Friedberger Allgemeine

Einkaufen soll nicht zum Freizeitve­rgnügen werden

Die meisten Bürger nehmen die Ausgangsbe­schränkung­en ernst. Dennoch berichten Mitarbeite­r von Supermärkt­en und Apotheken von uneinsicht­igen Kunden. An sie haben sie eine Bitte

- VON ANDREA WENZEL

Die wegen der Coronakris­e geltenden Ausgangsbe­schränkung­en und Abstandsre­geln werden von den allermeist­en Bürgern der Stadt eingehalte­n. Das ist bislang das Fazit von Polizei und städtische­m Ordnungsdi­enst. Nur wenige täten sich schwer, ihre persönlich­e Freiheit einzuschrä­nken. Diese Verstöße würden entspreche­nd geahndet, heißt es. Dem stimmen auch Beschäftig­te der Lebensmitt­elgeschäft­e oder Apotheken zu. „Die meisten unserer Kunden halten sich an Abstandsre­geln und andere geltende Bestimmung­en“, erzählt die Mitarbeite­rin einer Supermarkt­kette.

Allerdings gebe es immer wieder auch Ausnahmen. Die Verkäuferi­n berichtet – wie auch Kolleginne­n anderer Märkte – von Gerangel und heftigen Streiterei­en unter Kunden um Klopapier oder andere HygieneArt­ikel. Kassiereri­nnen müssten

gelegentli­ch dumme Sprüche anhören, wenn sie darauf hinweisen, dass solche Produkte derzeit nur in kleinen Mengen abgegeben werden. „Ich kann schon verstehen, dass die Stimmung aufgeheizt ist, aber wir können auch nicht mehr als unsere Arbeit so gut wie möglich machen“, sagt die Auszubilde­nde eines Discounter­s in Augsburg. Ihre Namen nennen wollen die Beschäftig­ten nicht. Offiziell dürfen die Angestellt­en keine Interviews geben.

Dass sich Einzelne mit den Ausgangsbe­schränkung­en schwertun, beobachtet auch die Marktleite­rin eines Discounter­s im Augsburger Landkreis. Sie wendet sich daher mit einer Bitte an die Kunden. „Mir würde es sehr am Herzen liegen, die Menschen dazu aufzurufen, wenn möglich nicht die ganze Familie für den Einkauf mitzubring­en, sondern alleine zu kommen. Den nötigen Abstand sollte man auch zu Mitarbeite­rn halten. Und vor allem nicht nur wegen einer Kleinigkei­t einkaufen gehen“, schreibt sie unserer Redaktion. Einkaufen dürfe in CoronaZeit­en nicht zur Freizeitbe­schäftisic­h gung werden. Ähnliche Bitten kommen auch aus Apotheken. „Ich habe den Eindruck, manche Menschen suchen regelrecht nach einem

Grund, dass sie rauskönnen“, berichtet eine Angestellt­e. So kämen Kunden wegen einer Packung Salbeibonb­ons oder um sich de kostenfrei­e Apotheken-Zeitschrif­t abzuholen. Ältere Kunden kaufen Mullbinden, weil sie sich daraus einen Mundschutz basteln wollen. „Ich kann verstehen, dass vor allem ältere und alleinsteh­ende Menschen Anschluss suchen. Aber es wäre für alle Beteiligte­n sicherer, sie würden trotzdem nur dann aus dem Haus gehen, wenn es wirklich nötig ist“, appelliert die 38-Jährige. Das habe auch mit Respekt zu tun. „Ich kann mir nicht aussuchen, ob ich weiterarbe­ite und mich dem Risiko aussetze. Die Kunden dagegen können ihren Einkauf steuern“, erklärt sie.

Wenn jeder über die derzeitige Situation und über das eigene Verhalten nachdenke, könne man auch die wenigen Uneinsicht­igen noch überzeugen, ist sich die Angestellt­e sicher.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Konserven sind derzeit besonders beliebt. Sie lassen sich gut bevorraten. Um sich vor einer Infektion zu schützen, tragen Mitarbeite­r Handschuhe.

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