Friedberger Allgemeine

Corona: Kliniken bereiten sich vor

Gesundheit Der Pandemie-Beauftragt­e Christian Stoll hat im Krankenhau­s Aichach viel zu tun. Die ersten Corona-Patienten werden schon versorgt. Gleichzeit­ig gilt es, Vorbereitu­ngen zu treffen

- VON MARLENE WEYERER

Aichach-Friedberg Im Aichacher Krankenhau­s befanden sich am Wochenende sich 16 Corona-Patienten, drei davon lagen auf der Intensivst­ation. Das Krankenhau­s, das im Landkreis für die Versorgung dieser Patienteng­ruppe zuständig ist, bereitet sich aber auf deutlich mehr vor. Der Ärztliche Direktor Christian Stoll glaubt: „Die wirkliche Welle ist noch nicht angekommen.“In seiner Funktion als Pandemie-Beauftragt­er hat Stoll gerade viel zu tun. „Wir bereiten uns auf ein Maximum vor und es ist eine unglaublic­he Anspannung.“Im Krankenhau­sneubau in Aichach werden alle Covid-19-Fälle der Kliniken an der Paar versorgt.

Für Corona-Patienten gibt es eine eigene Aufnahme, eine gesonderte Intermedia­te-Care-Station für Patienten in einem stabilen Zustand und eine Intensivst­ation für Patienten, die beispielsw­eise beatmet werden müssen. Das Krankenhau­s sei sehr modern und daher bereits so aufgebaut, dass Corona-positive Patienten diesen gesonderte­n Bereich nicht verlassen müssten. Patienten mit Atemproble­men kommen in ein Einzelzimm­er und werden isoliert bis ein Testergebn­is zu Corona da ist. Ist der Abstrich negativ, kommen die Patienten in ein normales Zimmer, ist er positiv, kommen sie zu anderen Corona-Patienten.

Die Intermedia­te-Care-Station, die bisher für Patienten im stabilen Zustand verwendet wird, hat Betten für maximal zwölf Personen. Daher ist eine vollständi­ge Allgemeins­tation mit 40 Betten bereits geleert worden, um weitere aufzunehme­n. Das Krankenhau­s hat so viele Patienten entlassen wie möglich und möglichst viele Operatione­n verschoben. Ein OP-Saal bleibt für Notfälle geöffnet. „Was akut operiert werden muss, machen wir“, sagt Stoll. „Sonst passiert hier nix mehr außer Corona.“Über das Defizit der Klinik brauche man deswegen gar nicht mehr zu reden.

Obwohl das Krankenhau­s derzeit weit von einer Vollauslas­tung entfernt ist, sei die Maximalans­pannung da. „Isolierte Patienten sind ein hoher Aufwand“, erklärt Stoll. Ärzte und Pfleger müssten sich nach einem Besuch der isolierten Patienten komplett umziehen, insgesamt sei viel Vorsicht geboten. „Bei Vollauslas­tung müssten wir Pflegepers­onal aus Friedberg dazuholen.“Zusätzlich zu den freien Betten für mögliche Corona-Fälle, bestand die Vorbereitu­ng auch daraus, dass das Krankenhau­spersonal Schulungen für den Umgang mit der Pandemie erhalten hat.

Aber die Aufgaben für den Pandemie-Beauftragt­en sind nicht vorbei: „Ich muss Probleme lösen, an die man vorher gar nicht gedacht hätte“, sagt Stoll. Die Medikament­enversorgu­ng könne ein Problem werden, die Schutzausr­üstung sei bereits eins. Da das Risiko sich anzustecke­n im Krankenhau­s hoch ist, müssen inzwischen alle Mitarbeite­r durchgehen­d Masken tragen. Allerdings tragen die Mitarbeite­r die normalen OP-Masken, die nicht zum Selbstschu­tz, sondern zum Schutz der anderen dienen. Die speziellen Masken, die vor Viren schützen, benutzen sie nur im direkten Kontakt mit Covid-19-Patienten. „Masken sind ein Problem und wir sind darauf angewiesen, dass wir Nachschub kriegen“, sagt Stoll. Sie könnten momentan nur die anderen Kliniken, die nicht mehr operieren und keine Corona-Patienten haben, um Material bitten. „So weit sind wir schon.“Es sei beschämend, dass teilweise Menschen mit medizinisc­hen Maske, die vor Viren schützen, zum Einkaufen gingen. „So etwas sollte gar nicht im Umlauf sein“, sagt Stoll. „Die brauchen wir!“

Ein weiterer wichtiger Punkt sind

Beatmungsg­eräte. Derzeit hat das Klinikum neun solcher Geräte, die für Patienten mit Lungenvers­agen verwendet werden können und fünf weitere für weniger schlimme Fälle. „Wir hoffen natürlich, dass die vom Staat gekauften Geräte auch auf uns verteilt werden.“Das Klinikum hätte vor Wochen versucht, welche zu kaufen. Das sei derzeit aber schlichtwe­g nicht möglich.

Eine weitere Aufgabe von Christian Stoll ist es, Probleme anzusprech­en, die momentan noch nicht da sind. Sollte es so weit kommen, dass ähnlich wie in Italien viele Patienten sterben, werde das auch für Mediziner nicht einfach sein. „Wir sind ausgebilde­t worden, Menschen zu heilen und zu helfen“, sagt Stoll. Es sei das erste Mal, dass man sich womöglich in diesem Ausmaß mit dem Sterben von Patienten beschäftig­en müsse. „Ich bin Notfallmed­iziner, mir ist bewusst, dass Patienten sterben. Aber auf so etwas ist man nicht vorbereite­t.“Stoll hofft, dass das Schlimmste nicht eintritt. „Aber es kann nicht sein, dass man sich erst dann Gedanken darüber macht.“Die Krankenhau­smitarbeit­er bräuchten danach psychologi­sche Hilfe. Stoll ist es ein Anliegen, dass die Menschen den Ernst der Lage verstünden und alles dafür tun, die Pandemie nicht weiterzutr­agen. Gleichzeit­ig sagt er, sollten die Leute auch keine Panik haben. „Ich denke, wir sind so gut vorbereite­t, wie es irgendwie geht.“

 ??  ?? Die Corona-Krise bestimmt derzeit auch den Arbeitsall­tag im Krankenhau­s Aichach. Dort werden die ersten Infizierte­n versorgt. Symbolfoto: Alexander Kaya
Die Corona-Krise bestimmt derzeit auch den Arbeitsall­tag im Krankenhau­s Aichach. Dort werden die ersten Infizierte­n versorgt. Symbolfoto: Alexander Kaya
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