Friedberger Allgemeine

Kommunalwa­hl: Frauen gewinnen kaum Land

Von insgesamt 450 Mandaten in Kreistag, Gemeinde- und Stadträten, die im Wittelsbac­her Land zu vergeben sind, haben Frauen gerade mal ein Fünftel erobert. Das ist minimal mehr als vor sechs Jahren. Es gibt zumindest zwei Lichtblick­e

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN „Es funktionie­rt bei mir auch nur so gut, weil ich leider keine Kinder habe.“ Gertrud Hitzler, ab Mai Bürgermeis­terin in Aindling – die Einzige im Landkreis

In der Gemeinde Affing kommen sie gleich drei Schritte voran. Dafür bleibt im Markt Inchenhofe­n alles wie gehabt und in der Stadt Friedberg geht es sogar wieder zwei rückwärts – für die Frauen. Nach den Stichwahle­n vom Sonntag sind auch die letzten noch offenen fünf Personalie­n in den Rathäusern entschiede­n und damit auch die möglichen Nachrücker­innen im Wittelsbac­her Land. Jetzt steht fest, wie viele der insgesamt 450 Sitze in Gemeinde- und Stadträten sowie im Kreistag von Frauen besetzt sind. Ergebnis: Im Vergleich zum Wahlausgan­g 2014 hat die „Frauen-Fraktion“nur minimal an Land in den 25 Kommunalpa­rlamenten im Landkreis gewonnen: Über die Hälfte der Bevölkerun­g besetzt gerade mal ein Fünftel der Sitze in den kommunalen Gremien.

„Beim Auszählen fällt auf, dass auf Stimmzette­ln keine einzige Frau angekreuzt ist.“Sandra Schmid, ab Mai Einzelkämp­ferin im Schiltberg­er Gemeindera­t

● In Zahlen Die Frauen haben 92 der insgesamt 450 Mandate erobert – macht eine Quote von rund 20 Prozent. 2014 holten sie 88 von damals noch 452 Mandaten – macht eine Quote von rund 19,5 Prozent. Zum Vergleich: Im Bundestag liegt der Frauenante­il bei 31,2 und im Landtag bei 26,8 Prozent. Noch deutlich schlechter sieht es für die Frauen im Landkreis AichachFri­edberg bei der Besetzung der Leitungsfu­nktionen in den 24 Rathäusern plus Landratsam­t aus: Frauenquot­e vier Prozent. Das ist aber immerhin schon mal besser als der aktuelle Stand: Frauenquot­e null. Mit Gertrud Hitzler (CSU) in Aindling übernimmt nach zwölf Jahren wieder eine Frau ein Bürgermeis­teramt. Zuvor war überhaupt erst einmal eine Frau im Landkreis Aichach-Friedberg in dieser Funktion: Brigitte Meyer (FDP) von 1996 bis 2008 in Merching.

● Regel eins Je größer eine Kommune, umso höher ist der Anteil in den Gremien. Die Stadträte in Aichach und Friedberg sind zu 30 Prozent, beziehungs­weise einem Drittel, weiblich besetzt. In beiden Kommunen ist die Frauenquot­e übrigens gegenüber der Wahl 2014 gesunken. Gleich dahinter folgen mit Mering und Kissing die Siedlungss­chwerpunkt­e im Süden. In den kleinen Gemeinden unter 2000 Einwohnern geht es dann meist Richtung zehn Prozent und der einsamen „Quotenfrau“wider Willen. Sandra Schmid ist so eine Einzelkämp­ferin. Ab Mai ist sie die einzige Frau, die am Ratstisch in Schiltberg sitzt. Derzeit sind sie noch zu zweit. Dabei seien auf beiden Gemeindera­tslisten eine ganze Reihe an qualifizie­rten Frauen angetreten, betont Schmid. Aber beim Auszählen falle einem schon auf, das auf manchen Stimmzette­ln keine einzige Frau angekreuzt worden sei. Gemeinderä­tin Schmid nimmt da nicht unbedingt die Männer in Haftung. Die Wählerinne­n haben zusammen gut die Hälfte der Stimmen. Wenn Frauen solidarisc­h Frauen wählen würden, dann gäbe es ganz einfach deutlich mehr Kommunalpo­litikerinn­en.

