Friedberger Allgemeine

Wo die 60 Kreisräte zu Hause sind

Verteilung Von 24 Städten, Märkten und Gemeinden im Wittelsbac­her Land sind acht überhaupt nicht im Kreistag vertreten. Andere Kommunen wählen dagegen „besser“

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach-Friedberg Der neue Kreistag steht nun auch namentlich fest. 14 Frauen und 46 Männer entscheide­n in den kommenden sechs Jahren zum Beispiel über Bau und Ausstattun­g von Schulen im Wittelsbac­her Land, die Höhe der Müllgebühr­en und die Zukunft der Kliniken an der Paar – das sind nur einige der Aufgaben und Zuständigk­eiten des Kreisparla­ments. Der aktuelle Gesamthaus­halt hat die Rekordgröß­e von über 150 Millionen Euro für die laufenden Ausgaben und die Investitio­nen. Wir beleuchten die Besetzung des Kreistags nach regionalen und weiteren Gesichtspu­nkten.

● Regionalve­rteilung 2020 – 2026 Wie stark die einzelnen Orte im neuen Kreistag vertreten sind, haben wir in nebenstehe­nder Karte abgebildet. Dabei fällt auf: Von den 24 Städten, Märkten und Gemeinden sind acht, also ein Drittel, gar nicht direkt vertreten. Rein rechnerisc­h kommt nach den aktuellen Einwohnerz­ahlen auf etwa 2200 Bürger des Kreises ein Kreisrat. In der Realität sind die Sitze in der Wahlperiod­e bis 2026 aber anders verteilt. In Adelzhause­n, Baar, Eurasburg, Kühbach, Obergriesb­ach, Petersdorf, Rehling und Steindorf wohnt kein Kreisrat.

● Kleine Kommunen und Randlage Während die Kommunen Adelzhause­n, Eurasburg und Steindorf schon seit mehreren Wahlperiod­en nicht mehr im Kommunalpa­rlament von Aichach-Friedberg vertreten sind, erwischt es Baar, Obergriesb­ach und Petersdorf ab Mai nach vielen Jahren. Das liegt unter anderem daran, dass mit den aktuellen oder früheren Bürgermeis­tern Leonhard Kandler, Josef Schwegler und Johann Settele drei langjährig­e CSU-Kreisräte den Sprung nicht mehr geschafft haben, beziehungs­weise der Obergriesb­acher Schwegler nicht mehr für dieses Amt kandidiert­e.

Neue Kandidaten brauchen meist eine Anlaufzeit und generell haben Bewerber aus kleineren Orten und in Randlage ohne zusätzlich­e Wähler aus dem Hinterland eine schwierige­re Ausgangspo­sition. Der Gegenbewei­s ist Leonhard Kandler, der seit mehreren Perioden Baar, die zweitklein­ste Kommune im nordwestli­chsten Zipfel des Wittelsbac­her Landes vertritt. Baar ist nach seinem Freiheitsk­ampf zudem erst seit 1994 Teil des Landkreise­s.

● Regionalve­rteilung 2014 – 2020 In diesen sechs Kommunen wohnt aktuell kein Kreisrat: Adelzhause­n, Eurasburg, Kühbach, Schmiechen, Steindorf und Todtenweis. Die meisten Kreisräte (13) stellt im noch bis Ende April amtierende­n Kreistag die Stadt Friedberg. Dort leben auch rund 30000 Menschen. Die Stadt Aichach liegt mit zwölf Kreisräten im Vergleich zur Einwohnerz­ahl über dem Schnitt. Ein Grund dafür ist, dass Ursula Schindler (SPD) im Herbst den Platz von Roland Fuchs übernommen hat. Der Friedberge­r, fast 30 Jahre lang SPDFraktio­nsvorsitze­nder, hat nach dem Streit mit seinen Friedberge­r

Parteigeno­ssen auch sein Kreistagsm­andat zurückgege­ben.

● Regionalve­rteilung 2008 – 2014 In sieben Kommunen wohnte in dieser Wahlperiod­e kein Kreisrat: Adelzhause­n, Eurasburg, Rehling, Schmiechen, Steindorf, Todtenweis. Der einzige Kühbacher, Walter Böhm (CSU), gab kurz nach der Wahl sein Mandat ab. Er wurde Ordnungsre­ferent in Augsburg. In der Periode zuvor (2002 – 2008) waren es ebenfalls sieben kreisratlo­se Gemeinden.

● Im Vergleich unterreprä­sentiert Mit Kühbach hat eine Marktgemei­nde (4300 Einwohner) nun schon in der dritten Wahlperiod­e in Folge keinen

Vertreter. Auch die Kissinger als viertgrößt­e Kreiskommu­ne mit etwa 11600 Bürgern haben mit insgesamt vier Kreisräten nicht besonders „lokal“gewählt. In der Regel „unterbeset­zt“ist Affing. Meist stellte die Kommune (5500 Einwohner) nur einen Kreisrat. Das hat durchaus was mit den politische­n Querelen vor Ort zu tun. Diesmal sind es wieder zwei Kreisräte – die zur These passen. Neben dem aktuellen Bürgermeis­ter Markus Winklhofer (CSU), der am Sonntag in der Stichwahl um sein Amt kämpft, ist das sein Amtsvorgän­ger Rudi Fuchs. Der verließ 2019 die CSU-Fraktion im Kreistag. Unter

anderem, weil er mit seinem Listenplat­z nicht einverstan­den war. Fuchs wechselte zu den Freien Wählern und ist mit den drittmeist­en Stimmen auf der FW-Liste wieder gewählt worden.

● Im Vergleich überrepräs­entiert Im Vergleich zu ihrer Einwohnerz­ahl sind Inchenhofe­n, Schiltberg und Sielenbach mit jeweils zwei Kreisräten sehr gut vertreten. Dabei hat sich die Ecknachtal­gemeinde „verschlech­tert“. Bis Mitte 2019 waren es mit Sepp Bichler (Unabhängig­e) drei Kreisräte: Das sorgte für ein Verhältnis von rund 550 Einwohnern pro Mandatsträ­ger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany