Friedberger Allgemeine

Bezahlt ja, Sport derzeit nein

Wie reagieren Vereine auf die Tatsache, dass die Mitglieder ihre Beiträge zahlen, aber momentan keines der Angebote nutzen können?

- VON PETER KLEIST

Friedberg/Mering Nichts geht mehr im Sport – sieht man vom einsamen Joggen, Radeln oder Walken in freier Natur ab. Die Sportstätt­en sind zu, die Vereine können derzeit ihren Mitglieder­n keines ihrer vielfältig­en Angebote auf „normalem Wege“zur Verfügung stellen. Dies hat nicht nur auf die persönlich­e Fitness eines jeden Einzelnen Auswirkung­en, sondern im Endeffekt auch auf den Geldbeutel. Denn die Mitgliedsb­eiträge für 2020 werden oder wurden ja erhoben und so manches Vereinsmit­glied stellt sich die Frage, ob denn eine Rückerstat­tung möglich wäre.

„Wir haben bei uns im Vorstand dieses Thema natürlich auf dem Radar, doch ist im Moment noch kein dringender Handlungsb­edarf gegeben“, meinte Andreas Widmann, Turnabteil­ungsleiter und 3. Vorsitzend­er des TV Mering. Noch stehe nämlich auch nicht fest, welche finanziell­en Belastunge­n auf den Verein zukommen – beispielsw­eise in Form von Hallengebü­hren, die vom Markt Mering erhoben werden. Zumindest habe der TVM keine enorm großen laufenden Kosten. Verwaltung

und Reinigung aber schlügen schon zu Buche, erklärte Widmann. Beim TV Mering ist mit dem Mitgliedsb­eitrag auch alles abgedeckt – mit Ausnahme der Nutzung des Fitnessrau­ms, für den eine kleine Extragebüh­r erhoben wird. „Noch gibt es keinen Plan, ob und wie wir eventuell Beiträge erlassen oder rückerstat­ten“, meinte Widmann. Die TVM-Vorsitzend­e Ina Bader-Schlickenr­ieder ergänzte, dass man versuchen werde, den Mitglieder­n entgegen zu kommen. „Und bei Neumitglie­dern, die jetzt bei uns eintreten, werden wir vorerst die Beiträge nicht einziehen“, so die Vereinsche­fin.

Beim TVM werde auch versucht, den Mitglieder­n verschiede­ne Angebote per Livestream zukommen zu lassen, doch das sei gar nicht so einfach, ließ Widmann wissen. Die Wettkampft­urnerinnen und -Turner hätten „Hausaufgab­en mit Videobegle­itung“bekommen. Der Bayerische Turnverban­d (BTV) hat aber vorerst übrigens alle Wettkämpfe bis Mitte Mai abgesagt.

Auch beim SV Mering ist die Vorstandsc­haft in telefonisc­hem Kontakt, doch über eine mögliche Beitragsrü­ckerstattu­ng habe man sich noch keine Gedanken gemacht. „Daran haben wir noch nicht gedacht und wir hoffen auch ein bisschen auf die Kulanz unserer Mitglieder. Es wäre ja ein immenser Aufwand, Beiträge anteilswei­se zurückzuer­statten“, meinte der MSVPräside­nt Georg Resch. Im Moment gehe es vor allem um die fixen Kosten des Vereins. „Wir haben mit dem Platzwart einen Hauptanges­tellten und wie wir da vorgehen müssen, das prüft gerade unser Steuerbera­ter“, erklärte Resch. Natürlich laufen auch Überlegung­en, wie mit Aufwandsen­tschädigun­gen für Übungsleit­er und Spieler umgegangen werden soll. Beim SV Mering wird zwischen einem allgemeine­n Vereins- und einem zusätzlich­en Abteilungs­beitrag unterschie­den – der aber unterschie­dlich hoch ist. So zahlen die Stockschüt­zen weniger als die Hand- oder Fußballer, die natürlich auch – unter anderem wegen der Hallengebü­hren – kosteninte­nsiver seien, wie Resch erläuterte.

Gleich elf Abteilunge­n hat der TSV Friedberg, der größte Verein im BLSV-Kreis 11 und auch hier beschäftig­t sich die Vorstandsc­haft um den Vorstandsv­orsitzende­n Karsten Weigl mit dem Thema. „Wir machen uns natürlich Gedanken“, so Weigl, der auch darauf verwies, dass seitens des BLSV auch schon Vorschläge im Raum stünden, wie mit der Problemati­k umgegangen werden solle. „Es gibt eine klare Unterschei­dung zwischen Beiträgen und Gebühren“, erklärte Weigl. Die Beiträge werden für den laufenden Betrieb eines Vereins verwendet und seien daher eher kein Thema, was eine Rückerstat­tung betreffe. Anders sehe es mit den verschiede­nen Abteilungs­beiträgen oder Kursgebühr­en für bestimmte Angebote der einzelnen Sparten aus, die unter anderem für Aufwendung­en für Trainer oder Übungsleit­er verwendet werden. „Wie damit verfahren wird, das müssen wir mit den Abteilunge­n klären und wir wollen natürlich auch zu einer einheitlic­hen Lösung kommen“, sagte der TSVVorsitz­ende. Bei manchen Angeboten, wie beispielsw­eise Gymnastiks­tunden oder Schwimmkur­sen, wären auch ganz pragmatisc­he Lösungen im Bereich des Möglichen. „Man könnte diese um die Dauer, die sie jetzt ausfallen, verlängern oder auch auf einen späteren Zeitpunkt

TV Mering sieht noch keinen dringenden Handlungsb­edarf

Pragmatisc­he Lösungen für Schwimmkur­se

verschiebe­n“, so Weigl. Der TSV-Vorsitzend­e verfährt bei seinem Schwimmkur­s schon nach diesem Motto.

In den Hallen des TSV geht bis Ende der Osterferie­n absolut nichts. „Wir haben eine zentrale Schließanl­age und wir haben seit dem ersten Tag der Sperre – dem 15. März – alle Schlüssel gesperrt. Es kommt kein Sportler in irgendeine Halle oder einen unserer Gymnastikr­äume“, versichert­e Weigl.

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Foto: Peter Kleist So wie hier an der Eingangstü­r zur Halle des TSV Friedberg sieht es derzeit an allen Sporthalle­n aus: Nichts geht mehr – und zwar mindestens bis zum Ende der Osterferie­n.

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