Friedberger Allgemeine

Die Osterüberr­aschung für den lieben Georg

Im Lechfeldmu­seum stößt Wissenscha­ftler Jörn Meyers immer wieder auf neue Rätsel

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Bayernweit sind Ausstellun­gen und Museen wegen der Corona-Krise geschlosse­n. Das betrifft auch das Lechfeldmu­seum in Königsbrun­n. Dort arbeitet Jörn Meyers schon seit dem Herbst 2018 daran, die Ausstellun­g im Keller der Sing- und Musikschul­e wissenscha­ftlich aufzuarbei­ten. Die wichtigste Frage, die Meyers für jedes Stück klären muss: Stammt es überhaupt aus Königsbrun­n oder vom Lechfeld?

Bei seinem Vorzeige-Ausstellun­gsstück ist sich Jörn Meyers der Herkunft jedoch gewiss: Es handelt sich um Ostereier, in denen sich aufgerollt­e Liebesbots­chaften verstecken. Geschenkt wurden sie dem Museum im Jahr 1990 von der Enkelin der Autorin. Eine Frau Walter aus Königsbrun­n schreibt im Jahr 1896 an „ihren lieben Georg“, mit dem sie frisch verheirate­t ist, dass er ihr vollstes Vertrauen genießt und sie auf berufliche­n Erfolg und Kinder hofft.

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bleibt allerdings ein Geheimnis: Die Kurbel, mit der sich die drei Meter lange Schriftrol­le wieder aufrollen ließe, hat im Laufe der Jahre so sehr gelitten, dass die Gefahr zu groß ist, Ei oder Papier zu beschädige­n. „Wir wissen aber, dass die kompletten drei Meter beschriebe­n sind“, sagt Jörn Meyers.

Für viele der neueren Stücke in der Ausstellun­g und im Fundus hat Meyers mit Gabriel Albrecht eine wertvolle Quelle. Der Mitarbeite­r der Stadt engagiert sich viel im Lechfeldmu­seum, hat einen Teil der

Ausstellun­g neu konzipiert und kennt die Geschichte­n vieler Exponate. Bei anderen Stücken muss Meyers tief graben, um die Geschichte­n dahinter zu erfassen. „Da die Königsbrun­ner tendenziel­l wenig Geld hatten, sind meist unsere schlichten Stücke authentisc­h“, sagt Meyers. Besonders interessan­t macht seine Arbeit, dass die ärmeren Leute durchaus kreativ wurden, um bestimmte Dinge selbst herzustell­en, die sie sich sonst nicht leisten konnten. Die ältesten Stücke lassen sich auf das Jahr 1880 datieren.

Manche Geschichte­n, die sich im Lauf der Jahre zu den Ausstellun­gsstücken angesammel­t haben, stellten sich bei genauer Betrachtun­g als schwer zu belegen heraus. So wird sich nicht für jedes Ausstellun­gsstück eine exakte Geschichte und Zuordnung finden lassen. Jörn Meyers ist sich aber sicher, dass zumindest alle der 3000 bis 4000 Exponate im Museum bis zum Ablauf seines Vertrages erfasst und katalogisi­ert sein werden. Der komplette Bestand ist das aber noch lange nicht, sagt er.

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Foto: Bauer Drei kKliebevol­lem Inhalt gibt es im Bestand des Lechfeldmu­seums.

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