Bezahlt ja, Sport derzeit nein
Wie reagieren Vereine auf die Tatsache, dass die Mitglieder ihre Beiträge zahlen, aber momentan keines der Angebote nutzen können?
Friedberg/Mering Nichts geht mehr im Sport – sieht man vom einsamen Joggen, Radeln oder Walken in freier Natur ab. Die Sportstätten sind zu, die Vereine können derzeit ihren Mitgliedern keines ihrer vielfältigen Angebote auf „normalem Wege“zur Verfügung stellen. Dies hat nicht nur auf die persönliche Fitness eines jeden Einzelnen Auswirkungen, sondern im Endeffekt auch auf den Geldbeutel. Denn die Mitgliedsbeiträge für 2020 werden oder wurden ja erhoben und so manches Vereinsmitglied stellt sich die Frage, ob denn eine Rückerstattung möglich wäre.
„Wir haben bei uns im Vorstand dieses Thema natürlich auf dem Radar, doch ist im Moment noch kein dringender Handlungsbedarf gegeben“, meinte Andreas Widmann, Turnabteilungsleiter und 3. Vorsitzender des TV Mering. Noch stehe nämlich auch nicht fest, welche finanziellen Belastungen auf den Verein zukommen – beispielsweise in Form von Hallengebühren, die vom Markt Mering erhoben werden. Zumindest habe der TVM keine enorm großen laufenden Kosten. Verwaltung
und Reinigung aber schlügen schon zu Buche, erklärte Widmann. Beim TV Mering ist mit dem Mitgliedsbeitrag auch alles abgedeckt – mit Ausnahme der Nutzung des Fitnessraums, für den eine kleine Extragebühr erhoben wird. „Noch gibt es keinen Plan, ob und wie wir eventuell Beiträge erlassen oder rückerstatten“, meinte Widmann. Die TVM-Vorsitzende Ina Bader-Schlickenrieder ergänzte, dass man versuchen werde, den Mitgliedern entgegen zu kommen. „Und bei Neumitgliedern, die jetzt bei uns eintreten, werden wir vorerst die Beiträge nicht einziehen“, so die Vereinschefin.
Beim TVM werde auch versucht, den Mitgliedern verschiedene Angebote per Livestream zukommen zu lassen, doch das sei gar nicht so einfach, ließ Widmann wissen. Die Wettkampfturnerinnen und -Turner hätten „Hausaufgaben mit Videobegleitung“bekommen. Der Bayerische Turnverband (BTV) hat aber vorerst übrigens alle Wettkämpfe bis Mitte Mai abgesagt.
Auch beim SV Mering ist die Vorstandschaft in telefonischem Kontakt, doch über eine mögliche Beitragsrückerstattung habe man sich noch keine Gedanken gemacht. „Daran haben wir noch nicht gedacht und wir hoffen auch ein bisschen auf die Kulanz unserer Mitglieder. Es wäre ja ein immenser Aufwand, Beiträge anteilsweise zurückzuerstatten“, meinte der MSVPräsident Georg Resch. Im Moment gehe es vor allem um die fixen Kosten des Vereins. „Wir haben mit dem Platzwart einen Hauptangestellten und wie wir da vorgehen müssen, das prüft gerade unser Steuerberater“, erklärte Resch. Natürlich laufen auch Überlegungen, wie mit Aufwandsentschädigungen für Übungsleiter und Spieler umgegangen werden soll. Beim SV Mering wird zwischen einem allgemeinen Vereins- und einem zusätzlichen Abteilungsbeitrag unterschieden – der aber unterschiedlich hoch ist. So zahlen die Stockschützen weniger als die Hand- oder Fußballer, die natürlich auch – unter anderem wegen der Hallengebühren – kostenintensiver seien, wie Resch erläuterte.
Gleich elf Abteilungen hat der TSV Friedberg, der größte Verein im BLSV-Kreis 11 und auch hier beschäftigt sich die Vorstandschaft um den Vorstandsvorsitzenden Karsten Weigl mit dem Thema. „Wir machen uns natürlich Gedanken“, so Weigl, der auch darauf verwies, dass seitens des BLSV auch schon Vorschläge im Raum stünden, wie mit der Problematik umgegangen werden solle. „Es gibt eine klare Unterscheidung zwischen Beiträgen und Gebühren“, erklärte Weigl. Die Beiträge werden für den laufenden Betrieb eines Vereins verwendet und seien daher eher kein Thema, was eine Rückerstattung betreffe. Anders sehe es mit den verschiedenen Abteilungsbeiträgen oder Kursgebühren für bestimmte Angebote der einzelnen Sparten aus, die unter anderem für Aufwendungen für Trainer oder Übungsleiter verwendet werden. „Wie damit verfahren wird, das müssen wir mit den Abteilungen klären und wir wollen natürlich auch zu einer einheitlichen Lösung kommen“, sagte der TSVVorsitzende. Bei manchen Angeboten, wie beispielsweise Gymnastikstunden oder Schwimmkursen, wären auch ganz pragmatische Lösungen im Bereich des Möglichen. „Man könnte diese um die Dauer, die sie jetzt ausfallen, verlängern oder auch auf einen späteren Zeitpunkt
TV Mering sieht noch keinen dringenden Handlungsbedarf
Pragmatische Lösungen für Schwimmkurse
verschieben“, so Weigl. Der TSV-Vorsitzende verfährt bei seinem Schwimmkurs schon nach diesem Motto.
In den Hallen des TSV geht bis Ende der Osterferien absolut nichts. „Wir haben eine zentrale Schließanlage und wir haben seit dem ersten Tag der Sperre – dem 15. März – alle Schlüssel gesperrt. Es kommt kein Sportler in irgendeine Halle oder einen unserer Gymnastikräume“, versicherte Weigl.