Wie Seniorenheime sich wappnen
Nach dem Tod zweier Bewohnerinnen des AWO-Heims in Aichach steigt auch die Anspannung in anderen Pflegeeinrichtungen im Landkreis
Aichach-Friedberg Nach dem Tod zweier Bewohnerinnen des AWOSeniorenheims in Aichach sind die dortigen Mitarbeiter hoch motiviert, die Situation zu meistern. Sie krempelten die Ärmel hoch, sagte Dieter Egger, Vorstandsvorsitzender der AWO Schwaben, am Donnerstag.
Wie berichtet, sind zwei Heimbewohnerinnen im Alter von 86 und 91 Jahren gestorben. Laut AWO stehen die Todesfälle „wohl im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“. Nach Angaben des Gesundheitsamts vom Mittwoch ist nicht klar, ob die beiden „mit oder an Covid-19“gestorben sind. Die 86-Jährige starb im Heim; sie war positiv getestet. Die 91-Jährige war mit akuter Atemnot ins Krankenhaus gebracht worden und starb dort an den Symptomen. Ein Test zeigte, dass auch sie das Virus in sich trug.
Egger sagte, nun sei es wichtig, dass alle Bewohner und Beschäftigten getestet würden und die negativ Getesteten schnell aus der Quarantäne kämen. Laut Landratsamt sind vier Bewohner und eine im Heim beschäftigte Person positiv getestet. Von den weiteren Verdachtsfällen mit typischen Symptomen ist einer getestet – negativ. Im Landkreis haben sich bislang 158 Menschen infiziert. Davon sind 48 wieder gesund. In den Kliniken an der Paar werden zwölf Corona-Patienten stationär behandelt; davon eine Person, die auf der Intensivstation liegt und beatmet wird.
AWO-Vorstandsvorsitzender Egger hält es nun vor allem für wichtig, Ruhe im Heim in Aichach zu verbreiten. „Emotionale Probleme sind schlecht fürs Immunsystem.“Wichtig sei vor allem, dass die den Bewohnern vertrauten Mitar
bald wieder einsetzbar seien. Über Telefon oder Skype werde versucht, den Kontakt zwischen Bewohnern und Familien zu halten.
Das Berufsethos der Mitarbeiter sei immens, ebenso die Solidarität im Verband mit den vom Coronavirus betroffenen Häusern. Wo Personal ausfällt, helfen Egger zufolge andere Häuser aus. Schutzausrüstung sei ausreichend vorhanden. Was Egger Sorgen macht: „Wenn Menschen über Wochen kein Wochenende und keine Freizeit mehr haben, zehrt das an den Kräften und an der Psyche. [...] Wie lange hält man dieses hohe Motivationslevel durch?“
Am Dienstag traf das Gesundheitsamt Regelungen für das Heim, die laut einer Mitteilung Grundlage einer Anordnung sind, die nun für alle stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen im Landkreis getroffen wird. Darin werden detailliert die Vorsorgemaßnahmen und das Vorgehen im Fall der Fälle geregelt.
Im Haus an der Paar in Aichach verfolgt man die Lage mit Sorge. 83 Bewohner werden laut Heimleiterin Lolita Höpflinger derzeit betreut. Zweimal täglich wird bei ihnen und den Beschäftigten Fieber gemessen, wie es auch im AWO-Heim geschieht. „Wir desinfizieren rauf und runter.“Sicherheitsabstände würden, wo es möglich ist, eingehalten. Jüngst bekam das Heim Schutzkittel, Desinfektionsmittel und Masken vom Landratsamt geliefert. Woran es mangle, seien dreilagige OP-Masken. Um die Mitarbeiter zu motivieren, dürfen sie im Dienst kostenlos im Heim mitessen. Höpflinger: „Alle halten zusammen.“
Das Karl-Sommer-Stift in Friedberg hatte bisher keinen Verdachtsfall. Einrichtungsleiter Jakob Alaskiewitsch erzählt, dass sich der Pflegebereich vom Betreuten Wohnen abgeschottet habe. Der Träger, das Diakonische Werk, habe einen Aufnahmestopp verhängt. Der Einrichbeiter tungsleiter macht sich hauptsächlich Sorgen über mögliche Isolierungsmaßnahmen: „Wir haben 70 Prozent Doppelzimmer.“Einzelne Personen zu isolieren, stelle eine große Herausforderung für die kleine Einrichtung dar. Man arbeite an Ausweichmöglichkeiten.
Auch im Caritas-Seniorenzentrum St. Agnes in Mering wurden noch keine Verdachtsfälle verzeichnet. Leiter Klaus Mayinger ist optimistisch: „Wir arbeiten immer so, dass sich Infektionen nicht verbreiten können.“Die Mitarbeiter würden genau instruiert. Aber es gebe zu wenig Schutzkleidung und Masken. Um den Bewohnern die Kontaktsperre zu erleichtern, habe man eine Sprechstelle eingerichtet. Über Kopfhörer könnten sie durch die geschlossene Glastür mit ihren Angehörigen sprechen und sie sehen. „Das kommt so gut an, dass wir nun über eine zweite Sprechstelle nachdenken.“