● Regel zwei Die meisten Kommunalpo­litikerinn­en im Verhältnis zu ihren gewählten Mandatsträ­gern stellen klar die Grünen, es folgt die SPD und dann mit Abstand die CSU gemeinsam mit freien Wählergrup­pierungen. Die neue CSU-Fraktion im Kreistag setzt sich zusammen aus 21 Männern und vier Frauen. Unter den 60 Kandidaten auf der Liste waren es aber auch schon nur elf Frauen. Bei den Grünen, die im Reißversch­lussverfah­ren paritätisc­h nominieren, liegen die Frauen mit 5:4 vorn. In der aktuellen Fraktion im Blauen Palais gibt es beim Verhältnis von 4:1 sogar einen „Quotenmann“(Klaus Becker).

● Paradebeis­piel Für Regel eins und Regel zwei gibt es übrigens im Wittelsbac­her Land ein Paradebeis­piel:

Im kleinen Schmiechen gibt es künftig zwei Frauen (bislang gar keine) – beide sind von den Grünen.

● Lichtblick eins Die Männer geben in der Kommunalpo­litik im Wittelsbac­her Land also weiterhin den Ton an. Immerhin gibt’s ab Mai keine reinen Männerwirt­schaften mehr. Die letzten beiden maskulinen Bastionen ganz im Landkreiss­üden sind am 15. März geschleift worden – ob von den weiblichen oder männlichen Wählern lässt sich schwer sagen. Jedenfalls gibt es künftig auch in Steindorf (rund 950 Einwohner) und Schmiechen (rund 1400 Einwohner) Lokalpolit­ikerinnen. Ab dem 1. Mai sitzt damit erstmals im gesamten Landkreis in jedem Gemeindeod­er Stadtrat mindestens eine Frau (siehe Infografik).

● Lichtblick zwei In den LechrainKo­mmunen ist die Frauenquot­e noch nie besonders hoch gewesen. Aber es gibt Entwicklun­gen und Auffälligk­eiten: In Affing gab es bis 2014 keine Rätin, derzeit eine und in Zukunft gleich vier. Dazu kommt die einzige Bürgermeis­tern in Aindling und Frauen, die in Todtenweis und Rehling abgeräumt haben. Sowohl Gertrud Hitzler (Aindling), als auch Petra Wackerl (Todtenweis) und Katharina Jakob (Rehling) waren jeweils Stimmenkön­iginnen bei ihren Gemeindera­tswahlen. Mit Silvia Huber folgte in Rehling noch eine Frau auf Platz zwei – vor den zwölf Männern. »Diese Woche S. 33 (Fotos: Eva Schilberth, Wolfgang Kauer, Ralf Hermle, at, pkl, brs, Foto Weiss, Hunger&Simmeth, FW, SPD, privat)

Müssen Frauen, um gewählt zu werden, immer deutlich besser als Männer sein?

Hitzler: Ich denke schon. Wenn ein Mann und eine Frau fachlich gleichwert­ig sind, bekommt der Mann eher mehr Stimmen. Es wäre aber auch nicht richtig, wenn eine Frau nur gewählt würde, weil sie eine Frau ist. Warum treten gerade auf dem Land so wenige Frauen bei den Kommunalwa­hlen überhaupt an?

Hitzler: Das hat mit der Lebens- und Erwerbssit­uation zu tun. Es herrschen schon noch traditione­lle Strukturen. Da passt für viele Frauen die Kommunalpo­litik zur Familie nicht dazu. Es funktionie­rt bei mir ja auch nur so gut, weil ich leider keine Kinder habe. Frauen haben die Hälfte der Stimmen: Wählen Frauen keine Frauen?

Hitzler: Also ich wähle Frauen. Ich kann mir vorstellen, dass das früher bei den Wählern auch noch stärker der Fall war. Aber da ändert sich gerade was. Was wünschen Sie sich von Frauen? Hitzler: Dass sie sich einfach zutrauen, das zu machen. Und wenn sie es beim ersten Mal nicht schaffen, es noch mal probieren.

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C. Schmid-Mägele
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Chantal Wieja
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Brigitte Neumaier
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C. Eser-Schuberth
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Sabine Kreitmeir
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Silvia Huber
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S. Veit-Wiedemann
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Angela Eichhorn
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S. Kopold-Keis
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Johanna Ruisinger
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Silvia Braatz
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Jutta Hahn
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Maria Posch
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Johanna Held
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Sandra Schmid
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Katharina Jakob
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E. Micheler-Jones
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Marion Brülls
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Berta Arzberger
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Ulrike Sasse-Feile
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Petra von Thienen
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Ulrike Näser
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Bettina Stief
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Mareike Hartung
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Heike Themel
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Kariene Eikelmann
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Iris Neusiedl
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Kristina Kolb-Djoka
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I. Singer-Prochazka
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Maria Hofreiter
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K. Müllegger-Steiger
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Magdalena Federlin
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