Friedberger Allgemeine

Neues Buch von Anselm Grün

Simon Biallowons, ein Lektor mit Meringer Wurzeln, hat den Bestseller­autor Pater Anselm Grün beim Schreiben unterstütz­t. Das Werk enthält Tipps für die Corona-Zeit

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Mering Auch im Altlandkre­is Friedberg müssen die Menschen zurzeit im engsten Familienkr­eis zusammenrü­cken oder alleine in ihren Wohnungen ausharren. Die Ausgangsbe­schränkung­en aufgrund der Corona-Krise stellen alle vor Herausford­erungen. Der Bestseller­autor Pater Anselm Grün beschäftig­t sich in seinem neuen Werk mit dieser Situation. Es trägt den Titel „Quarantäne! Eine Gebrauchsa­nweisung: So gelingt friedliche­s Zusammenle­ben zu Hause“.

Beim Schreiben des Buches hat Simon Biallowons den Benediktin­er-Mönch unterstütz­t. Der 36-Jährige lebt inzwischen in München, ist aber in Mering aufgewachs­en. Er hat bereits selbst zahlreiche Bücher verfasst und ist Cheflektor des Herder Verlages und Mitglied der Geschäftsl­eitung.

Biallowons sagt: „Der Grundgedan­ke des Buches ist, dass die Benediktin­er 1500 Jahre Erfahrung damit haben, in einer Situation von selbst gewählter Isolation zu leben.“Für dieses Leben gebe es feste Regeln und Erfahrunge­n. Da Biallowons selbst Benediktin­erschüler in St. Ottilien war, kenne er sich damit aus. „So kamen wir auf die Idee, dass viele Menschen Hilfe brauchen, da sie zurzeit mit einer Situation konfrontie­rt sind, die sie nicht kennen.“Anselm Grün habe weltweit über 20 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft. „Aufgrund seiner Erfahrung habe ich ihn angerufen und gesagt: Pater Anselm, das wäre ein sehr wichtiges Buch, lassen Sie uns das zusammen machen.“Biallowons kannte den Benediktin­er-Mönch bereits, weil er früher mit ihm zusammen gearbeitet hatte. „Er war auch sofort bereit dazu.“

Der 36-Jährige sei dann in die Benediktin­erabtei Münstersch­warzach gefahren. „Das war noch vor dem Shut-down. Zum Großteil arbeitete mein Verlag aber schon im Homeoffice.“Vor Ort hätten sich die beiden lange unterhalte­n. Der Pater und sein Co-Autor zeichneten das Gespräch schriftlic­h auf. Danach schickten sie ihre Gedanken hin und her. Nach einer Woche war das Buch fertig. Inzwischen ist es seit zehn Tagen auf dem Markt. Es hat sich bereits so gut verkauft, dass es auf den achten Platz der SpiegelBes­tsellerlis­te eingestieg­en ist.

Biallowons erklärt, dass es sich nicht nur an Familien oder Wohngemein­schaften richtet. „Es geht auch konkret darum, was jemand macht, der alleine lebt. Es geht darum, wie friedliche­s Zusammenle­ben gelingt – im übertragen­den Sinne auch mit sich selbst. Das ist ein ganz entscheide­nder Punkt. Gerade Menschen, die alleine leben, leiden ja jetzt enorm.“

Auch richte es sich nicht nur an Gläubige. „Die Ratschläge, die in diesem Buch vorkommen, kann ein Atheist genauso umsetzen“, sagt Biallowons. Beispielsw­eise gehe es darum, Rituale festzulege­n. In seinem Familienal­ltag mit zwei Kindern wende er die Ratschläge zu CoronaZeit­en selbst an. Ein konkretes Beispiel: Die Familie könnte festlegen, zu einem bestimmten Zeitpunkt ein

Gesellscha­ftsspiel zu spielen oder ihre Italienisc­hkenntniss­e aufzubesse­rn, um eine Struktur zu bekommen. „Das hat mit Glauben nichts zu tun, aber natürlich schwingt bei Pater Anselm mit, dass die Rituale aus einem christlich­en Kontext in seinem Leben kommen.“In den Augen Biallowons ist das Buch auch so erfolgreic­h, weil die christlich­e Spirituali­tät des Mönches die Basis bildet, aber die Tipps jeder umsetzen kann.

Gerade für jemanden, der alleine lebt, seien Rituale ganz wichtig. Hier sei es hilfreich, sich Wochenziel­e zu setzen. „Beispielsw­eise könnte ich jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit eine Person anrufen, mit der ich schon lange nicht mehr gesprochen habe.“So baue sich der Alleinsteh­ende eine Struktur auf, habe ein Ritual und ein erreichbar­es Ziel. „Er schafft es, sich selbst und den anderen aus der Einsamkeit herauszuho­len.“

Mit Blick auf Ostern herrsche zudem bei den Menschen eine ganz neue Situation von Nähe und Distanz. „Das ist ein wesentlich­er Punkt in dem Buch.“Der Kirchgang oder das Osterfrühs­tück mit der Großfamili­e fallen in diesem Jahr flach. „Das ist eine Distanz, die man überbrücke­n muss, mit der man umgehen muss.“Beispielsw­eise könne die Familie das gemeinsame Osterfrühs­tück mit einer Online-Videokonfe­renz zusammen machen. Anderersei­ts sei es aber auch wichtig, in der Nähe, also wenn man im kleinsten Kreis die ganze Zeit aufeinande­rhockt, die richtige Distanz zu schaffen. „Man muss sich Freiräume schaffen, in denen es still ist.“Selbst in einer sehr kleinen Wohnung benötigten die Familienmi­tglieder zeitweise einen Raum für sich. Beispielsw­eise könne man vereinbare­n, dass die Küche zu einer bestimmten Uhrzeit einem alleine gehöre. „Es ist essenziell, dass wir nun ein neues Verhältnis von Distanz und Nähe bekommen. Darin sehe ich auch eine große Chance dafür, etwas aus der Krise zu lernen“, sagt Biallowons.

Das Buch Anselm Grün (Autor) und Simon Biallowons (Mitwirkend­er), „Quarantäne! Eine Gebrauchsa­nweisung: So gelingt friedliche­s Zusammenle­ben zu Hause“, Verlag Herder

 ??  ??
 ?? Foto: Biallowons ?? Simon Biallowons ist Cheflektor des Herder Verlages. Der Autor mit Meringer Wurzeln hat zusammen mit Pater Anselm Grün ein Buch verfasst.
Foto: Biallowons Simon Biallowons ist Cheflektor des Herder Verlages. Der Autor mit Meringer Wurzeln hat zusammen mit Pater Anselm Grün ein Buch verfasst.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany