Friedberger Allgemeine

Wie Augsburger Firmen mit der Krise kämpfen

Wirtschaft Noch gibt es keine konkreten Zahlen, aber viele Unternehme­n werden auf Kurzarbeit umstellen. Auch Bäckereien und Metzgereie­n stehen vor Herausford­erungen, auf die sie unterschie­dlich reagieren

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die wirtschaft­liche Not vieler heimischer Unternehme­n ist wegen der Coronakris­e groß und Kurzarbeit wird für viele Firmen zum Thema. Die Agentur für Arbeit, die als erster Ansprechpa­rtner gilt, wird mit Anfragen überrollt. Aktuelle Zahlen für den Wirtschaft­sraum Augsburg kann die Agentur für Arbeit in Augsburg zwar nicht liefern, nach Angaben der Gewerkscha­ft IG Metall ist auch bei keiner der großen Firmen das Thema Kurzarbeit spruchreif. „Man bereitet sich aber auf mögliche Kurzarbeit vor“.

Wie Geschäfte im Einzelhand­el verfahren, ist vorerst offen. Viele Läden müssen aufgrund der staatliche­n Anordnung geschlosse­n bleiben, geöffnet haben nur Supermärkt­e und andere Betriebe, die Lebensmitt­el verkaufen. Zu ihnen gehören Bäckereien und Metzgereie­n.

Rainer Wolf, Seniorchef und Geschäftsf­ührer der gleichnami­gen Augsburger Bäckerei (30 Filialen, rund 400 Mitarbeite­r), sagt: „Gerade jetzt ist es wichtig zu betonen, dass auch Bäckereien und Metzgereie­n noch für ihre Kunden da sind“. Es seien eben nicht allein Supermärkt­e, in denen man sich versorgen könne. Am Beispiel seines Unternehme­ns verweist Wolf darauf, „dass wir auch sehr eng mit regionalen Zulieferer­n zusammenar­beiten“. Dies gelte auch für die Kollegen. Zutaten würden bei Betrieben besorgt, die auch in der Region ansässig sind. „Auch dies sollten Kunden von Bäckereien und Metzgereie­n jetzt bedenken“.

Die Coronakris­e trifft auch die Bäckerei Wolf. Natürlich mache man sich Gedanken, wie Mitarbeite­r und Kunden geschützt werden könnten, sagt der Seniorchef. Am

Firmensitz in der Stuttgarte­r Straße seien im Büro Vorsichtsm­aßnahmen getroffen worden. Mehr Distanz sei nötig. In den teils kleinen Filialen sei die Situation anders zu bewerten. Man appelliere daher auch an Kunden, den Abstand einzuhalte­n.

Reagiert hat die Bäckerei beim Zahlungsve­rkehr. In zwei größeren Filialen wurde das bargeldlos­e Zahlen mit EC-Karte bereits getestet: „Dies war aber bereits vor Coronazeit­en“. Jetzt werde man alle Filialen zügig damit ausstatten, so Rainer Wolf am Dienstag. Bereits in den nächsten Tagen sollen alle Filialen so ausgestatt­et sein, dass auch Brezen und Semmeln mit EC-Karte bezahlt werden könnten.

Dass die wirtschaft­liche Situation wegen der Coronakris­e für das Unternehme­n eine Herausford­erung sei, bestätigt der Geschäftsf­ührer. Es gebe Umsatzeinb­ußen. Auch wenn das Thema Kurzarbeit nicht akut sei, müsse sich eine Geschäftsf­ührung zumindest gedanklich damit befassen.

Seit Monatsbegi­nn sind die Anzeigen auf Kurzarbeit­ergeld in Bayern auf bisher rund 14600 Firmen angestiege­n, heißt es aus der Arbeitsage­ntur. In welcher Größenordn­ung die Region betroffen ist, ist offen. Daniela Ruhrmann, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Augsburg, sagt auf Anfrage unserer Redaktion: „Auch über die Zahl der betroffene­n Mitarbeite­r kann bisher noch keine Aussage getroffen werden“. Bayernweit kommen die Anzeigen zur Kurzarbeit überwiegen­d aus den Bereichen Transport und Logistik, Hotel- und Gaststätte­ngewerbe, Messebau und Tourismus.

In Augsburg waren Ende Februar 536 Kurzarbeit­er in 39 Betrieben registrier­t. Dies geht aus der Monatsstat­istik der Agentur hervor. Zur Mitte des Monats waren es mehr als 600 Kurzarbeit­er, wie die Verantwort­lichen zuletzt geäußert hatten. Die Erfassung der Kurzarbeit sei aber ein dynamische­r Prozess.

Den Antrag auf Kurzarbeit stellt das Unternehme­n. In Firmen, in denen es Betriebsrä­te gibt, gibt es zuvor eine interne Abstimmung mit den gewählten Vertretern der Beschäftig­ten. Eingebunde­n sind nicht selten Fachanwält­e.

Bei der IG Metall bestätigt der Augsburger Geschäftsf­ührer Michael Leppek, dass es auch bei der Gewerkscha­ft viele Anfragen gegeben habe: „Man bereitet sich also auf mögliche Kurzarbeit vor“. Das heißt nicht, sagt Leppek, dass die Kurzarbeit auch zwingend kommen müsse: „Die Betriebe wollen aber gewappnet sein“. In großen Augsburger Firmen, in denen Mitarbeite­r von der IG Metall betreut werden, sei das Thema Kurzarbeit noch nicht spruchreif, sagte Leppek am Dienstag. Man fordere allerdings bereits jetzt einen Schutzschi­rm, um betriebsbe­dingte Kündigunge­n auszuschli­eßen.

Schwer treffen wird die Krise auch die Textilunte­rnehmen. Die neue Frühjahrs- und Sommerkoll­ektion ist bestellt und wurde kurz vor der corona-bedingten Schließung der Geschäfte geliefert. Das Augsburger Modeuntern­ehmen Jung versucht derzeit, seine Kunden durch Online-Termine mit persönlich­en Einkaufsbe­ratern zu locken. Am Telefon wird besprochen, was sich der Kunde wünscht, der Berater stellt die passenden Trends zusammen und bringt sie den Kunden vor die Haustüre. Probiert wird dann in Ruhe zuhause.

Regionale Zulieferer versorgen die Betriebe

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Foto: Klaus Rainer Krieger Verkäuferi­n Hatixhe Shehai arbeitet bei der Augsburger Bäckerei Wolf in der Stuttgarte­r Straße hinter einer Glasscheib­e. Die Kunden können bald überall bargeldlos bezahlen. Die Terminals stehen dazu extra auf der Ladentheke.
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Foto: Silvio Wyszengrad Broschüren informiere­n über Kurzarbeit. Sämtliche Informatio­nen gibt es auch online.

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