Hotels setzen jetzt auf Tagesgäste
Die Übernachtungszahlen sind in den Augsburger Hotels drastisch gesunken. Die Zeit wird für Reinigung und Reparaturen genutzt. Einige Hotelbetreiber bieten in Zeiten des Coronavirus ein anderes Geschäftsmodell an
Absperrungen gehören derzeit zum Alltag in der Coronakrise, wie hier in einem Bus der Stadtwerke zum Schutz des Fahrers.
An einen normalen Hotelbetrieb ist derzeit nicht zu denken. Die Coronakrise hat die Hotels mit als Erstes getroffen: Reservierungen wurden abgesagt, Restaurants und Bars geschlossen. Der Betrieb geht in vielen Augsburger Einrichtungen dennoch weiter – wenn auch anders als gewohnt.
Die Eingangstüren beim Hotel Drei Mohren öffnen sich nicht mehr automatisch. Die Beherbergung von Gästen ist in den vergangenen Tagen vollkommen zum Erliegen gekommen. Die Lampen der großen Kronleuchter, die normalerweise den Eingangsbereich mit Licht fluten, sind gedimmt. In der Bar 3M sind Tische und Stühle beiseitegeräumt. Während junge Mitarbeiter den Boden reinigen, geht ein Handwerker einsam durch die leeren Gänge des Traditionshotels in der Innenstadt – dort, wo sich normalerweise Reisende und Gäste tummeln.
Auch für Hoteldirektor Theodor Gandenheimer ist es eine mehr als ungewöhnliche Situation. Er versucht, das Beste daraus zu machen. „Ein Großteil der Mitarbeiter befindet sich in Kurzarbeit. Aber wir haben allein 30 Auszubildende, die nicht in Kurzarbeit gehen und natürlich auch beschäftigt werden wollen“, sagt der Hotelchef. Die ungewöhnlich ruhige Phase im Hotelbetrieb wird zur Grundreinigung genutzt. Gandenheimer erzählt: „Normalerweise machen wir das peu à peu während des laufenden Betriebs, nun können wir es umfassend angehen.“Die Vorhänge in den Zimmern werden abgenommen und gewaschen, Minibars enteist, neue Kosmetikspiegel montiert.
Und in den kommenden Tagen gibt es auch neue Gäste, die umsorgt werden wollen, Tagesgäste. „Wir bieten unsere Hotelzimmer nun als Homeoffice an mit Schreibtisch, WLAN und Stellplatz in der Parkgarage. Getränke und Mittagessen können dazugebucht werden“, sagt Gandenheimer. Zwei Personen würden in diesen Tagen ihr neues Homeoffice beziehen. „Das sind Leute, die aufgrund der Coronakrise in ihren Räumlichkeiten im Büro eingeschränkt sind oder in ihrer eigenen Wohnung keine Möglichkeit haben oder nicht zur Ruhe kommen.“
Im Hotel Dorint zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier steht der Hoteldirektor derzeit persönlich am Tre
„Vier bis fünf Gäste pro Nacht haben wir im Moment“, erklärt Jörg Böckeler, Pressesprecher der Dorint-Gruppe. Das entspricht einer Auslastung von zwei bis drei Prozent. Eine Schließung des Hotels komme aber auch hier nicht in Frage, betont Böckeler. Für Stammgäste möchten sie weiter verfügbar sein. Dennoch arbeiten die Angestellten mit Ausnahme der Azubis und der Führung zu 100 Prozent in Kurzarbeit. Zum Schutz der Mitarbeiter habe laut Pressesprecher Böckeler das Hotel schon zu Beginn der Ausbreitung des Coronavirus mit Hygieneschulungen begonnen.
Das Tragen eines Mundschutzes überlässt das Hotel seinen Angestellten allerdings selbst. Verpflichtend sei es nicht, sagt Böckeler. Viel mehr setzen die Betreiber auf die Verantwortung der Mitarbeiter, sich krankzumelden, sobald sie sich unwohl fühlen. Um am Tresen, wo der Kontakt zum Gast am intensivsten ist, die Mitarbeiter zu schützen, steht jetzt ein Spuckschutz. Zugleich möchte das Hotel Synergieeffekte schaffen: Bis Ende April stellt das Hotel seine Zimmer den Gästen auch für Homeoffice zur Verfügung.
Ein anderes Hotel in der Innenstadt, das nicht genannt werden möchte, beherbergt derzeit nur drei Gäste – und ebenso viele Angestellte versorgen diese – ein Zimmermädchen und zwei Angestellte an der Rezeption. Wie lange das Hotel die ungewollte Eins-zu-eins-Betreuung noch anbietet, ist vorerst nicht klar. Die Hotelleitung plant von Tag zu Tag neu: Zunächst werde über die Osterfeiertage geschlossen. Wie es bis zum Ende der Ausgangsbeschränkung weitergeht, werde danach entschieden. Denn das Hotelgewerbe trifft die Schließung ins
Mark. „Zu 100 Prozent Kurzarbeit haben wir beantragt“, erklärt der Hoteldirektor, der momentan mit Verwaltungsarbeit sehr in Anspruch genommen wird. Derzeit würden nur Reservierungen und Stornierungen abgearbeitet.
Die Zeit, bis wieder regulär Gäste im Hotel übernachten dürfen, nutzt das Hotel ebenfalls für den Aufbau von Schutzmaßnahmen für die Angestellten. So erhält der Empfangstresen einen Spuckschutz, wie er auch in Supermärkten zu finden ist, und die Angestellten werden in Hysen. gienemaßnahmen geschult. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Alexander Schön, Geschäftsführer des Alpenhofs, der das Haus gemeinsam mit seinem Bruder Andreas führt. Seit 1. April können Gäste sich tageweise in die Zimmer zum Arbeiten einmieten, inklusive einer kleinen Mahlzeit. Die Zimmer dazu sind nahezu alle frei. Nur einen Gast pro Nacht verzeichne der Alpenhof aktuell. Nur noch ein Teil des Hotels sei deshalb geöffnet. Komplett schließen kommt für den Geschäftsführer aber vorerst nicht in Frage. Auch, um die Auszubildenden, die nicht von der Kurzarbeit betroffen sind, weiter beschäftigen zu können. „Neben der Geschäftsführung sind noch 14 Auszubildende im Hotel“, sagt Schön. Diese teilten sich die anfallenden Arbeiten auf.
Besonders beklemmend ist für die Mitarbeiter der Hotels, dass derzeit niemand sagen könne, wie lange diese Phase noch anhält. Theodor Gandenheimer hofft, dass nach Ostern die Geschäftsreisen wieder anziehen. „Unsere Hoffnung ist es auch, dass nach dieser Coronakrise vor allem der Städtetourismus boomt und viele Menschen in Deutschland verreisen werden und nicht weiter weg.“
Hotelchefs hoffen, dass das Geschäft wieder anzieht