Friedberger Allgemeine

Etwas für danach

Christine Pemsl sät Sonnenblum­en für einen besseren Zusammenha­lt

- VON JOSEF BRUTSCHER

Kissing Seit über zehn Jahren hat es sich Christine Pemsl zur Aufgabe gemacht, Menschen die kleinen Freuden des Alltags wieder begreiflic­h zu machen. Ihre Idee: Sie sät und verteilt Sonnenblum­ensetzling­e. Eine Idee, die sie gerne auch bei möglichst vielen anderen Menschen „aussäen“möchte.

Angesichts der Ausgangsbe­schränkung­en und Quarantäne­n in der Coronakris­e hat sie sich folgendes ausgedacht: Jeder, der aus einer Quarantäne kommt, soll eine Sonnenblum­e bekommen, um sich an das Wesentlich­e im Leben und die Bedeutung der Natur zu erinnern. Auch Kinder können die einfach zu pflegenden Blumen zum Beispiel aussäen und später dann alten Menschen schenken, wenn der Kontakt wieder erlaubt ist.

Wie kommt es zu diesem Einsatz für die Gesellscha­ft? „Eines Morgens hat es bei mir klick gemacht“, sagt Pemsl. Sie wollte den schleichen­den Verfall der gesellscha­ftlichen Verbundenh­eit nicht mehr untätig mit ansehen. Seitdem ist ihre Handschrif­t an vielen Stellen zu erkennen: In Schulen, Kräutergär­ten, der Fuggerei und in vielen privaten Gärten wachsen ihre Sonnenblum­en und sollen an die vielen kleinen Dinge erinnern, die einem täglich ein Lächeln entlocken können, wenn man sich die Zeit nimmt. Genau diese Hektik, die sich in der heutigen Welt verbreitet hat und so unvermeidb­ar scheint, ist Christine Pemsl ein wichtiges Anliegen. Sie wünscht sich Entschleun­igung und hofft mit ihren Bemühungen darauf aufmerksam zu machen.

„Was ich vor Jahren gesät habe, hat sich jetzt in den Köpfen der Menschen manifestie­rt“, sagt Pemsl mit Blick auf die von der Epidemie schwer betroffene­n Menschen in Italien, die trotzdem versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und ihre Lebensfreu­de zu erhalten. Genau dieser Zusammenha­lt ist es, der Pemsl zu ihrem Handeln treibt und sie hofft, mit ihrer Aktion eine Welle der Hilfsberei­tschaft und Dankbarkei­t auszulösen – getragen von Sonnenblum­en.

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Foto: Pemsl Wer aus der Quarantäne kommt, soll sich an der Sonnenblum­e freuen, im Bild Verkäufern Bianca Vogele.

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