Einkaufen soll nicht zum Freizeitvergnügen werden
Die meisten Bürger nehmen die Ausgangsbeschränkungen ernst. Dennoch berichten Mitarbeiter von Supermärkten und Apotheken von uneinsichtigen Kunden. An sie haben sie eine Bitte
Die wegen der Coronakrise geltenden Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln werden von den allermeisten Bürgern der Stadt eingehalten. Das ist bislang das Fazit von Polizei und städtischem Ordnungsdienst. Nur wenige täten sich schwer, ihre persönliche Freiheit einzuschränken. Diese Verstöße würden entsprechend geahndet, heißt es. Dem stimmen auch Beschäftigte der Lebensmittelgeschäfte oder Apotheken zu. „Die meisten unserer Kunden halten sich an Abstandsregeln und andere geltende Bestimmungen“, erzählt die Mitarbeiterin einer Supermarktkette.
Allerdings gebe es immer wieder auch Ausnahmen. Die Verkäuferin berichtet – wie auch Kolleginnen anderer Märkte – von Gerangel und heftigen Streitereien unter Kunden um Klopapier oder andere HygieneArtikel. Kassiererinnen müssten
gelegentlich dumme Sprüche anhören, wenn sie darauf hinweisen, dass solche Produkte derzeit nur in kleinen Mengen abgegeben werden. „Ich kann schon verstehen, dass die Stimmung aufgeheizt ist, aber wir können auch nicht mehr als unsere Arbeit so gut wie möglich machen“, sagt die Auszubildende eines Discounters in Augsburg. Ihre Namen nennen wollen die Beschäftigten nicht. Offiziell dürfen die Angestellten keine Interviews geben.
Dass sich Einzelne mit den Ausgangsbeschränkungen schwertun, beobachtet auch die Marktleiterin eines Discounters im Augsburger Landkreis. Sie wendet sich daher mit einer Bitte an die Kunden. „Mir würde es sehr am Herzen liegen, die Menschen dazu aufzurufen, wenn möglich nicht die ganze Familie für den Einkauf mitzubringen, sondern alleine zu kommen. Den nötigen Abstand sollte man auch zu Mitarbeitern halten. Und vor allem nicht nur wegen einer Kleinigkeit einkaufen gehen“, schreibt sie unserer Redaktion. Einkaufen dürfe in CoronaZeiten nicht zur Freizeitbeschäftisich gung werden. Ähnliche Bitten kommen auch aus Apotheken. „Ich habe den Eindruck, manche Menschen suchen regelrecht nach einem
Grund, dass sie rauskönnen“, berichtet eine Angestellte. So kämen Kunden wegen einer Packung Salbeibonbons oder um sich de kostenfreie Apotheken-Zeitschrift abzuholen. Ältere Kunden kaufen Mullbinden, weil sie sich daraus einen Mundschutz basteln wollen. „Ich kann verstehen, dass vor allem ältere und alleinstehende Menschen Anschluss suchen. Aber es wäre für alle Beteiligten sicherer, sie würden trotzdem nur dann aus dem Haus gehen, wenn es wirklich nötig ist“, appelliert die 38-Jährige. Das habe auch mit Respekt zu tun. „Ich kann mir nicht aussuchen, ob ich weiterarbeite und mich dem Risiko aussetze. Die Kunden dagegen können ihren Einkauf steuern“, erklärt sie.
Wenn jeder über die derzeitige Situation und über das eigene Verhalten nachdenke, könne man auch die wenigen Uneinsichtigen noch überzeugen, ist sich die Angestellte sicher.