Friedberger Allgemeine

Er zeigt dem Stress die Rote Karte

Lennart Ehring aus Griesbecke­rzell bringt Schule, Schießspor­t und seine Tätigkeite­n als Fußball-Schiedsric­hter und bei der Feuerwehr unter einen Hut

- VON JOHANN EIBL

Seine Leistungen im Deutschher­ren-Gymnasium in der zehnten Klasse in Aichach können sich sehen lassen. „Die schlechtes­te Note ist eine Drei“, sagt Lennart Ehring. Der 15-Jährige aus Griesbecke­rzell konzentrie­rt sich aber längst nicht allein aufs Lernen. Er tanzt vielmehr gleich auf mehreren Hochzeiten: als Luftgewehr­schütze bei Almenrausc­h Griesbecke­rzell, bei den FußballSch­iedsrichte­rn und auch noch bei der Freiwillig­en Feuerwehr Griesbecke­rzell.

Wer diese Liste betrachtet, der könnte schnell zu dem Schluss kommen: Stress pur. Davon ist freilich bei dem jungen Mann nichts zu spüren. Mutter Susanne Ehring führt als Begründung an: „Er ist tiefenents­pannt, ein ausgeglich­ener Typ.“Seit drei Jahren gehört ihr Sohn den Floriansjü­ngern an. Das bedeutet: Ein-, zweimal im Monat stehen Übungen an. Richtige Einsätze waren bislang nicht zu verzeichne­n, die stehen erst für 16-Jährige auf dem Programm. Diese Altersgren­ze erreicht er im August.

Der Weg zum Schießspor­t verlief ungewöhnli­ch. Ein Kürbisschn­itzen war im Angebot. Wie kann man damit das Interesse junger Leute fürs Schießen wecken? Ehe sie nach Hause entlassen wurden, durften sie sich mal in diesem Metier versuchen. „Ich war gleich begeistert“, schildert Lennart Ehring seine ersten Erfahrunge­n. Sich in Ruhe auf eine Aufgabe zu konzentrie­ren, das entsprach seinem Naturell. Die

Mutter Susanne dagegen hatte eher Bedenken bei der Vorstellun­g, dass ihr Sprössling zu einer Waffe greifen würde: „Da war ich sehr kritisch.“Mittlerwei­le lobt sie die Jugendarbe­it in diesem Verein („Ich kann nur empfehlen, das zu machen“) und freut sich darüber, dass Lennart bereits zweimal Jugendschü­tzenkönig geworden ist. Bei zehn Schuss kam der Tausendsas­sa auf einen persönlich­en Bestwert von 89 Ringen. Und dann holt er im Gespräch ein Blattl hervor, auf das er sichtlich stolz ist: „Ein 10,5-Teiler, mitten ins Schwarze, das war sehr, sehr gut.“

Wie so viele junge Burschen hat auch der Zeller mal Fußball gespielt, fünf Jahre waren es: „Dann habe ich aufgehört, weil es mir nicht mehr so viel Spaß gemacht hat.“Diesem Sport aber bleib Ehring auf andere

Weise verbunden. Er wurde Schiedsric­hter und hat bislang 40 Partien im Nachwuchsb­ereich geleitet. Mit zumeist positiven Erfahrunge­n. Daneben kam es auch zu heftigen verbalen Attacken gegen den Neutralen, von denen er sich aber nicht einschücht­ern ließ. Die Unparteiis­chen versuchen, den Nachwuchs heranzufüh­ren an anspruchsv­ollere Aufgaben, indem man sie im Tandem einsetzt. Hier agieren ein erfahrener Schiedsric­hter und ein junger Kollege gemeinsam auf dem Platz, im ersten Durchgang entscheide­t der Erfahrene, im zweiten der Anfänger. Ganz offensicht­lich eine Methode, die sich bewährt hat. „Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst“, blickt der Gymnasiast zurück auf die ersten Gehversuch­e als Unparteiis­cher: „Jetzt bin ich erfahrener und selbstbewu­sster.“

Anfangs fehlte ihm etwas der Mut

Zu Beginn fehlte ihm noch ein wenig der Mut, sich mit der Trillerpfe­ife ordentlich Gehör zu verschaffe­n. Auf Anraten der Mutter übte er im nahe gelegenen Wald: „Die Tiere haben das nicht so toll gefunden.“Aber es war ein Schritt, um in nächster Zeit auch mal eine Begegnung unter zwei Männerteam­s leiten zu dürfen. Inzwischen hat er sich ein dickes Fell wachsen lassen und bemüht sich, gewisse Kommentare auszublend­en. Und nun darf sich der Neutrale auch mal lobende Worte von allen Beteiligte­n anhören.

Die Mutter spricht von einem Lerneffekt, der auch in anderen Bereichen des Lebens von Nutzen sein kann: „Seit er das mit dem Schiedsric­htern macht, ist er wesentlich besser organisier­t.“Sie zeigt sich zudem angetan davon, wie die Schiedsric­hter-Gruppe Ostschwabe­n mit dem 15-Jährigen umgeht. Die Aussage gilt nicht zuletzt Reinhard Fröschl, der Lennart Ehring mit Rat und Tat begleitet. Das Coronaviru­s hat ihm eine zusätzlich­e Pause verschafft, die er freilich nicht ungenutzt verstreich­en lässt.

Von Montag bis Freitag sind Aufstehen um 7 Uhr und von 8 bis 11 Uhr Lernen angesagt. Und irgendwo im Hintergrun­d deutet sich bereits ein berufliche­s Ziel an. Ende Mai steht ein Praktikum bei der Bundeswehr an, genauer gesagt: bei den Feldjägern in München. Als Soldat könnte Ehring auch studieren, moderne Sprachen beispielsw­eise. Ein Major, der in seiner Nähe wohnt, hat ihn bei dieser Zielsetzun­g beeinfluss­t.

 ?? Foto: Sebastian Richly ?? Lennart Ehring aus Griesbecke­rzell sagt auf dem Fußballpla­tz als Schiedsric­hter, wo es langgeht. Der 15-Jährige ist nebenbei auch noch bei der Freiwillig­en Feuerwehr aktiv.
Foto: Sebastian Richly Lennart Ehring aus Griesbecke­rzell sagt auf dem Fußballpla­tz als Schiedsric­hter, wo es langgeht. Der 15-Jährige ist nebenbei auch noch bei der Freiwillig­en Feuerwehr aktiv.

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