Corona: Strikte Regeln für Sterbebegleitung
Zwei weitere Corona-Infizierte sind im Landkreis gestorben. So läuft die Versorgung mit Schutzausrüstung
Aichach-Friedberg Zwei weitere Menschen im Landkreis, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind im Krankenhaus gestorben. Das teilte das Gesundheitsamt am Mittwochmittag bei einem Pressegespräch mit. Damit erhöht sich die Zahl derer, die mit oder an dem Virus starben, auf sechs. 96 Menschen sind dem Gesundheitsamt zufolge aktuell mit Corona infiziert. 199 wurden bislang positiv getestet, 103 davon sind bereits wieder gesund.
In den Kliniken an der Paar werden derzeit 20 Patienten mit Covid-19 stationär behandelt, vier davon in Beatmung auf der Intensivstation. Im Aichacher AWO-Heim stieg die Zahl der infizierten Bewohner auf 18. Es ist kein weiterer Bewohner verstorben. Bei acht Beschäftigten fiel der Test positiv aus.
Um Bewohner und Mitarbeiter der Heime zu schützen, hatten Gesundheitsamt und Ministerium zwei Allgemeinverfügungen erlassen (wir berichteten). Das hatte einige kritische Rückmeldungen zur Folge, wie Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner einräumte. Am Donnerstag soll es ein Treffen mit den Pandemiebeauftragten geben, die jedes Heim benennen muss. Dann würden offene Fragen geklärt.
Außerdem hat das Gesundheitsamt eine Handlungsanweisung für die Sterbebegleitung von Corona-Erkrankten in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen durch Angehörige herausgegeben. Sie enthält sehr genaue, strenge Vorgaben. So bleibt nur engen Angehörigen wie Partnern, Eltern oder Kindern ein Abschied vorbehalten. Und zwar in einem einzigen gemeinsamen Besuch, auch wenn der Sterbeprozess mehrere Tage dauert. Nur zwei Angehörige dürfen zeitgleich im Raum sein. Der Besuch darf nur in Schutzkleidung und mit anderthalb Metern Abstand erfolgen. Da ab 15 Minuten die Ansteckungsgefahr steigen würde, ist der Besuch auf zehn Minuten begrenzt. Stehe dem Heim keine ausreichende Schutzausrüstung zur Verfügung, müssten die Besucher danach zwei Wochen in Quarantäne.
Dass diese engen Vorgaben eine schwere Belastung für Sterbende und ihre Angehörigen sind, ist ihm und Landrat Klaus Metzger wohl bewusst, wie beide mehrfach unterstrichen. Metzger und Pürner sprachen von einer „schwierigen Abwägung“. Man hoffe dennoch auf das Verständnis der Angehörigen.
● Fieberambulanzen Im Landkreis werden voraussichtlich nächste Woche mit den niedergelassenen Ärzten zwei Fieberambulanzen eingerichtet, um dort zentral Patienten mit verdächtigen Symptomen zu behandeln. Eine Fieberambulanz soll am alten Aichacher Krankenhaus entstehen, die zweite in Friedberg. Wo genau, war am Mittwochmittag noch offen.
● Schutzkleidung Inzwischen trifft im Zwei-Tages-Rhythmus Nachschub an Schutzmasken, -kitteln und Handschuhen im Landkreis ein. Metzger sprach von „leichter Entspannung“, auch wenn die Ausstattung noch nicht ausreiche. Die Ausrüstung werde an Krankenhäuser, medizinische Einrichtungen und Ärzte verteilt. Die Weitergabe an die niedergelassenen Ärzte ist erst seit Kurzem möglich.
● Teststationen Seit knapp zwei Wochen läuft die Corona-Teststation in Aichach. Dort werden unter Federführung des Gesundheitsamts Angehörige systemrelevanter Berufe getestet. Seit Mittwoch werden dort in einer zweiten Schicht Menschen getestet, die von ihrem Hausarzt oder der KVB, erreichbar unter Telefon 116117, angemeldet wurden und einen Termin erhalten haben. Am Mittwoch waren die ersten 30 Personen angemeldet.
● Betrüger Das Landratsamt warnt vor Betrügern, die unter dem Vorwand eines Corona-Tests versuchen, sich Zugang ins Haus zu verschaffen. Pressesprecher Wolfgang Müller: „Wenn jemand vom Gesundheitsamt oder von der KVB zu einem Abstrich kommt, meldet er sich vorher an und kann sich ausweisen.“
● Bürgertelefon Das Corona-Bürgertelefon 08251/92-444 am Landratsamt ist auch an Ostern täglich erreichbar – von Karfreitag bis Ostermontag jeweils von 10 bis 13 Uhr. Rund um die Uhr steht folgende Mailadresse zur Verfügung: corona@lra-aic-fdb.de.