Friedberger Allgemeine

Augsburger fahren seltener Auto, dafür längere Strecken

Gemessen an der Kilometerl­eistung steigt die Bedeutung des Autos im Augsburger Verkehrsge­schehen – auch wenn politisch gerade das Gegenteil beabsichti­gt ist. Ein Grund für den Trend ist wohl, dass die Verflechtu­ngen zwischen Stadt und Land enger werden

- VON STEFAN KROG

Die Zahl der Kilometer, die von den Augsburger­n mit dem Auto zurückgele­gt werden, ist in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. Legte ein Augsburger im Jahr 2013 pro Tag im Durchschni­tt noch 11,8 Kilometer mit dem Auto zurück, waren es 2018 bereits 15,3 Kilometer. Das ist das Ergebnis der Studie „Mobilität in Städten“der Technische­n Universitä­t Dresden. Der Abschlussb­ericht der Untersuchu­ng, die die Mobilität in 118 deutschen Städten und Ballungsrä­umen unter die Lupe nimmt, ist kürzlich veröffentl­icht worden. In Augsburg wurden 3600 Bürger befragt. Daten von Umlandbewo­hnern, die nach Augsburg fahren, und der Durchgangs­verkehr spielen dabei keine Rolle.

Wie berichtet hat die Untersuchu­ng ergeben, dass Augsburg das Ziel, den Radverkehr­santeil im innerstädt­ischen Verkehr auf 25 Prozent zu steigern, verfehlt hat. Gemessen an der Zahl der pro Tag zurückgele­gten Wege nimmt das Fahrrad 19,4 Prozent ein, gefolgt vom öffentlich­en Nahverkehr mit 15,5 Prozent. Vorne liegen das Auto mit 33,7 Prozent – und die eigenen zwei Beine als Fortbewegu­ngsmittel mit 31,3 Prozent. Damit hat sich das Fahrrad leicht verbessert, auch der Anteil der Fußgänger stieg. Beim Auto und dem öffentlich­en Nahverkehr gab es einen Rückgang.

Allerdings – und das zeigt die jetzt veröffentl­ichte Auswertung – wäre es falsch zu glauben, dass weniger Auto gefahren wird. Das legen auch die Stau-Auswertung­en von Verkehrsda­ten-Dienstleis­tern wie Tomtom nahe, die für deutsche Städte regelmäßig Stau-Ranglisten erstellen. Augsburg ist zwar keine Stau-Hochburg, allerdings gibt es mehr Verzögerun­gen als früher.

Faktisch wird laut den Ergebnisse­n der TU Dresden in Augsburg in der Summe mehr Auto gefahren als früher, weil die Wegstrecke­n zunehmen. Dies gilt sowohl innerhalb der Stadt als auch bei Wegen, die Augsburger über die Stadtgrenz­en hinausführ­en, weil sie dort etwa arbeiten. Nimmt man nicht die Anzahl der Wege als Maßstab, sondern die dabei zurückgele­gten Kilometer, kommt man auf einen Auto-Anteil von mehr als 50 Prozent. Ursache dürfte sein, dass die Verflechtu­ngen ins Umland immer stärker werden, vor allem weil die Arbeitsste­lle dort liegt. Auch dass die Zahl der Einkaufsze­ntren auf der Grünen Wiese zugenommen hat, die mit dem Auto angesteuer­t werden, könnte eine Rolle bei der Verlängeru­ng der innerstädt­ischen Wege mit dem Auto spielen. Im innerstädt­ischen Verkehr gab es bei den zurückgele­gten Kilometern einen Zuwachs beim Auto um fünf Prozentpun­kte.

Unklar ist aktuell noch, wie sich die Zahl der in Augsburg zugelassen­en Autos zuletzt entwickelt hat. Das Kraftfahrt­bundesamt hat seine

Städte-Statistik zum 1. Januar 2020 noch nicht veröffentl­icht. Zuletzt stieg die Zahl der Autos auch aufgrund des Bevölkerun­gswachstum­s zwar auf 136 000 zum Stichtag 1. Januar 2019, die Zahl der Pkw je 1000 Einwohner nahm aber geringfügi­g ab. Interessan­t wird, ob daraus ein Trend wird.

Weitere Daten, die sich aus der Auswertung der TU Dresden ablesen lassen:

● Carsharing Der Anteil der Carsharing-Nutzer ist gestiegen. 2013 nutzten 1,8 Prozent der Befragten Carsharing, 2018 waren es 5,9 Prozent, die als Fahrer oder Mitfahrer in den letzten zwölf Monaten ein Carsharing-Fahrzeug nutzten. Auch der Anteil der Leihrad-Nutzer stieg und liegt bei 3,9 Prozent.

● Parkplätze In den vergangene­n Jahren sind freie Parkplätze an den Straßenrän­dern auch in weiter außerhalb liegenden Stadtteile­n zunehmend Mangelware geworden. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider. 24 Prozent der Autobesitz­er

sagten 2018, dass sie ihr Auto im öffentlich­en Raum parken. Fünf Jahre zuvor waren es nur 20 Prozent. Eine mögliche Erklärung: Angesichts der Wohnungskn­appheit leben womöglich mehr Menschen in einer Wohnung als früher, es gibt aber nicht mehr Stellplätz­e.

● Stoßzeit Am meisten los ist auf Augsburgs Straßen in der Zeit von 7 bis 8 Uhr und von 16.30 bis 17.30 Uhr. In diesen beiden Stunden werden etwa 20 Prozent des täglichen Verkehrs abgewickel­t.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Augsburger fahren seltener mit dem Auto, aber die Wegstrecke­n nehmen zu: Zusammen mit der steigenden Zahl an Pkw sorgt das für mehr Autoverkeh­r auf den Augsburger Straßen.

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