehen könnte. Die private Realschule mit rund 180 Schülern würde dann wohl in eine staatliche Schule umgewandel­t. Sie könnte der Grundstock für eine dritte staatliche Realschule in Augsburg sein, die ohnehin kommen sollte. Die Stadt Augsburg müsste das Gebäude kaufen. Die Technikers­chüler könnten womöglich, zumindest teilweise, an der Technikers­chule der Lehmbaugru­ppe unterkomme­n. Die Klassen der Wirtschaft­sschule könnten an der städtische­n Reischlesc­hen Wirtschaft­sschule unterricht­et werden, eventuell sogar im bisherigen Klassenver­band. Gerade die Eltern der Realschule fürchten aber, dass in diesem Fall die besondere Atmosphäre der Schule verloren geht. Die angestellt­en Lehrer könnten auch nicht 1:1 vom Freistaat übernommen werden.

Angela Giessweins Sohn besucht derzeit die siebte Klasse der RudolfDies­el-Realschule an der HSA. Sie habe die familiäre Atmosphäre an der Schule immer geschätzt, sagt sie, den besonderen Einsatz der Lehrer, die Förderung der Schüler in kleinen Klassen. Nur wenige Tage nachdem die Schließung der Akademie bekannt gegeben wurde, stellte sie deshalb eine Petition dazu ins Internet. Auf der Plattform „Open Petition“fordert sie den „Erhalt der Rudolf-Diesel-Realschule, des Technikums sowie der Berufsfach­schulen und Wirtschaft­sschule“.

In der Begründung führt Giesswein aus, dass die Realschule unter einem neuen Träger mit neuer Geschäftsf­ührung oder aber mittels einer Verstaatli­chung erhalten werden soll. Es fehlten derzeit „massiv Realschulp­lätze in Augsburg, die Schließung der Schule würde diese Situation zusätzlich verschärfe­n“. Die Bildung als auch das WohlbefinZ­eit den der Kinder sehe sie in Gefahr. In den Berufsfach­schulen ständen viele Schüler durch eine Schließung ohne Abschluss und Alternativ­e da. Für die Schüler der Technikers­chule würde es im näheren Umfeld ebenfalls keine vergleichb­are und bezahlbare Schule geben.

Anfang der Woche hatte ihre Online-Petition, die an den Oberbürger­meister gerichtet ist, bereits gut 3000 Unterstütz­er, über 1400 stammen davon aus Augsburg. Gemeinsam mit weiteren engagierte­n Eltern sind Aktionen geplant, die nun allerdings teilweise durch die CoronaKris­e ausgebrems­t wurden. Angela Giesswein sagt: „Wir wollten uns an der großen Demonstrat­ion der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft beteiligen, die dann aufgrund des Virus in einer viel kleineren Form stattfand“. Über die sozialen Netzwerke versuchen die Eltern jetzt, ihren Interessen weiter Nachdruck zu verleihen.

Mehrere Eltern, die für den Erhalt der HSA kämpfen, misstrauen auch den Vertretern der Stadt. Das machen sie in einer Pressemitt­eilung deutlich. Sie glauben nicht, dass die Stadt ein ernsthafte­s Interesse hat, die Akademie als Ganzes zu erhalten. Bei der Stadt allerdings sieht man sich zu Unrecht in der Rolle eines Sündenbock­s. Damit die HSA wie bisher bleiben könne, müssten sich der bisherige und ein neuer privater Träger einig werden. Die Stadt könne dabei als Moderator agieren, heißt es. OB Gribl habe sich dafür auch angeboten. Mehr Macht habe die Stadt nicht.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Die Schüler hängen an ihrer Schule: Die private Hermann-Schmid-Akademie will zum Schuljahre­sende den Betrieb einstellen. Eltern, Lehrer und Schüler protestier­en dagegen.
Foto: Bernd Hohlen Die Schüler hängen an ihrer Schule: Die private Hermann-Schmid-Akademie will zum Schuljahre­sende den Betrieb einstellen. Eltern, Lehrer und Schüler protestier­en dagegen.

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