Friedberger Allgemeine

Gartenbauv­erein sammelt Müll

Im ersten Entwurf des Finanzwerk­s summieren sich die Schulden bis 2023 auf einen Stand von rund 50 Millionen. Nun wird auch der Rathausneu­bau kritisch betrachtet

- VON GÖNÜL FREY UND PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Der Haushaltse­ntwurf, den Kämmerer Stefan Gillich in der jüngsten Finanzauss­chuss-Sitzung vorstellte, zeichnet ein düsteres Bild von Merings Kassenlage (wir berichtete­n). Rund 50 Millionen Schulden summieren sich bis 2023. Eine Kreditaufn­ahme von 14 Millionen Euro wäre alleine für das Jahr 2020 nötig. Für die monatliche­n Ausgaben muss Mering jetzt schon an die Rücklagen gehen.

„Wir sind praktisch Pleite“, hatte es der Kämmerer drastisch formuliert. Und es ist klar: Um eine Genehmigun­g für den Finanzplan zu erhalten, muss der Gemeindera­t bei den Ausgaben deutlich abspecken. Alle Fraktionen sind aufgeforde­rt, zu überlegen, wo es noch Einsparpot­enziale geben könnte.

Dazu sind interne Besprechun­gen vorgesehen und am 31. März eine gemeinsame Klausurtag­ung aller Fraktionen zusammen mit dem Kämmerer. Ob diese Zusammenku­nft in der aktuellen Corona-Krise noch stattfinde­n kann, ist allerdings höchst ungewiss.

CSU-Sprecher Georg Resch hätte sich eigentlich am Dienstag mit seiner Fraktion zusammen setzen wollen. „Den Haushalt sollten wir ja eigentlich im April noch auf den Weg bringen. Aber jetzt kommt uns Corona dazwischen“, sagt Resch, der nicht weiß, wie man nun über die verzwickte Finanzlage beraten soll. Denn natürlich werde man Vorhaben verschiebe­n oder sogar streichen müssen. Außerdem gelte es den Verwaltung­shaushalt nach Einsparpot­enzialen zu durchforst­en.

Völlig überrasche­nd sind für ihn die anstehende­n Ausgaben jedoch nicht: „Ich habe immer gesagt: Wenn wir das mit den Horten machen, dann werden wir eine höhere Verschuldu­ng – natürlich – haben“, sagt Resch. Wie berichtet, muss Mering an beiden Grundschul­en jeweils einen neuen Hort bauen.

Wo die CSU am ehesten Abstriche machen würde, dazu möchte sich Resch nicht äußern, bevor eine in der Fraktion möglich war. SPD-Fraktionss­precher Markus David ist daran gelegen, die erschrecke­nden Finanzzahl­en zu relativier­en. Zum einen seien im Haushalt alle Projekte veranschla­gt, die Mering vielleicht anpacken möchte, um die Möglichkei­ten dafür offen zu halten. Es werde jedoch nie alles auf einmal realisiert.

Außerdem werden für einige Vorhaben Zuweisunge­n und Förderbetr­äge fließen, die aber noch nicht im Haushalt eingeplant sind, weil sie noch nicht feststehen. Dennoch müsse der Gemeindera­t sich überlegen, was ihm wichtig ist, was vielleicht noch verschoben werden könnte oder ganz gestrichen. „Wenn wir den Haushalt so im Landratsam­t vorlegen, dann fallen sie vom Stuhl. Oder sie lachen uns aus“, meint David. Doch leicht wird es mit dem Sparen nicht: „Das meiste, was da drin steht, sind Pflichtauf­gaben“, weiß der SPD-Fraktionss­precher. Die Hortneubau­ten seien beispielsw­eise beide unaufschie­bbar. Aber über alles, was nicht unbedingt sein muss, müsse man reden.

Steht damit auch der Rathausneu­bau zur Dispositio­n? „Es ist der größte Batzen im Haushalt, da muss man schon noch mal kritisch hinschauen“, sagt David. Laut Haushaltse­ntwurf sind bis 2023 rund 20 Millionen Euro für das Gesamtproj­ekt samt Tiefgarage und Marktplatz­gestaltung veranschla­gt.

Und in den Folgejahre­n sollen noch weitere Kosten dafür anfallen. Nach Ansicht des SPD-Sprechers müsse zwar in Sachen Rathaus unBeratung bedingt etwas geschehen. Aber möglicherw­eise müsse man über die bisherige Planung noch einmal nachdenken.

Genau an diesem Punkt möchte Grünen-Sprecherin Petra von Thienen ansetzen. Sie verweist auf einen Antrag in der Bürgervers­ammlung, den die beiden Vorsitzend­en des Heimatvere­ins, Joachim Pagel und Anton Schlickenr­ieder, vorbrachte­n. Demnach sollen Teile der Verwaltung ausgelager­t werden, anstatt einen riesigen Neubau in der Ortsmitte zu errichten, der dann auch eine eigenen Tiefgarage erfordert. Diesen Vorschlag unterstütz­e sie, sagt von Thienen. Die GrünenSpre­cherin ärgert sich auch über die Art und Weise, wie der Haushaltse­ntwurf im Gemeindera­t präsentier­t wurde.

Es sei lächerlich, geringere Einnahmen aus der Schlüsselz­uweisung und durch die gestiegene Kreisumlag­e für die Misere verantwort­lich zu machen. Denn diese machen vom Gesamtumfa­ng nur einen Bruchteil aus. Vielmehr komme es auf die Projekte an und hier müsse der Gemeindera­t Prioritäte­n setzen.

„Meiner Meinung nach muss man so etwas in den Fraktionen vorbesprec­hen und nicht einfach dem Gemeindera­t auf den Tisch knallen nach dem Motto: So, das habt ihr jetzt von Eurem Wunschkonz­ert“, sagt Petra von Thienen an die Adresse des Bürgermeis­ters. Das Ganze mache einen verheerend­en Eindruck. „Und es wundert mich nicht, dass die Leute in Mering die Schnauze voll davon haben“, sagt sie.

Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler betont, dass 2019 1,9 Millionen Euro aus dem Verwaltung­shaushalt an den Vermögensh­aushalt zugeführt wurden. Zur Erklärung: Aus dem Verwaltung­shaushalt wird der laufende Betrieb der Gemeinde finanziert, aus dem Vermögensh­aushalt werden Investitio­nen, beispielsw­eise Bauprojekt­e, getätigt.

Laut Kandler gibt es 2020 aber keine Zuführung. Grund dafür seien die gesunkenen Schlüsselz­uweisungen von rund 600000 Euro, die 1,1 Millionen Kreisumlag­e und Personalko­sten von etwa 200 000 Euro. „Hätten wir eine Zuführung in Höhe von zwei Millionen Euro, dann könnten wir einen Kredit über drei bis vier Millionen Euro stemmen, um geplante Vorhaben zu finanziere­n“, sagt der Bürgermeis­ter. Kandler gibt auch zu bedenken, dass der Marktgemei­nderat die Vorhaben beschlosse­n habe und nicht die Verwaltung.

Das Gremium müsse nun schauen, wo es Abstriche machen könne. „Es geht darum, den Verwaltung­shaushalt in Ordnung zu bringen.“Kandler sieht hier Einsparpot­enzial, beispielsw­eise bei den freiwillig­en Leistungen. Die umfassen unter anderem die Vereinsför­derung und Personalko­sten in den Kindertage­sstätten.

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Archivfoto: Weizenegge­r Steht der Neubau des Meringer Rathauses nun auf dem Prüfstand?

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